@phdthesis{Sproesser2015, author = {Ute Sproesser}, title = {Einflussfaktoren auf Kompetenz, Sichtweisen und motivationale Variablen im Bereich von Statistical Literacy}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:lg1-opus4-4103}, pages = {199}, year = {2015}, abstract = {F{\"u}r die informierte Teilhabe an der Gesellschaft sind grundlegende F{\"a}higkeiten des Verste-hens und Interpretierens von Daten unumg{\"a}nglich. Insbesondere werden diese ben{\"o}tigt, um evidenzbasierte Entscheidungen im privaten und {\"o}ffentlichen Leben treffen zu k{\"o}nnen. Ebenso spielen sie eine Rolle, um wichtige und komplexe soziale Themen wie Armut, Migration, Gesundheit, Kriminalit{\"a}t oder Bildung zu verstehen. F{\"u}r die Entwicklung diesbez{\"u}glicher F{\"a}higkeiten sind – wie f{\"u}r jegliche Lernprozesse – auch motivationale Komponenten wie Interesse und Selbstkonzept von gro{\"s}er Bedeutung. Trotz der Bedeutung datenbezogener F{\"a}higkeiten im Alltag vieler Menschen gibt es kaum empirische Befunde dazu, welche allgemeinen Lernermerkmale mit diesen zusammenh{\"a}ngen bzw. sie bedingen. Ebenso fehlt es an empirischer Evidenz zur Wirksamkeit von Lernarrangements, die auf die F{\"o}rderung von kognitiven und motivationalen Variablen im Bereich Statistik abzielen. An diesem Punkt setzt die vorliegende Dissertation mit drei Teilstudien an, die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Das erste Ziel der Dissertation besteht in der Erforschung von Zusammenh{\"a}ngen zwischen statistikbezogener Kompetenz und bestimmten Lerner- bzw. Kontextmerkmalen. Das zweite Ziel ist es, die Wirkung einer statistikspezifischen Intervention auf diese Kompetenz sowie auf Sichtweisen bez{\"u}glich Variabilit{\"a}t zu untersuchen. Die dritte Zielsetzung der Dissertation liegt in der Analyse von Effekten dieser Intervention auf bereichsspezifische motivationale Variablen. Mit diesen drei Zielsetzungen fokussiert die Dissertation auf einen Erkenntnisgewinn, der sowohl f{\"u}r die Unterrichtspraxis als auch f{\"u}r die fachdidaktische Theoriebildung von Bedeutung ist. Eine Besonderheit dieser Arbeit stellt die Ber{\"u}cksichtigung der gruppierten Datenstruktur in allen drei Teilstudien durch die Verwendung geeigneter Analyseverfahren dar. In einem ersten Schritt (Teilstudie 1) wurde in 25 achten Realschulklassen durch Mehrebe-nenregressionen die Beziehung zwischen der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ und Leseverst{\"a}ndnis sowie allgemeinen kognitiven F{\"a}higkeiten untersucht. Zus{\"a}tzlich wurden individuelle und klassenbezogene Eingangsvoraussetzungen der Lernenden als Kontrollvariablen einbezogen. Das Kompetenzkonstrukt stellte sich als relativ eigenst{\"a}ndig von den eher allgemeinen Sch{\"u}lervariablen Leseverst{\"a}ndnis und kognitiven F{\"a}higkeiten heraus. Dieses Ergebnis legt einerseits nahe, dass das in der vorliegenden Studie verwendete Testinstrument geeignet ist, Kompetenz im Bereich Statistik inhaltsspezifisch zu messen. Andererseits deutet dies darauf hin, dass die textgest{\"u}tzte Anlage der Lernmaterialien der Intervention f{\"u}r Sch{\"u}ler mit schw{\"a}cherem Leseverst{\"a}ndnis beziehungsweise mit niedrigeren kognitiven F{\"a}higkeiten nicht grunds{\"a}tzlich ein Hindernis darstellen muss. Au{\"s}erdem ergaben sich signifikante aber moderate Zusammenh{\"a}nge mit den zus{\"a}tzlich einbezogenen Kovariaten Mathematiknote und Geschlecht auf Individualebene sowie mit dem sozio{\"o}konomischen Status auf Klassenebene. Teilstudie 2 nahm in den Blick, inwiefern die individuellen Eingangsvoraussetzungen Lese-verst{\"a}ndnis, allgemeine kognitive F{\"a}higkeiten, die Mathematiknote sowie das Geschlecht die Entwicklung der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ sowie die Sichtweisen der Lernenden auf zufallsbedingte Variabilit{\"a}t im Verlauf einer Intervention beeinflussten. W{\"a}hrend vier Unterrichtsstunden bearbeiteten die Lernenden aus 25 achten Realschulklassen aufgeteilt in jeweils vier Treatmentgruppen speziell f{\"u}r diese Studie konzipierte Materialien. In {\"a}hnlicher Weise wie in Teilstudie 1 stellte sich das Leseverst{\"a}ndnis trotz textgest{\"u}tzter Anlage der Lernmaterialien als wenig bedeutsam f{\"u}r die Kompetenzentwicklung heraus, so dass Lerner mit schwachem Leseverst{\"a}ndnis in vergleichbarem Ma{\"s}e von der