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Bei der Erforschung, welche theoretischen Zugangsweisen zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Fabel“ verbunden sein könnten, hatte ich zuerst angedacht, mich im Theorieteil meiner wissenschaftlichen Hausarbeit mit Schwerpunkten wie: Identität, Identifikationsprozessen bzw. der Herausbildung von Individualität auseinanderzusetzen. Dabei wurde die Perspektive von „schwierigen Kindern und Jugendlichen“ direkt mit dem Umgang von Literatur verknüpft. Außerdem sollte die Schülerperspektive eng damit verwoben und diesbezüglich auf Aspekte eingegangen werden wie: Was bewirkt der Umgang mit Literatur? Ist diese Art von Literatur schüleradäquat, insbesondere auch für Förderschüler? Ab und bis zu welchem Alter können Fabeln angeboten werden? Welche verschiedenen Zugangs- und Umgangsweisen gibt es im Unterricht? U.a. Bei diesen Überlegungen stand die Identifikation des Individuums nun eng im Kontext mit der Fabel als Medium zur Identifikation mit Lebenssituationen, Erfahrungen und möglichen Verarbeitungs- und Lösungsansätzen. Hierbei wurden literaturspezifische Mittel wie Nähe und Distanzierung und Verfremdungsmechanismen von wesentlicher Bedeutung. Nicht zuletzt sollte der Schüler als Akteur seines eigenen Selbst in Resonanz zur Thematik der Fabel treten. Dies konnte entweder in der Form geschehen, wie er sich einbrachte oder inwieweit er sich mit Inhalten bzw. verfremdeten Situationen identifizieren konnte. Somit entstand für mich eine vernetzte Relation zwischen Literaturwissenschaft, dem Individuum und seiner Identität, der Schülerrelevanz und der praktischen Zugangsweise.
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen eines Projektes des Deinstitutionalisierens in der Behindertenhilfe auf die Menschen, die in der Institution leben und arbeiten. Hierzu wird das Deinstitutionalisieren theoretisch in das Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit eingebettet. Dieses wird mit einem Bild der Systemtheorie illustriert und mit anderen Spannungsfeldern in benachbarten Diskursen verglichen. Unter diesem Fokus werden wesentliche Diskurse um Menschen, die in einer Institution leben und arbeiten, analysiert und synthetisch zusammen geführt. Es sind dies einerseits die Diskurse um Normalisierung, Lebensqualität, Selbstbestimmung und Empowerment, andererseits um humane und persönlichkeitsförderliche Arbeit, Arbeitszufriedenheit sowie Arbeitsgestaltung. Als mögliche Antwort auf die sich daraus ergebenden Veränderungen in der Behindertenhilfe wird das Deinstitutionalisieren mit seinen historischen und internationalen Entwicklungen beschrieben. Die Erkenntnisse werden auf eine eigene empirische Untersuchung eines Projektes des Deinstitutionalisierens übertragen. Hierzu wurden 51 Menschen mit geistiger Behinderung und 13 Professionelle vor Beginn des Projektes und ein Jahr danach mit Hilfe einer Testbatterie zu differenzierten Ergebnisindikatoren befragt. Die beteiligten Personen befanden sich dabei in zwei untersuchten Treatmentgruppen (Deinstitutionalisieren durch a) Umzug in eine gemeinwe-senintegrierte Wohnung vs. b) Veränderung der Wohnsituation innerhalb der Institution) und zwei Kontrollgruppen. Als wesentliches Ergebnis konnte festgehalten werden, dass Deinstitutionalisieren in dem untersuchten Projekt zu positiven Veränderungen in unterschiedlichen Aspekten von Le-bensqualität der beteiligten behinderten Menschen führte, aber auch gesundheitliche Risiken in sich barg. Entsprechend ergab sich für die Professionellen eine Zunahme an differenzierten Aspekten persönlichkeitsförderlicher Arbeit bei gleichzeitiger Zunahme an Regulationsanforderungen. Insgesamt werden die Ergebnisse dahingehend interpretiert, dass bei ausreichender Sicherheit aller Beteiligten durch das Deinstitutionalisieren Räume so gestaltet werden können, dass sich mehr Möglichkeiten zur Nutzung von mit Freiheit einhergehenden Potentialen ergeben. Hierzu werden abschließend mögliche Fallen, aber auch Wege zum Umgang mit dem Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit diskutiert.
