@phdthesis{Dallinger2015, author = {Sara Dallinger}, title = {Die Wirksamkeit bilingualen Sachfachunterrichts: Selektionseffekte, Leistungsentwicklung und die Rolle der Sprachen im deutsch-englischen Geschichtsunterricht}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:lg1-opus4-677}, year = {2015}, abstract = {Bilingualer Sachfachunterricht wird in Deutschland bereits seit 1969 in Form fest etablierter Z{\"u}ge an Gymnasien angeboten. Insbesondere seit dem Jahrtausendwechsel erlebte diese Unterrichtsform einen regelrechten Boom und wurde in den meisten Bundesl{\"a}ndern systematisch und fl{\"a}chendeckend ausgebaut (KMK, 2013: 3-5). Parallel zu diesen Entwicklungen entstand, {\"u}berwiegend im Bereich der Fremdsprachendidaktik, eine rege Forschungst{\"a}tigkeit, die zu zahlreichen Publikationen f{\"u}hrte. Dennoch bedarf es nach wie vor an inhaltlich umfassenden und forschungsmethodisch ad{\"a}quat durchgef{\"u}hrten Studien zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts (Rumlich, 2014a; Bonnet, 2012; P{\´e}rez-Ca{\~n}ado, 2012; Bruton, 2011; Costa \& D’Angelo, 2011). Dies stellt das Ziel der vorliegenden Arbeit zu deutsch-englischem bilingualen Geschichtsunterricht dar. Hierf{\"u}r fand in Anlehnung an Helmkes (2012) Angebots-Nutzungs-Modell eine interdisziplin{\"a}re Zusammenarbeit zwischen der Fremdsprachen- und Sachfachdidaktik sowie der empirischen Bildungsforschung statt. Mithilfe der Integration bisheriger Erkenntnisse, spezifischer {\"U}berlegungen und methodischer Vorgehensweisen der jeweiligen Wissenschaftsdom{\"a}nen wurden die Effekte dieser Unterrichtsform auf die Entwicklung der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der bilingual unterrichteten Lerner unter Ber{\"u}cksichtigung verschiedenster Sch{\"u}ler- und Klassenmerkmale untersucht sowie die Wirksamkeit spezifischer methodisch-didaktischer Unterrichtsaspekte in Bezug auf die Sch{\"u}lerleistungen bestimmt. Dies erfolgte innerhalb der folgenden empirischen Teilstudien. Teilstudie I.A untersuchte m{\"o}gliche Unterschiede in den Lernausgangslagen zwischen 703 bilingual und 1103 einsprachig unterrichteten Achtkl{\"a}sslern zu Beginn des bilingualen Geschichtsunterrichts, die sich aufgrund schulischer Auswahlprozesse im Zusammenhang mit dem Besuch eines bilingualen Zugs ergeben haben k{\"o}nnten (Zydati{\"s}, 2007: 70; Bredenbr{\"o}ker, 2000: 50). Solche unterschiedlichen Voraussetzungen m{\"u}ssen bei l{\"a}ngsschnittlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit des bilingualen Unterrichts ber{\"u}cksichtigt werden, um dessen Effekte bestm{\"o}glich isolieren zu k{\"o}nnen. Hierf{\"u}r wurden die Daten der bilingual unterrichteten Lerner mit den Daten von zwei Vergleichsgruppen verglichen: einsprachig unterrichtete Sch{\"u}lerinnen und Sch{\"u}ler aus den Parallelklassen der Bilingualklassen sowie aus Schulen ohne bilinguales Unterrichtsangebot. Die Analysen ergaben Vorteile zugunsten der bilingual Unterrichteten in ihrem sozio{\"o}konomischen Status, den verbalen kognitiven Grundf{\"a}higkeiten sowie in der Motivation und im Vorwissen in Englisch und in Geschichte. Bez{\"u}glich figuraler kognitiver Grundf{\"a}higkeiten zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den Sch{\"u}lerinnen und Sch{\"u}lern. Dasselbe traf auf kleinere Unterschiede zwischen den beiden einsprachig unterrichteten Vergleichsgruppen zu. Teilstudie I.B befasste sich ankn{\"u}pfend an die Befunde aus Teilstudie I.A mit m{\"o}glichen Selektionseffekten bilingualer Z{\"u}ge und beantwortete die Frage, ob sich die erwarteten Leistungsvorteile bilingual unterrichteter