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Der literarische Nachlass der deutsch-jüdischen Dichterin Rose Ausländer, genauer: vorliegende Fassungen von Gedichten, die ihren lyrischen Gestaltungsprozess belegen und nachvollziehbar machen, legten das Bild von einer poetischen Werkstatt nahe. Die Mediale Textwerkstatt Deutsch ist Metapher für ein Handlungsmodell computerunterstützter Lehr-Lern-Arrangements als (fach-)didaktischem Konzept für den Literaturunterricht. Für den Fachbereich Deutsch wird der Gegenstand ›Text‹ mithilfe von ›Medien‹ anhand eines ›Werkstatt‹-Ansatzes didaktisch modelliert. Handwerklichkeit steht, sowohl in Bezug auf dichterisches Handeln beim Schreiben und darüber reflektieren, als auch in Bezug auf unterrichtliches Handeln als methodisches und mediales Prinzip, im Mittelpunkt des Interesses und war Ausgangspunkt des (vorläufig) abgeschlossenen Forschungsprojekts. Die Beschäftigung mit Fassungen eines Textes - auch mit ›unfertigem‹ Material aus einer ›poetischen Werkstatt‹ - kann für Lernende ergiebiger sein, als die Auseinandersetzung mit der ›Endfassung‹ bzw. ihren ›Lesarten‹. Der Gegenstand war gefunden, nun ging es um seine didaktisch-methodische Aufbereitung. Die Materialfülle, die unterschiedlichen Primär- und Kontexte, Film-, Bild-, Ton-dokumente, Textfassungen etc. führten schnell zu der Vermutung, dass eine multimediale, d.h. computerunterstützte Lernumgebung ein adäquates Medium dafür sein könnte. Es geht um eine fachdidaktische Auseinandersetzung mit den technischen Möglichkeiten, um ein Überprüfen bestehender und die Ergänzung neuer bzw. modifizierter (anders zu gewichtender) Forderungen an ein mediales Arrangement. Lehren und Lernen muss auch mithilfe des Computers zielführend bleiben. Faszination für technische Möglichkeiten legitimiert noch keinen Medieneinsatz. Operationale Willkür nach dem Motto: ›Alles ist möglich also macht mal alles mögliche!‹ darf es (auch weiterhin) nicht geben. Lehren und Lernen muss (weiterhin) als wechselseitiger (interaktiver) Prozess begriffen werden. Dieser Prozess vollzieht sich in sichtbaren/ unsichtbaren Handlungen. Es geht auch mit dem Computer um einen ganzheitlichen, schüleraktiven Unterricht. Ein Arrangement soll die Wege zum Ziel (die ›Interaktion‹) unterstützen. Das Angebot muss trotz der Fülle didaktisch legitimiert sein und jeweils zielführend ›Elementares‹ und ›Fundamentales‹ (Klafki), also transferier-bare Lerneffekte ermöglichen. Die zielführende Integration der Neuen Medien in den Lehr-Lernprozess erfordert eine ständige Prüfung von Gegenständen, Themen und Methoden im Deutschunterricht. Wo haben die konventionellen Bestand? Wo sind die ›Neuen Medien‹ besser/ schlechter? Wo lohnt sich der Aufwand einer digitalen Ergänzung? Welche neuen unterrichtlichen Möglichkeiten ergeben sich durch Lehr-Lernsoftware? Neue Medien als ›Werkzeuge‹ für die Vermittlung bestimmter Inhalte anhand literarischer Gegenstände können durch technische Entwicklungen bisherige Themenstellungen und Arbeitsformen ergänzen. Da die Fachdidaktik nicht aus sich selbst heraus auf die Neuen Medien in allen Belangen qualifiziert reagieren und gestalterisch eingreifen kann, ist sie auf Zuarbeit aus anderen Disziplinen angewiesen. Wichtige Impulse für die fachdidaktische Konzeption einer Medialen Textwerkstatt kamen von der gestaltungsorientierten Mediendidaktik nach KERRES (2001). Die Anwendung der fachdidaktischen Konzeption einer Medialen Textwerkstatt bezeichnen wir als ›Didactic Design Process‹ (DDP). Gemeint ist damit die didaktische Perspektive der formalen Gestaltung und funktionalen Strukturierung eines computerunterstützten Lehr-Lern-Arrangements in einer prozesshaften Modellierung. Es zeigte sich bereits zu Beginn und während des DDP, dass die Software-Entwicklung bislang keine geeignete Methode für unseren Gegenstand und das anvisierte Produkt beschrieben hat. Als zentrales Instrument für den DDP erwies sich das Didaktische Drehbuch, das aus der Notations-, Kommunikations- und Konstruktionsproblematik heraus entwickelt und zum Didactic Storyboard (DSB) weiterentwickelt wurde. Im DSB sollte ein Lehr-Lern-Arrangement beschrieben bzw. ›modelliert‹ werden, mit dem (zielorientiert) Lernhandlungen an Materialien ermöglicht und durch Lehrhandlungen unterstützt werden. Perspektive: Der DDP wird bis zur Implementierung eines LLA