@techreport{Hoetzer, type = {Working Paper}, author = {Lisa H{\"o}tzer}, title = {Wie Kinder von Kindern lernen – Lernsituationen in einer heterogenen Gruppe. Eine Untersuchung in einer integrativen Grundstufenklasse.}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:rt2-opus-1075}, abstract = {Auch wenn das deutsche Schulsystem noch immer auf einen Unterricht in m{\"o}glichst homogenen Lerngruppen setzt, wurden in den letzten zwanzig Jahren zunehmend Stimmen lauter, die vom Erfolg und Nutzen heterogener Lerngruppen {\"u}berzeugt sind. Begr{\"u}ndet wird dies insbesondere durch die zahlreichen Situationen im Schulalltag, in denen Kinder mit verschiedensten F{\"a}higkeiten und Verhaltensweisen sowie unterschiedlichem Vorwissen voneinander lernen k{\"o}nnen. Auch die im M{\"a}rz 2009 in Kraft getretene UN-Konvention {\"u}ber die Rechte von Menschen mit Behinderungen tr{\"a}gt dazu bei, dass das Lernen in heterogenen Lerngruppen ein immer bedeutsameres Thema wird. Trotz der Aktualit{\"a}t und Bedeutung dieses Themas bleibt die Beantwortung der Frage, wie Lernprozesse zwischen Kindern tats{\"a}chlich erfolgen, jedoch gr{\"o}{\"s}tenteils offen. Ziel dieser Arbeit ist es, Lehrkr{\"a}fte f{\"u}r m{\"o}gliche Lernprozesse zwischen Kindern in heterogenen Lerngruppen sensibel zu machen, so dass diese, unter Kenntnis f{\"o}rderlicher Bedingungen, f{\"u}r das Lernen genutzt werden k{\"o}nnen. Heterogenit{\"a}t ist eine Chance, die jedoch allzu oft nicht als solche erkannt wird. Aus diesem Grund wird in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen, wie Kinder von Kindern lernen k{\"o}nnen. Dabei gilt der Fokus Kindern zwischen sieben und neun Jahren, die integrativ in einer zweiten Klasse unterrichtet werden. Da in dieser Arbeit davon ausgegangen wurde, dass prinzipiell alle Kinder voneinander lernen k{\"o}nnen, wurde die Fragestellung nicht auf das Voneinander Lernen zwischen Kindern mit und ohne sonderp{\"a}dagogischen F{\"o}rderbedarf eingegrenzt. Au{\"s}erdem sollten Kinder nicht auf diese eine Eigenschaft reduziert, sondern in ihrer gesamten Pers{\"o}nlichkeit betrachtet werden. Nachdem zun{\"a}chst die Begriffe Integration, Inklusion und Heterogenit{\"a}t unter Ber{\"u}cksichtigung verschiedener Autoren definiert und voneinander abgegrenzt werden, erfolgt die Darstellung der theoretischen Grundlagen zur Erkl{\"a}rung menschlichen Lernens. W{\"a}hrend in der integrationsp{\"a}dagogischen Literatur vor allem die Bedeutung des Modelllernens diskutiert wird, wurden in dieser Arbeit auch weitere theoretische Ans{\"a}tze zum Lernen herangezogen. Sie sollen Hilfen und Anregungen f{\"u}r die Analyse von Lernsituationen zwischen Kindern geben. Dabei werden die drei Hauptstr{\"o}mungen der Lernforschung, der Behaviorismus, die kognitive sowie die konstruktivistische Lernpsychologie, unterschieden. Die Auswahl der theoretischen Ans{\"a}tze f{\"u}r diese Arbeit findet ihre Begr{\"u}ndung in der einschl{\"a}gigen Literatur, die diese als die bedeutendsten und grundlegendsten darstellt, sowie der Bedeutung dieser Ans{\"a}tze f{\"u}r Lernsituationen zwischen Kindern. Mit Hilfe der sich daraus ableitenden m{\"o}glichen Lernformen zwischen Kindern, welche aufgrund der Komplexit{\"a}t und Vielschichtigkeit des Lernens nicht immer klar voneinander zu trennen sind und auch kombiniert auftreten k{\"o}nnen, sowie der Theorie gemeinsamer Lernsituationen von WOCKEN wird exemplarisch eine Auswahl verschiedener Lernsituationen hinsichtlich darin liegender Lernformen analysiert. Zu diesem Zweck wurden Videoaufnahmen gemacht, welche eine m{\"o}glichst pr{\"a}zise Analyse komplexer Interaktionen erm{\"o}glichen. Unter Zuhilfenahme zahlreicher Studien erfolgt anschlie{\"s}end eine Interpretation der aus den Videoaufnahmen resultierenden Ergebnisse. Es zeigt sich, dass zwischen Kindern zahlreiche Lernsituationen entstehen und sie einander, meist unbewusst, vielf{\"a}ltige Lernangebote machen. Insbesondere das Lernen durch Interaktion, gemeint sind damit vor allem Aushandlungsprozesse, sowie durch Beobachtung und Nachahmung scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. Auch das Lernen {\"u}ber die Folgen einer Handlung, Verst{\"a}rkung und Bestrafung, kann zu Lernprozessen zwischen Kindern f{\"u}hren. Es stellt sich heraus, dass diese Lernformen einander oft erg{\"a}nzen und mit Instruktionen, die Kinder einander geben, unterst{\"u}tzt werden. Deutlich wurde auch, dass das Lernen zwischen Kindern vor allem in einem offenen Unterricht, in dem sich zahlreiche kooperative Lernsituationen entwickeln k{\"o}nnen, und durch positive emotionale Beziehungen gef{\"o}rdert werden kann. Dabei scheinen kleinere Sch{\"u}lergruppen von zwei bis vier Sch{\"u}lern g{\"u}nstiger zu sein. Zu betonen ist, dass die Erkenntnisse dieser Arbeit nicht repr{\"a}sentativ sind, sondern exemplarisch m{\"o}gliche Lernformen zwischen Kindern beschreiben und verstehbar machen. Jede in der Arbeit vorgeschlagene Interpretation einer Lernsituation ist nur eine M{\"o}glichkeit, diese Situation zu verstehen. Die Erkenntnisse k{\"o}nnen jedoch helfen, einen Blick f{\"u}r Lernsituationen zwischen Kindern zu bekommen, sie zu nutzen und Heterogenit{\"a}t als Chance und als zuk{\"u}nftige Realit{\"a}t anzunehmen und willkommen zu hei{\"s}en.}, language = {de} }