Sch{\"u}lerinnen und Sch{\"u}ler in Englisch durch deren m{\"o}glicherweise g{\"u}nstigeren Lernvoraussetzungen erkl{\"a}ren lassen (Rumlich, 2013: 184; Bruton, 2011). Hierf{\"u}r wurden die in Teilstudie I.A analysierten Aspekte sowie weitere Unterschiede zwischen den Sch{\"u}lergruppen bez{\"u}glich der Bildungsn{\"a}he des Elternhauses ber{\"u}cksichtigt. Die Analyse der Daten der 703 bilingual und 659 einsprachig unterrichteten Lerner aus Schulen mit bilingualem Zug ergab, dass sich die Vorteile der bilingual Unterrichteten in den Englischleistungen deutlich verringerten, was auf Selektionseffekte zu deren Gunsten verweist. Es bestanden aber dennoch weiterhin Vorteile in H{\"o}he von mindestens eineinviertel Schuljahren fort. Teilstudie II untersuchte auf Basis von verschiedenen Zweitspracherwerbstheorien und kognitionspsychologischen Erkenntnissen (Adesope, Lavin, Thompson \& Ungerleider, 2010; Gass \& Mackey, 2007; Krashen \& Terrell, 2000; Krashen, 1985; Cummins, 1979) die Kompetenzentwicklung von 30 bilingual unterrichteten Klassen (703 Lerner) in Englisch und Geschichte im Verlauf der 8. Klassenstufe und verglich diese mit der Kompetenzentwicklung von 45 einsprachig unterrichteten Sch{\"u}lergruppen (1103 Lerner). Hierbei wurden in Ankn{\"u}pfung an die Befunde aus den Teilstudien I.A und I.B m{\"o}gliche Unterschiede zwischen bilingual und einsprachig unterrichteten Klassen ber{\"u}cksichtigt, und zwar in den durchschnittlichen Vorkenntnisst{\"a}nden, klassenbezogenen Lernvoraussetzungen sowie in der Unterrichtsqualit{\"a}t in Englisch und Geschichte und in Lehrermerkmalen. Die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Gruppen verlief im H{\"o}rverstehen deutlich positiver als bei den einsprachig unterrichteten Klassen. Bilingual Unterrichtete verbesserten diese Englischkompetenz also merklich st{\"a}rker. Die Entwicklung der allgemeinen englischen Sprachf{\"a}higkeit sowie die Aneignung von Sachwissen in Geschichte hingegen verliefen im Verlauf des Schuljahres vergleichbar zwischen den Sch{\"u}lergruppen. Teilstudie III befasste sich in Anlehnung an Prinzipien und Theorien des Fremdsprachenerwerbs (Gass \& Mackey, 2007; Krashen, 1985; Cummins, 1979; Butzkamm, 1973) mit der Wirksamkeit des Einsatzes von Mutter- und Fremdsprache hinsichtlich der Sch{\"u}lerkompetenzen im bilingualen Unterricht. Somit wurde untersucht, wie spezifische methodisch-didaktische Merkmale dieser Unterrichtsform die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Klassen bedingten unter gleichzeitiger Kontrolle von sozio{\"o}konomischem Status, Motivation und Vorkenntnisstand im Klassendurchschnitt. Die Auswertung der l{\"a}ngsschnittlich erhobenen Daten von 30 bilingual unterrichteten achten Klassen (703 Lerner) und deren Lehrkr{\"a}ften ergab, dass ein verst{\"a}rkter Englischinput durch die Lehrkraft mit g{\"u}nstigen Entwicklungen der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der Sch{\"u}lergruppen einherging. Dasselbe traf auf den planvollen Miteinbezug der Muttersprache, insbesondere bei der Einf{\"u}hrung neuer Fachtermini, zu. Ein gro{\"s}er englischer Redeanteil seitens der Sch{\"u}lerinnen und Sch{\"u}ler hingegen ging mit negativeren Leistungsentwicklungen einher. In der Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst und deren forschungsmethodisch bedingte Bedeutung aufgezeigt. Anschlie{\"s}end wurden Implikationen f{\"u}r die Schul- und Unterrichtspraxis abgeleitet sowie Forschungsperspektiven f{\"u}r zuk{\"u}nftige Untersuchungen zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts er{\"o}ffnet.}, language = {und} }