Die vorliegende Arbeit untersucht die differentiellen Beziehungen zwischen dem Konfliktbewältigungsverhalten der Eltern in der Partnerschaft und der sozialen sowie schulischen Anpassung der zugehörigen Kinder. Neben destruktiven Varianten des partnerschaftlichen Umgangs mit Konflikten und Verhaltensproblemen der Kinder werden konstruktive Strategien der Konfliktbewältigung und sozial kompetentes kindliches Verhalten untersucht. Als potentieller Wirkmechanismus wird die Bedeutung des elterlichen Erziehungsverhaltens als Mediator dieser Beziehungen betrachtet. Im Rahmen des DFG-Projektes „Bewältigungskompetenzen in Erwachsenenpartnerschaften und ihre Transmission auf angehörige Kinder“ wurden 147 Elternpaare von Kindern im frühen Grundschulalter zu zwei Messzeitpunkten im Abstand von einem halben Jahr mittels eines umfangreichen Fragebogenpaketes schriftlich anonym befragt. Für ein Drittel der Stichprobe liegen zusätzlich Lehrerbeurteilungen der schulischen Anpassung der Kinder vor. Neben direkten Zusammenhängen zwischen dem elterlichen Konfliktverhalten in der Partnerschaft und dem Sozialverhalten der Kinder bestehen indirekte Zusammenhänge über das Erziehungsverhalten der Eltern. Dabei lassen sich Belege für die Idee des Spillover von der Paar- auf die Eltern-Kind-Beziehung sowie für eine reduzierte Verfügbarkeit der Eltern angesichts eigener Konflikte finden. Neben den bekannten Nachteilen destruktiven Konfliktverhaltens stellt diese Studie positive Effekte eines konstruktiven Bewältigungsverhaltens in der Partnerschaft heraus ebenso wie die Bedeutung positiven Erziehungsverhaltens.
Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Lebensereignis für die werdenden Eltern, auf das sie sich monatelang vorbereiten und das ihre bisherige Partnerbeziehung vollkommen verändern wird. Das Elternsein umfasst in der Vorbereitungsphase jedoch oft nur die glückliche Vorstellung aus der Werbung von strahlenden Eltern und einem lachenden Neugeborenen. Bei rationaler Betrachtung der neuen Aufgabenstellung ergeben sich aus dem Familienleben zunächst Aufgaben verbunden mit persönlichen Einschränkungen, auf die die Eltern nicht vorbereitet sind. Bereits mit gesunden Kindern, und andere Vorstellungen existieren hierzu nicht, ist und bleibt das Zusammenleben in der Familie eine immerwährende Herausforderung, da in ihr auf engstem Raum unterschiedliche Charaktere mit individuellen Vorstellungen und Wünschen aufeinandertreffen. Dieser ständige Auseinandersetzungsprozess erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit und Kompromissfähigkeit von Seiten der Eltern. Wie gestaltet sich demnach die Situation für Eltern, deren Idealvorstellungen von einer Familie mit einem gesunden Kind durch die Konfrontation einer auftretenden Behinderung ihres Kindes mit einem Schlag zunichte gemacht werden? In der Regel stellt dies für die Eltern ein unerwartetes kritisches Lebensereignis dar, das als akute emotionale Krise erlebt wird. Im Verlust des erwünschten gesunden Kindes sehen sie sich durch die Behinderung ihres Kindes mit einer „anderen Welt“ konfrontiert, die ihren bisherigen Lebensvorstellungen widerspricht und ihnen anfänglich jede Handlungskompetenz nimmt. Zusätzlich werden sie mit weiteren alltäglichen Aufgaben und Anforderungen im Zusammenhang mit der Behinderung ihres Kindes konfrontiert, die ein neues Verständnis in ihre Rollen als Eltern erfordert. In der für die Fallanalyse ausgewählten Familie kommen diese Aspekte durch das kritische Lebensereignis der verfrühten Geburt des ersten Kindes teilweise zum Tragen. Die Zeit der Ungewissheit über die weitere Entwicklung ihrer Tochter, geprägt durch die Hoffnung, eine drohende Behinderung noch abzuwenden, führt zu einer wesentlichen Verstärkung der emotionalen Belastung der Eltern bei der späteren Diagnosestellung, die als erneutes kritisches