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Der vorliegende Beitrag fokussiert die Implementation von außerunterrichtlichen Peer Tutoring-Trainings im Lesen und Rechnen mit türkisch-deutschsprachigen Grundschulkindern. Hierbei bildeten jeweils zwei Grundschulkinder (Peers) ein Tandem, das von einer geschulten studentischen Trainingsleitung angeleitet wurde. Zur Erfassung der Implementation von Peer Tutoring-Elementen unter diesen Bedingungen wurde die Umsetzungsgenauigkeit herangezogen. Eine Besonderheit der Studie war, dass es einem Teil der Trainingsgruppen erlaubt war, beide Sprachen während des Trainings zu sprechen. Für die bilinguale Kommunikation wurden zusätzliche Operationalisierungen geprüft, um die Umsetzung bilingualer Kommunikation zu erfassen. Darüber hinaus wird im Beitrag konsequent zwischen der Implementation durch Trainingsleitungen und durch Lernende unterschieden. Die Ergebnisse unterstreichen die hohe Umsetzungsgenauigkeit der außerunterrichtlichen Peer Tutoring-Trainings. Sie zeigen aber auch auf, dass die Lernenden in diesem Setting nur wenig miteinander in ihrer Herkunftssprache kommunizierten und mehr türkischsprachige Impulse durch Trainingsleitungen nicht mit mehr bilingualer Kommunikation durch die Lernenden einherging. Der Beitrag liefert somit weitere Erkenntnisse zur Aktivierung und zum Umfang bilingualer Kommunikation beim kooperativen Lernen.
Die Publikation erhellt ein bemerkenswertes Forschungsprojekt, das in zahlreichen Facetten informelle und interkulturelle Bildungsprozesse einfängt und rekonstruiert. Die Beiträge analysieren und exemplifizieren eindrücklich, wie Kinder Begegnungssituationen und Herausforderungen meistern, unterschiedliche Strategien und Wege nutzen, um Sprachbarrieren zu umgehen. Die videoethnographische Studie überzeugt in besonderem Maße durch die Ergebnisse und ermutigt zu grenzüberschreitenden Austauschen – auch oder gerade in Grundschulen, die nicht die erlernte Fremdsprache der Kooperationsschule sprechen. Ein äußerst gelungener Sammelband, der weit über die Austauschthematik hinaus, Antworten auf pädagogische Fragestellungen liefert, die im Kontext von Interkulturalität stehen. Die Ergebnisse ermutigen, die unterschiedlichen „Sprachen“ der Kinder, im Sinne von nicht sprachlicher Verständigungskompetenz, Ausdrucksmöglichkeiten und Kommunikationskreativität, zu berücksichtigen, sie konstruktiv zu nutzen, nicht nur in informellen Settings, sie vielmehr konsequent für Schule und Unterricht mitzudenken.
Erklären im Sprachfördersommercamp: eine Analyse von Erklärprozessen bei jugendlichen DaF-Lernenden
(2020)
Erklärhandlungen sind nicht nur ständige Begleiter unseres Alltags, sondern auch essenzieller Bestandteil von Lehr-Lernhandlungen. Das Wissen darüber, wie Erklärungen definiert, strukturiert und durchgeführt werden, ermöglicht uns Rückschlüsse zu ziehen, wie gelingende wissensvermittelnde Handlungen ablaufen und aufgebaut sind. An dieser Frage anknüpfend, verfolgt die Forschungsarbeit zunächst das Ziel einer theoretischen Auseinandersetzung über die bestehenden Konzepte des mündlichen Erklärens. Die gesprächsanalytische Untersuchung und Auswertung von wissensvermittelnden Handlungen innerhalb des Sprachfördersommercamps stellt den Mittelpunkt dieser Forschungsarbeit dar. Während eines zweiwöchigen Sommercamps begegnen sich Jugendliche unterschiedlicher Nationen und drehen gemeinsam Kurzspielfilme auf Deutsch. Das Erklären auf (der Fremdsprache) Deutsch spielt hierbei eine übergeordnete Rolle und wird bewusst in verschiedenen Phasen des Projekts in den Vordergrund gestellt, wodurch der Rahmen dieses Projekts eine einzigartige Möglichkeit darstellt, die Diskurseinheit des mündlichen Erklärens näher zu beforschen. Die Ergebnisse zeigen Strukturen und Verhaltensweisen auf, die zur Weiterentwicklung unterrichtlichen Erklärens, verbunden mit sprachförderlichen Aspekten, genutzt werden können.