Intervention profitieren konnten wie ihre st{\"a}rkeren Peers. Dagegen spielten die kognitiven F{\"a}higkeiten sowie die Mathematiknote der Lernenden eine bedeutsamere Rolle f{\"u}r die Kompetenzentwicklung. Insgesamt verzeichneten die teilnehmenden Jungen einen h{\"o}heren Kompetenzzuwachs als die M{\"a}dchen. Im Vergleich zu diesen individuellen Eingangsvoraussetzungen war die Zugeh{\"o}rigkeit zu den verschiedenen Treatments der Intervention relativ unbedeutend f{\"u}r die Entwicklung von statistikbezogener Kompetenz. Insbesondere konnte keine Verbesserung durch die Anregung von spezifischen Reflexionen im Vergleich zu einem eher algorithmischen Basis-Training festgestellt werden. Dagegen f{\"u}hrte die Zugeh{\"o}rigkeit zu einem dieser reflexionsorientierten Treatments dazu, dass die Lernenden nach erfolgter Intervention zufallsbedingte Variabilit{\"a}t im Vergleich zu den Lernenden des Basis-Trainings signifikant st{\"a}rker ber{\"u}cksichtigten als zuvor. W{\"a}hrend die verschiedenen Treatments also kaum zu Unterschieden in der Kompetenzentwicklung f{\"u}hrten, hatten sie bedeutsame Unterschiede in den Sichtweisen auf Variabilit{\"a}t zur Folge. Neben der Entwicklung kognitiver Variablen stellt auch die F{\"o}rderung motivationaler Variablen ein wichtiges Ziel schulischen Lehr-Lernhandelns dar. Durch Teilstudie 3 wurde der Fokus dieser Dissertation entsprechend erweitert und der Einfluss der Intervention auf das bereichsspezifische Selbstkonzept und Interesse analysiert. Dabei diente eine Baseline-Gruppe aus vier zus{\"a}tzlichen Klassen als Referenzpunkt {\"u}ber den zeitlichen Verlauf der Intervention. Die Sch{\"u}ler dieser Baseline-Gruppe absolvierten lediglich in analogen Zeitabst{\"a}nden die Tests, nahmen aber an Stelle der Intervention an ihrem regul{\"a}ren Mathematik-Unterricht teil. Zun{\"a}chst wurde durch konfirmatorische Faktorenanalysen abgesichert, dass die verwendeten Skalen zur Erhebung von Selbstkonzept und Interesse bezogen auf Mathematik und Statistik empirisch trennbare Faktoren darstellten. Zudem legte es der Vergleich jeweils einer allgemeinen und einer aufgabenspezifischen Skala bez{\"u}glich des statistikbezogenen Selbstkonzepts und Interesses nahe, dass die Lernenden den Begriff Statistik mit dem Umgang mit Tabellen, Diagrammen und Kennwerten assoziierten. Im Verlauf der statistikbezogenen Intervention blieben die Durchschnittswerte der mathematikbezogenen Skalen recht stabil, w{\"a}hrend sich die Durchschnitte der statistikbezogenen Skalen in allen vier Treatmentgruppen im Vergleich zur Baseline-Gruppe signifikant erh{\"o}hten. Die verschiedenen Treatments zogen keine signifikanten Unterschiede nach sich. Es scheint so, dass die Auseinandersetzung mit statistischen Inhalten in einer sch{\"u}lerzentrierten Arbeitsform die Verst{\"a}rkung des Selbstkonzepts und des Interesses bezogen auf den Bereich Statistik bewirkte – unabh{\"a}ngig von unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten der Treatments. Insbesondere Sch{\"u}ler, die bereits zum Zeitpunkt des Vortests {\"u}ber relativ hohe Kompetenz im Bereich Statistik verf{\"u}gten, konnten durch die Intervention in ihrem statistikbezogenen Selbstkonzept und tendenziell auch in ihrem Interesse gef{\"o}rdert werden. Dieses Ergebnis unterstreicht die wechselseitige Beziehung zwischen Leistungs- und motivationalen Variablen und somit die Bedeutung der F{\"o}rderung beider Bereiche durch geeignete Materialien. Durch die Untersuchung von statistikbezogener Kompetenz, Sichtweisen auf Variabilit{\"a}t und motivationalen Variablen im Verlauf einer Intervention nimmt die vorliegende Dissertation eine breite Perspektive an Lernervariablen im Bereich Statistik in den Blick. Mit dieser Herangehensweise wird der Tatsache Rechnung getragen, dass schulischer Unterricht nicht nur auf den Aufbau von Kompetenz abzielen sollte, sondern auch die Pers{\"o}nlichkeitsentwicklung der Lernenden, die wiederum Lernprozesse determiniert, von wesentlicher Bedeutung ist. Die vorliegenden Ergebnisse liefern {\"u}ber eine Verbreiterung der fachdidaktischen Basis hinaus eine evidenzbasierte Einsch{\"a}tzung, inwiefern die untersuchten Variablen durch die Auseinandersetzung mit sch{\"u}lerzentrierten Lernmaterialien, wie sie im Rahmen dieser Studie entwickelt wurden, gef{\"o}rdert werden k{\"o}nnen.}, language = {und} }