Lebensereignis erlebt wird. Teilweise noch verwurzelt in einem traditionellen Rollenverständnis kommt es zu einer Anhäufung zusätzlicher Aufgaben für die Mutter. Mit der Fokussierung auf ihre Tochter versucht sie für sich das verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen, während der Vater in den außerfamiliären Bereich flüchtet. In der Suche nach einem Weg der Auseinandersetzung mit der Situation, zeigt sich ein Konflikt zwischen Annäherung und Distanz in der Rollen- und Aufgabenverteilung sowie in der gemeinsamen Beziehung der Eltern. Der zwei Jahre jünger Bruder trägt die Belastungen der Eltern in der ersten Zeit mit, vor allem auch als Folge aus den Beziehungen zu den Eltern. Verstärkt wird diese Situation durch die Geburt seines Bruders der fünf Jahre später als Frühchen zur Welt kommt. In der familiäre Situation und der Beziehung zur behinderten Schwester ergeben sich für die Geschwister daraus individuell unterschiedliche Konflikte, die in die eigene Entwicklung im Rahmen der familiären Veränderungen integriert werden müssen. Die Darstellung des Falls soll Einblicke in persönliche Erfahrungen mit Behinderung innerhalb einer Familie geben, einschließlich der Veränderungen im familiären Entwicklungsprozess. Ziel ist es einzelne Auseinandersetzungsprozesse mit der Behinderung und der familiären Lebenssituation sowie deren Auswirkungen auf die Familie herauszustellen. Im Fokus stehen nicht nur die Eltern sondern auch die nicht behinderten Geschwister, in ihren Rollen und Beziehungen in und außerhalb der Familie. Im Folgenden werden das methodische Vorgehen zur Fallanalyse erläutert und die daraus entstehenden zentralen Aspekte der Arbeit dargestellt. Bevor die thematischen Aspekte anhand der Erzählungen der Familie herausgearbeitet werden, werden wichtige Ereignisse der Lebensgeschichte von Lea kurz vorgestellt, um die Erfahrungen der Familie in einen zeitlichen Gesamtzusammenhang zu bringen.
Vor fast zehn Jahren kam ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Kinder- und Jugendgruppenleiter das erste Mal mit der Erlebnispädagogik in Kontakt. Seitdem fasziniert und begleitet mich die Erlebnispädagogik bei meiner Arbeit als Jugendleiter. Überrascht stellte ich fest, dass mir in all meinen studiumbegleitenden Praktika, sowohl an Grund- und Sonderschulen, die Erlebnispädagogik nicht wieder begegnete. Dabei lernte ich die Erlebnispädagogik, gerade im Bezug auf gruppendynamische Prozesse, dem Erwerb von sozialen Kompetenzen und der Entdeckung der eigenen Ressourcen, sehr zu schätzen und erwartete daher, Elemente der Erlebnispädagogik in einem Pädagogikstudium oder zumindest in der Praxis, wieder zu finden. Aber weit gefehlt. Die Erlebnispädagogik wartet in der Schulpraxis und -theorie noch auf ihren Durchbruch. Ein Aspekt der mich in der Arbeit mit Kindern mit einer Behinderung immer wieder in den Bann zieht, ist das Erleben der Höhe. An meiner Zivildienstschule gab es einmal jährlich einen Sporttag, dessen Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes für viele Schüler der „Fall-Wettbewerb“ war. Dabei stürzten sich die Schüler mit verschiedensten Behinderungen von einem Kasten auf eine Weichbodenmatte. Nach und nach wurden immer mehr Kastenteile aufgelegt, bis sich schließlich nur noch ein Schüler traute, sich von dem Kasten fallen zu lassen, oder sich, auf ein irgendwie geartetes Signal hin, herunterstoßen ließ. Hierbei wurden teilweise Höhen von bis zu 13 Kastenteilen erreicht, wobei das Lachen und Jauchzen der teilnehmenden Schüler durch das ganze Schulhaus zu hören war. Noch höher hinauf ging es beim Besuch des Eisenwerkes und Weltkulturerbes „Völklinger Hütte“, im Rahmen eines Landschulheimaufenthaltes in Saarbrücken. Ausnahmslos alle Schüler wollten auf die 27 m hohe Gichtbühne hinauf und einige sind sogar noch die 45 m hoch gelegene