Sara ist neun Jahre alt und besucht die vierte Klasse einer Förderschule. Sie lebte bis zu ihrem sechsten Lebensjahr in Albanien und kam erst vor drei Jahren nach Deutschland, wo sie zum ersten Mal mit der deutschen Sprache konfrontiert wurde. Zunächst besuchte Sara eine internationale Vorbereitungsklasse und wechselte nach zwei Jahren in die Förderschule. Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer ist in Deutschland seit einigen Jahren keine Ausnahme mehr und rückt immer stärker ins Bewusstsein von Öffentlichkeit und Bildungspolitik. Der Zusammenhang von Bildungschancen und sprachlichen Fähigkeiten wird häufig diskutiert. Das Thema Sprachförderung ist deshalb heute in aller Munde, und der Markt überschwemmt von Angeboten und Konzepten zur Sprachförderung. Die vorliegende Arbeit setzt an diesem Punkt an und macht die Förderung von mündlichen und schriftsprachlichen Fähigkeiten zum zentralen Thema. Die Förderschule in Baden-Württemberg rückt hierbei in den Fokus, da der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund dort signifikant höher ist, als an anderen Schularten. Ziel dieser Arbeit ist es, die Situation von mehrsprachigen Kindern an Förderschulen in Baden-Württemberg zu analysieren und zu erörtern, welche Möglichkeiten zur Förderung ihrer sprachlichen Kompetenzen bestehen. Diese Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im ersten Teil werden die theoretischen Hintergründe für die praktische Arbeit mit mehrsprachigen Kindern erörtert. Hierbei finden zunächst der Erwerb mehrerer Sprachen und die Situation mehrsprachiger Kinder an Förderschulen Beachtung. Anschließend werden Schwierigkeiten beim Erwerb mündlicher Sprache und der Schrift dargestellt und Möglichkeiten zur Förderung vorgestellt. Den zweiten Teil der Arbeit bildet eine Dokumentation über die Förderung der mehrsprachigen Schülerin Sara. Es findet dabei eine Verknüpfung der theoretischen Elemente mit den Erfahrungen aus der Praxis statt.
In der vorliegenden Arbeit werden psycholinguistische, didaktische und methodologische Aspekte untersucht, die mit dem Erwerb der kommunikativen Kompetenz in den Fremdsprachen Deutsch und Italienisch verknüpft sind. Das übergeordnete Ziel der Untersuchung besteht darin, die kommunikative Kompetenz in der Fremdsprache der Probanden und Probandinnen am Gymnasium (in Deutschland, insbes. in Baden-Württemberg) bzw. an der Scuola secondaria superiore (in Italien, insbes. im Trentino) zu überprüfen und die kognitiven Vorgänge sowie die Problemlösungsstrategien zu rekonstruieren, die beim Sprachgebrauch zu semantischen Abweichungen führen. Der Analyse liegt die Erforschung von Verständigungsproblemen in interkulturellen Kommunikationssituationen zugrunde. Pragmatisch-semantische Unangemessenheiten werden analysiert und kategorisiert, wenn sie die Kommunikation zwischen non-native speakers und native speakers stören bzw. verhindern. Das erhobene Sprachmaterial wird anhand der Kombination quantitativer und qualitativer Untersuchungsmethoden ausgewertet. Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Im ersten wird der Begriff "kommunikative Kompetenz" aus soziolinguistischer Sicht erläutert und seine Umsetzung in der Fremdsprachendidaktik in Deutschland und in Italien beschrieben. Hier werden auch kognitive Modelle des mentalen Repräsentationssystems knapp erklärt, die als Basis bei der qualitativen Inhaltsanalyse dienen. Im zweiten Kapitel werden baden-württembergische Bildungspläne sowie Rahmenrichtlinien in der italienischen Autonomen Provinz Trento analysiert. Des Weiteren werden Unterrichtswerke sowie Lern- und Lehrmethoden untersucht. Das dritte Kapitel beschreibt das Untersuchungsprojekt und die angewandten Untersuchungsmethoden. Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der quantitativen Inhaltsanalyse präsentiert. Im fünften werden die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse dargestellt: Anhand von Beispielen aus den deutschen sowie italienischen Materialien werden kognitive Prozesse der Speicherung sowie der Anwendung bei der Produktion visualisiert und kontextbezogen beschrieben. Ferner werden Inferenzstrategien bei der Erfassung der kommunikativen Intention in Äußerungen mit semantischen Unangemessenheiten aufgeführt und Beispiele der Entstehung von Missverständnissen analysiert. Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung werden anschließend didaktische Anregungen präsentiert. Diese sollen im Unterricht und bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien umgesetzt werden, damit Schüler und Schülerinnen am Gymnasium bzw. an der Scuola secondaria superiore die vorgesehenen kommunikativen Ziele systematisch erreichen können.
