@phdthesis{Schaefer2004, author = {Michael Sch{\"a}fer}, title = {Prozess der Entwicklung eines Lehr-Lern-Arrangements mit digitalen Medien am Beispiel einer Textwerkstatt Deutsch - Modellierung des Fachkonzepts im Didaktischen Designprozess}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:93-opus-16086}, year = {2004}, abstract = {Nach wie vor existieren kaum Lernsoftware-Produkte bzw. digitale Lern-Arrangements, die deutschdidaktischen Ziel-, Inhalts-, Methoden- und Lernwirksamkeitsanspr{\"u}chen gen{\"u}gen. Grundlage f{\"u}r die Auseinandersetzung mit diesem Defizit war ein interdisziplin{\"a}res Forschungsprojekt zwischen dem Fach Deutsch und der Bildungsinformatik. Initiiert durch das urspr{\"u}ngliche Bestreben, das besondere Potenzial eines lyrik-didaktischen Gegenstands in ein digitales Medium umzusetzen, werden in der Arbeit {\"u}ber diesen Einzelfall hinausreichende, bildungsinformatische Modelle f{\"u}r Didaktische Designprozesse (didactic design process, DDP) entwickelt. Die methodischen Implikationen dieser Modelle bilden die Grundlage f{\"u}r das Didaktische Drehbuch (didactic storyboard, DSB), einem im Projekt entwickelten Instrument, dessen Einsatz im DDP dargestellt wird. Beim Versuch, unmittelbar das Produktziel zu verwirklichen, st{\"o}{\"s}t man auf erhebliche Schwierigkeiten, die sowohl f{\"u}r die angewandte Mediendidaktik als auch die angewandt Informatik, insbesondere das Software Engineering (SE), oft typisch sind: Die Modellierung der fachlichen L{\"o}sung – im vorliegenden Fall der fachdidaktischen L{\"o}sung – f{\"a}llt einer einseitigen Konzentration auf die dinglichen Qualit{\"a}ten bzw. materialen Eigenschaften des angestrebten Endprodukts zum Opfer. Wenn man bestimmte, herk{\"o}mmliche SE-Methoden f{\"u}r das didaktische Design einsetzt, kann es sogar zu einer Multiplikation negativer Effekte kommen. Bestimmte Formen des Prototyping-Verfahrens f{\"u}hren beispielsweise zu einem naiven Technizismus. {\"A}hnliche Zusammenh{\"a}nge werden in Literatur und Praxis unter anderem mit dem Sprachproblem (im vorliegenden Fall zwischen eher geisteswissenschaftlich und formalwissenschaftlich gepr{\"a}gten Disziplinen) oder verschiedenen, aus dem SE bekannten Ph{\"a}nomenen, wie der „pragmatischen L{\"u}cke“ oder dem „requirements creeping“, in Verbindung gebracht. Die eigenen Erfahrungen im Projekt deckten dar{\"u}ber hinaus eine tiefer liegende, prinzipielle Schwierigkeit auf: didaktische Modelle k{\"o}nnen generell kaum bis ins Detail explizit angegeben werden. Die Konzepte sind oft sehr l{\"u}ckenhaft. (Im Pr{\"a}senzunterricht k{\"o}nnen derartige „L{\"u}cken“ durch „Improvisieren“ geschlossen werden – was u.U. die Qualit{\"a}t des Unterrichts sogar erh{\"o}ht –, nicht jedoch bei digitalen Lernumgebungen.) Es m{\"u}ssen also neue Mittel und Wege f{\"u}r das didaktische Design gefunden werden. Schwerpunkt der Arbeit ist deshalb nicht das Ergebnis, sondern der Designprozess selbst. {\"A}hnliche Betrachtungen im Zusammenhang mit digitalen Lern-Arrangements finden sich in anwendbarer Form in der Mediendidaktik und -p{\"a}dagogik bisher kaum, in der Fachdidaktik Deutsch gar nicht. Das SE hingegen stellt Vorgehensmodelle f{\"u}r die Softwareentwicklung bereit; diese sind jedoch nicht ohne weiteres auf den DDP {\"u}bertragbar. In Kapitel 3 werden deshalb eigene, genuin bildungsinformatische Modelle entwickelt: Ein Prozessmodell f{\"u}r den DDP sowie ein Produktmodell f{\"u}r Lern-Arrangements, das offen genug ist, sowohl das didaktische Feld zu beschreiben, als auch den Bezug zu technischen Produktmerkmalen herzustellen. Es werden die Spezifika von iterativ-inkrementellen und hermeneutisch-zyklischen DDPs, insbesondere auch das Konzept der Subprozesse, erarbeitet. Dabei ist der entscheidende Schritt zur L{\"o}sung des didaktischen Modellierungsproblems die regelrechte „Umkehr der Konstruktionsrichtung“: Zur Modellierung des Fachkonzepts ist ein spezifisches Konstruktionsverfahren, das einen erheblichen Anteil am Prozess hat, notwendig. Das blo{\"s}e Abfragen von Anforderungen als Vorgaben f{\"u}r den Medienentwurf ist nicht ausreichend und sogar kontraproduktiv. Das Didaktische Drehbuch (DSB), das im 4. Kapitel vorgestellt wird, unterst{\"u}tzt ein solches Verfahren. Es bezeichnet ein Instrument, eine Methode und ein Artefakt f{\"u}r die Hilfestellung bei der L{\"o}sung des Sprach-, Konstruktions- und Anforderungsproblems. Ein wesentliches Konzept des DSB ist das Handlungskonstrukt, das kontrastierend zum Anforderungs- und Objektkonstrukt aus dem SE verwendet wird. Das DSB unterst{\"u}tzt differenzierte Heuristiken. Markant ist die „Heuristik der Spiegelung“, die Gegen{\"u}berstellung von Lehr- und Lernhandlungen. Es bestehen Zusammenh{\"a}nge mit Basis- und Notationskonzepten aus der Systemanalyse („system analysis“, „business modelling“) des SE. Die Anwendung des DSB wird an einem Standard-Beispiel aus dem SE und Proben aus der Projektarbeit gezeigt. Ein softwaregest{\"u}tztes DSB-Tool wird in Grundz{\"u}gen beschrieben. F{\"u}r die Weiterentwicklung der Modelle und Instrumente gibt es zwei Hauptrichtungen: Die Nutzung f{\"u}r prim{\"a}r didaktische Zwecke, wie z.B. eine „analytische Unterrichtsplanung“, sowie die Nutzung f{\"u}r die didaktisch qualifizierte Produktion von digitalen Lehr-Lern-Systemen. Das DSB verspricht auch neue Impulse f{\"u}r die Validierung und Evaluation von Lehr-Lern-Systemen im Kontext des didaktischen Feldes.}, language = {de} }