fortgesetzt. Erst dann können Produkte einer Evaluation in der Praxis unterzogen werden. Dabei wird immanent im DDP das Instrumentarium angewendet, evaluiert und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Wesentlich für uns ist das DSB, das modifiziert und als Tool implementiert wird (Die Evaluation des Instrumentariums geschieht bereits im Rahmen von Examens- und Magisterarbeiten), damit es in verschiedenen Anwendungsfällen (an unterschiedlichen Gegenständen im Fach Deutsch und in anderen Fächern/ Disziplinen) erprobt werden kann. Die implementierten Lehr-Lern-Arrangements müssen in der Praxis evaluiert werden, damit (in Kooperation mit potenten Partnern) eine Produktreife erzielt wird. Auf mittlere Sicht gesehen werden Einflüsse der medialen Entwicklung auf den Deutschunterricht überprüft werden müssen. Dazu ist es zum jetzigen Zeitpunkt in Bezug auf digitale Lehr-Lern-Arrangements aber noch zu früh (längerer Forschungsatem notwendig)
›Was Literatur für Demokratie tun kann‹
In Chernivtsi führte die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg in Kooperation mit der Yuriy Fedkovych Chernivtsi National University im November 2010 ein Symposium durch, das sich der potentiellen und tatsächlichen gesellschaftlichen und politischen Wirksamkeit ausgewählter deutschsprachiger und ukrainischer Literatur auf demokratische Prozesse widmete. Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Fried, Paul Celan, Else Lasker-Schüler oder Herta Müller setzten sich in ihren Werken für demokratische und humanistische Grundprinzipien ein, haben vor Faschismus gewarnt, undemokratische Entwicklungen kritisiert und das Trauma der Shoah dem Vergessen und Verdrängen zu entreißen versucht. Gespiegelt werden diese Bemühungen in der ukrainischen Literatur von Autoren wie Olga Kobylanska, Ivan Bazhanski, Oksana Sabuzhko, Jurij Andruchowytsch oder Andrij Kurkov.
Ergänzt wird die zweisprachige Dokumentation durch Ergebnisse von Studenten und Dozenten literarischer Workshops im Kontext der Tagung.
Gefördert wurde das Projekt durch das DAAD-Sonderprogramm zur »Unterstützung der Demokratie in der Ukraine«. Gewidmet war diese Tagung dem aus Czernowitz stammenden Lyriker Paul Celan, der am 23.11.2010 neunzig Jahre alt geworden wäre.
Mit Genehmigung des Schneider Verlags Hohengehren, Baltmannsweiler.
Vergriffene Printausgabe ISBN 978-3834008954
Inzwischen hat die Literaturwissenschaft, ohne dass sie sich von ihren traditionellen Gegenständen, den wortcodierten Texten, hätte verabschieden müssen, die produktiven Potenziale der audiovisuellen und computerbasierten Medien und deren eigenständige Ästhetik bzw. künstlerischen "Eigensinn" erkannt. Folglich nutzt sie diese Erkenntnisse für eine theoretische Öffnung und beachtliche Erweiterung des eigenen Fachgebiets sowie für forschungsleitende Fragestellungen. Solche Öffnungen haben auch den Blick auf die traditionellen Gegenstände geschärft und verändert: Es galt und gilt die häufig verborgengebliebenen Referenzen und Reflexionen auf Mediales und Medien zu entdecken und die Verflechtungen und gegenseitigen Bezüge und Verweise zu analysieren. In ähnlicher Weise gelten diese Prozesse für die Literaturdidaktik: Häufigerwerden Unterrichts- sowie kulturelle Freizeitsituationen, in denen multi- und intermediale Lernprozesse anhand der unterschiedlichen Medien angestoßen und die Instrumentarien für Analyse und Produktion vermittelt werden. Auch die Literaturdidaktik muss zur Kenntnis nehmen, dass sich die Epoche des Leitmediums Buch schon verabschiedet hat und sich darüber hinaus das Zeitalter, in dem irgendein Leitmedium auszumachen ist, insgesamt zu verabschieden beginnt. Anknüpfend an solche Überlegungen wollen die Beiträge dieses Bandes der Fachwissenschaft als auch der Fachdidaktik Rechnung tragen.
Im Print erschienen im Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler
ISBN 978-3834004109, vergriffen
Im Sinne einer prozessorientierten Literaturdidaktik soll im Grenzbereich von Bild und Text das Werk Anatol Knoteks zum Anlass für wahrnehmungsschulende, verweilende Betrachtung genutzt werden. Knotek bewegt sich als Künstler und visueller Poet in dem, lange Zeit literaturdidaktisch unterschätzten multimodalen, gleichwohl semiotisch zugänglichen Bereich von Textobjekten, Textbildern sowie konkreter Poesie und nutzt auch Animationen, die er via Internet präsentiert.