Die Schule steht angesichts des Zusammenwachsens von Europa und der Welt sowie der Zuwanderung von Menschen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen vor neuen Herausforderungen. Eine Reaktion auf diese Veränderungen ist die flächendeckende Einführung des frühen Fremdsprachenlernens an Schulen, die bereits zum Schuljahr 2004/05 umgesetzt wurde. Baden-Württemberg war das einzige Bundesland, in dem der frühbeginnende Fremdsprachenunterricht bereits im Schuljahr 2003/2004 eingeführt wurde. Auch Förderschulen und Sonderschulen, die nach dem Grundschullehrplan unterrichten, sind von der Einführung des frühbeginnenden Fremdsprachenunterrichts betroffen. Das frühe Fremdsprachenlernen spielt deshalb auch an der Schule für Sprachbehinderte eine Rolle. Dieses ist aber nicht unumstritten. Die Arbeit beschäftigt sich daher mit dem Frühbeginn des Fremdsprachenlernens, vor allem im Hinblick auf die Schule für Sprachbehinderte. Es geht in erster Linie um die Beantwortung folgender Fragen: • Wie sieht der frühbeginnende Fremdsprachenunterricht aus? • Vor welche besonderen Probleme und Herausforderungen stellt er Lehrkräfte an der Schule für Sprachbehinderte? • Inwiefern bedarf es einer Modifikation der Grundschulkonzeption, um den besonderen Bedürfnissen sprachbehinderter Schüler nachzukommen? • Worin liegen die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des frühbeginnenden Fremdsprachenunterrichts an der Schule für Sprachbehinderte? • Was bedeutet das frühe Fremdsprachenlernen im Kontext von Mehrsprachigkeit? Zunächst befasst sich die Arbeit mit der Klärung der theoretischen Grundlagen auf denen der praktische Teil der Arbeit basiert. Die für die Arbeit relevanten Begriffe werden definiert und es erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Aspekt der Mehrsprachigkeit. Dieser ist insofern von Bedeutung, als der praktische Teil der Arbeit sich mit mehrsprachig aufwachsenden Kindern beschäftigt. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die bildungspolitischen Hintergründe des frühen Fremdsprachenlernens dargelegt. Danach wird der Organisationsrahmen des frühen Fremdsprachenlernens in Baden-Württemberg erörtert, da sich der praktische Teil auf die Arbeit mit sprachbehinderten Kindern an einer Schule für Sprachbehinderte in Baden-Württemberg bezieht. Anschließend wird auf das frühe Fremdsprachenlernen an der Schule für Sprachbehinderte eingegangen. Zunächst werden die besonderen Lernvoraussetzungen sprachbehinderter Schüler beschrieben. Eingegangen wird außerdem auf die grundlegenden Aspekte des frühen Fremdsprachenunterrichts sowie auf notwenige didaktische und methodische Modifikationen der Grundschulkonzeption für das frühe Fremdsprachenlernen an Schulen für Sprachbehinderte. Auch die Möglichkeiten und Grenzen, die der frühbeginnende Fremdsprachenunterricht an der Schule für Sprachbehinderte mit sich bringt werden aufgezeigt. Der praktische Teil der Arbeit beschreibt eine Untersuchung, die mit zwei Schülern einer zweiten Klasse an der Schule für Sprachbehinderte durchgeführt wurde. Im Rahmen des praktischen Teils wurde auch eine Unterrichtseinheit auf Englisch zum Thema „Colours“ gestaltet. Diese wurde mit einer Kleingruppe, bestehend aus fünf Schülern, durchgeführt. Die einzelnen Teile dieser Einheit werden erläutert, Beobachtungen werden beschrieben und ausgewertet. Die gesamte Untersuchung wird anschließend im Hinblick auf die, für den frühbeginnenden Fremdsprachenunterricht relevanten, Ergebnisse interpretiert. Zum Abschluss der Arbeit werden in einem Fazit Konsequenzen für das frühe Fremdsprachenlernen an der Schule für Sprachbehinderte gezogen.