Aussichtsplattform gestiegen, wo es mir schon sehr mulmig zumute war. Alle Schüler, insbesondere die Rollstuhlfahrer gaben an, Vergleichbares vorher noch nie erlebt zu haben und noch nie so hoch hinauf gekommen zu sein. Ähnliches erlebte ich während meiner Praktika immer wieder. So z. B. bei der Ersteigung eines Wasserfalls mit einem Schüler im Rollstuhl, während meines Blockpraktikums in der Schweiz, dem Besuch des 35 m hohen Schlossbergturms über den Dächern Freiburgs oder des 85 m hohen Euro-Towers im Europapark Rust. Oft waren es dabei die Schüler, die den Antrieb gaben, noch höher hinauf zu gehen und bis zum allerhöchsten Punkt zu gelangen. Die Körperbehinderung selber ist also kein Hindernis, wenn es darum geht, den Kitzel der Höhe zu erleben. Aber meistens stellt der Weg dorthin, so wie im Falle des Ersteigens des Wasserfalls oder des Eisenwerkes, gerade für Rollstuhlfahrer eine große Hürde dar. Hier fehlt meiner Meinung nach noch die Akzeptanz der Gesellschaft, dass auch Menschen mit einer Körperbehinderung dieses Bedürfnis nach Höhe und Nervenkitzel haben und erfüllen dürfen. So stieß ich häufig auf verständnislose Blicke, wenn ich versuchte einen Schüler durch Tragen (teilweise samt Rollstuhl) in schwindelerregende Höhe zu bringen. Als ich von der Idee, der Errichtung eines barrierefreien Hochseilgartens auf der Schwäbischen Alb hörte, schloss sich für mich ein Kreis. Denn dort könnten sich Aspekte, die mich in meiner sonderpädagogischen Tätigkeit geprägt und fasziniert haben, vereinigen lassen: das Erleben der Höhe auf bis zu 16m hohen Masten, in Verbindung mit erlebnispädagogischen Elementen und Aspekten der integrativen und barrierefreien Sportpädagogik. Mein pädagogischer Wunschtraum. Mit Begeisterung ergriff ich diese Chance, mich intensiver mit dieser Thematik, in Form der vorliegenden Arbeit, auseinanderzusetzen.
Aus dem eigenen Rechtschreibunterricht kenne ich, wie vermutlich viele andere auch, das ausschließlich isolierte Üben von Wörtern, das negativ besetzte Schreiben von Diktaten und den häufig eingesetzten Rotstift. Durch das Studium und besonders durch das Seminar „Orthographie – Förderung von Lehr- und Lernprozessen“ an der PH Ludwigsburg (Fakultät für Sonderpädagogik in Reutlingen) lernte ich mit Bezug auf die neuere Fachdidaktik und –wissenschaft andere Wege zur Förderung von Rechtschreibfähigkeiten kennen. So gibt es sinnvollere diagnostische Instrumente als das Schreiben von Diktaten. Des Weiteren wurde klar, dass Rechtschreibung nur in geringem Maße über das Einprägen von Wortbildern gelernt wird. Ein kompetenter Rechtschreiber kennt nicht die Schreibweise jedes erdenklichen Wortes, aber er kann flexibel mit den unterschiedlichen Rechtschreibstrategien umgehen. Außerdem ist Rechtschreibung als ein Teil des Schreibens von Texten zu betrachten und Rechtschreibschwierigkeiten sind auf unterschiedlichste Ursachen zurückzuführen. Nicht zuletzt spielen dabei ungünstige Lehrprozesse eine Rolle. Parallel zu diesem Seminar entstand ein Kontakt zu Nathalie, einer jungen 19jährigen Frau, die mir in dieser Zeit fast täglich E-Mails schrieb. Teilweise waren ihre E-Mails nur schwer verständlich. Mit dem Hintergrund der Kenntnisse aus dem oben beschriebenen Seminar betrachtete ich ihre Schreibweise mit Interesse. Sie erinnerten mich stark an Schreibbeispiele der Kinder aus dem Seminar. Es entwickelte sich eine vertrauensvolle Beziehung zu Nathalie und es entstand der Wunsch, sie in der Entwicklung ihrer Rechtschreibfähigkeiten zu unterstützen. Ich fragte mich, welchen konkreten Förderbedarf Nathalie im Bereich der Rechtschreibung hat, welche Bedingungsgründe es möglicherweise gibt und wie Nathalie ihrem Alter entsprechend am besten gefördert werden kann. In dieser wissenschaftlichen Hausarbeit möchte ich mich nun intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzen.
Schreibkompetenz von Schülern einer Schule für Sprachbehinderte und Möglichkeiten der Förderung
(2008)
Die wissenschaftliche Hausarbeit „Schreibkompetenz von Schülern einer Schule für Sprachbehinderte und Möglichkeiten der Förderung“ beschäftigt sich mit der Thematik, ob und wie sich die Schreibfähigkeiten von Schülern einer Schule für Sprachbehinderte von Schülern einer Grundschule unterscheiden und inwieweit Schreibkompetenz-Modelle auf Kinder, die eine Schule für Sprachbehinderte besuchen, bezogen werden können. Hierfür wurden in Bezug dessen auch die Bildungs- und Lehrpläne aller Bundesländer für die Grundschulen sowie Haupt- und Realschulen und der Schule für Sprachbehinderte mit einbezogen und kritisch reflektiert. Es wurden Modelle zur Schreibkompetenz und zu Schreibprozessen dargestellt, kritisch analysiert und daraufhin ein eigenes Schreibkompetenzmodell entwickelt, anhand dessen ein Bewertungsraster erstellt wurde, um die Texte der Schüler, welche die Schule für Sprachbehinderte besuchen, zu analysieren und mit denen der Grundschüler zu vergleichen. Im Anschluss an die Analyse wurden für die Schüler der Schule für Sprachbehinderte individuelle Fördermöglichkeiten entwickelt, welche sie beim weiteren Schreibprozess unterstützen sollen.
Nach einem Überblick über allgemeine Grundlagen der Aphasie werden zunächst die Besonderheiten wie auch das Störungsbild der kindlichen Aphasie umfassend dargestellt. Im Anschluss beschäftigt sich die Arbeit mit den Problemen bei der Wiedereingliederung in die Herkunftsschule, um schließlich über die aktuelle schulische Situation von Kindern mit Aphasie in Deutschland zu berichten. Diese wird im letzten Teil anhand des ausgewählten Fallbeispiels konkretisiert. Neben Gesprächen mit Lenis Mutter und seinen betreuenden Lehrern dienen Berichte aus der Schulakte wie auch eigene Beobachtungen aus meiner Zeit im Blockpraktikum als Bezugsquelle.
„Beim Textschreiben find ich keine Wörter mehr...“, so bringt Ercan, ein Schüler mit semantischen Schwierigkeiten aus einer dritten Grundschulklasse, seine Schreib-probleme auf den Punkt. Schreiben ist eine komplexe Fähigkeit, die sich aus unterschiedlichsten Teilkompetenzen und –prozessen zusammensetzt. Entsprechend vielschichtig können Schreibfähigkeiten und –schwierigkeiten sein. In der Schule schreiben Kinder heute vom ersten Schuljahr an eigene Texte, ohne dass Graphemkenntnisse, Schreibschrift und Rechtschreibung zuvor gesichert sein müssen. Im Anschluss an den Anfangsunterricht, meist in den Klassen drei und vier, werden grundlegende Schreibfähigkeiten wie das alphabetische Schreiben oder eine angemessene Erzählreihenfolge immer mehr vorausgesetzt. Einzelne Teilbereiche des Schreibens müssen von Kindern automatisiert, bei der Textproduktion eingesetzt und koordiniert werden. Nicht alle Kinder dieser Altersstufe verfügen allerdings in ausreichendem Umfang über solche Fähigkeiten und können dies leisten, eine Tat-sache, die weder in den gängigen Lehrwerken noch in der aktuellen Schreibfor-schung angemessen berücksichtigt wird. Zum weiterführenden Schreiben in Textzu-sammenhängen nach dem Anfangsunterricht gibt es nur wenige Forschungsarbeiten, obwohl gerade dieses im Hinblick auf schriftsprachliche Anforderungen des Alltags besonders bedeutsam ist. Schwierigkeiten in diesem Bereich haben für die Betroffenen eine große Tragweite im Hinblick auf ihre schulische und berufliche Laufbahn. Dennoch gibt es derzeit keine diagnostischen Materialien, die es ermöglichen, Schreibfähigkeiten und –schwierigkeiten detailliert, förderorientiert und im Lern-Lehrzusammenhang zu erfassen. An den genannten Forschungsdefiziten setzt meine Arbeit an. Um Schreibfähigkeiten und –schwierigkeiten Lernender einschätzen zu können, sind Kenntnisse über Schreibprozess, Schreibentwicklung in Lern- Lehrzusammenhängen, Texttheorie und mögliche Probleme notwendig. Diese Bereiche werden in meiner Arbeit thematisiert. Im Mittelpunkt meiner eigenen Untersuchung stehen die Fragen, in welchen Teilbereichen beim Schreibenlernen und –lehren beim weiterführen-den Schreiben Schwierigkeiten auftreten können, wie sich diese in Texten von Lernenden zeigen und welche Möglichkeiten Lehrende haben, Fähigkeiten und Schwierigkeiten im Lern-Lehrprozess zu erfassen, um Ansätze für eine gezielte Schreibförderung abzuleiten. Einen Orientierungsrahmen für die Beantwortung dieser Fragen bietet das aus einer der wenigen Arbeiten, die sich mit Schreibschwierigkeiten be-schäftigen, entwickelte „Drei-Säulen-Modell“ der Schreibkompetenz. Unter Beach-tung texttheoretischer Grundlagen, des Schreibprozesses, der Schreibentwicklung in Lern-Lehr- Zusammenhängen und möglicher Schreibschwierigkeiten werden Krite-rien entwickelt, nach denen Texte auf Fähigkeiten und Schwierigkeiten ihrer Verfas-ser/innen hin ausgewertet werden können. An ausgewählten Beispielen werden die Fähigkeiten und Schwierigkeiten verdeut-licht. Diese Querschnittuntersuchung bildet die Grundlage für die Erarbeitung eigener förderdiagnostischer Materialien, die neben dem Schreibenlernen auch die Seite der Lehrenden berücksichtigen. Das Verfahren hat grundlegende Teilbereiche des Schreibens, deren Entwicklung in Lern- Lehrsituationen und Zusammenhänge zwi-schen ihnen im Blick. Erprobt werden die diagnostischen Kriterien und die erarbeite-ten Diagnosematerialien anschließend in einer Längsschnittuntersuchung, in der die Lernentwicklung zweier Schüler ausführlich dargestellt wird. Es schließen sich Überlegungen zur Förderung einzelner Teilbereiche des Schreibens an. Diese werden an einem konkreten Beispiel verdeutlicht. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Zusam-menfassung der Ergebnisse, aus der Konsequenzen für Schule und Schreibdidaktik abgeleitet werden. Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Forschungs- und Nachwuchskollegs (FuN-Kolleg) "Lehr- und Lernprozesse bei der Ausbildung und Entwicklung der Lese- und Schreibfähigkeit in der Primarstufe" der Pädagogischen Hochschulen Ludwigs-burg und Schwäbisch Gmünd geschrieben. Die zugrunde liegenden Daten wurden im FuN-Teilkolleg „Prävention von Analphabetismus in der Primarstufe“ (PH Lud-wigsburg, Fakultät für Sonderpädagogik in Reutlingen) erhoben und ausgewertet. Hier waren Klassen aus Grund- und Sonderschulen (Schule für Sprachbehinderte, Förderschule) beteiligt. Die Lernentwicklung von etwa 100 Schülern/innen konnte von der Einschulung bis Ende Klasse vier verfolgt werden.