Der vorliegende Band "Textwerkstätten – Literarisches Schreiben in Schule, Hochschule und Freizeit" reflektiert den aktuellen Trend des literarischen Schreibens, das sich in einer Vielzahl von Workshops, Schreibgruppen und Fortbildungen im deutschsprachigen Raum manifestiert. Die Publikation geht auf ein kooperatives Schreibprojekt zwischen Studenten und Dozenten zurück und bündelt Erfahrungen aus verschiedenen Veranstaltungen und Tätigkeitsfeldern, wie Fortbildungen, Seminaren und Lektoraten. Der Band bietet praxisorientierte, theoretisch fundierte Anleitungen und Anregungen für Leiter von Schreibgruppen und literarischen Projekten in Schulen und Hochschulen. Er dient als Studienbuch, Handreichung für ambitionierte Lehrkräfte oder als Inspirationsquelle für Hobbyschriftsteller. Die Beiträge leisten einen wichtigen Beitrag zum fachdidaktischen Diskurs der literarischen Schreibdidaktik und der methodischen Konzepte der Textwerkstätten. Querverweise ermöglichen ein themengeleitetes Lesen und gezieltes Herausgreifen einzelner Beiträge.
Mit Genehmigung des Verlages zur vergriffenen Auflage (ISBN 978-3-8340-1114-5)
Der vorliegende Beitrag erkundet die faszinierende Schnittstelle zwischen traditioneller Autorschaft und modernen KI-Technologien, insbesondere im Kontext von Chat GPT. Die fortschreitende Entwicklung von Textgenerierungssystemen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, hat weitreichende Auswirkungen auf die Konzeption von Autorschaft und den kreativen Schreibprozess. Diese Abhandlung untersucht die Parallelen zwischen den surrealen Schreibweisen Franz Kafkas und den Ergebnissen der KI-Textgenerierung. Sie wirft einen kritischen Blick auf die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Integration von Chat GPT in den literarischen Kontext ergeben, und beleuchtet dabei Fragen der Originalität, Intentionalität und ethischen Verantwortung.
Rose Ausländer (1901-1988) gilt als eine der bedeutendsten deutsch-jüdischen Lyrikerinnen dieses Jahrhunderts. Sie stammt, wie ihr jüngerer Lyrikerkollege Paul Antschel/Celan, aus Czernowitz, früher österreichisches Kronland Bukowina, heute Ukrainische Republik. Existentiell bestimmend wurden für Rose Ausländers Lyrik ihre inneren und äußeren Emigrationen, ihre teils selbst gewählten und teils erzwungenen Exilsituationen (USA/Europa). Flucht, Ghetto und das Trauma der Shoah bedeuteten Heimatverlust und Heimatsuche, führten zu Reisen in die Fremdheit, erlaubten ihr nur ein Heimischwerden im Wort: Mein Vaterland ist tod // Ich wohne in meinem Mutterland Wort. Rose Ausländers Biographie ist kaum vergleichbar mit dem Leben einer anderen Schriftstellerin. Im hohen Alter vollendete sie mit uneingeschränkter Disziplin, Konzentration und Konsequenz ihr lyrisches Spätwerk. Erinnernde, gegenwartsfindende und zukunftssuchende Wortwirklichkeit - auch noch ein halbes Jahr vor ihrem Tod: Gib auf // Der Traum / lebt / mein Leben / zu Ende. Rose Ausländers Leben und ihre Gedichte bilden eine unverwechselbare Einheit und repräsentieren ein ebenso eigenständiges biographisches wie literarisches Profil. Ich habe, was man Wirklichkeit nennt, auf meine Weise geträumt, das Geträumte in Worte verwandelt und meine geträumte Wortwirklichkeit in die Wirklichkeit der Welt hinausgeschickt. Und die Welt ist zu mir zurückgekommen. Die Autoren wollen mit diesem Lyrikband zu neuen Lesewegen anregen. In elf thematisch gruppierten Kapiteln werden exemplarisch Fenster zu Rose Ausländers literarischem Werk geöffnet. Über veröffentlichte und unveröffentlichte Gedichte, Gedichtentwürfe, Briefe und poetologische Äußerungen erhält der Leser Einblick in repräsentativ ausgewählte poetische Räume ihrer Lyrik. Lesezeichen in den Kapiteln erleichtern als Wegweiser die Einordnung der Primärtexte und verdeutlichen ausgewählte biographische Zusammenhänge, literarische Kontexte und lyrische Entwicklungsbögen. Da der Band auch als Studienbuch genutzt werden soll, wurde von den Autoren eine didaktisch inszenierte Führung durch Rose Ausländers lyrische Werkstatt angestrebt. Als Vorarbeit für dieses Lese-, Entdeckungs- und Studienbuch wurde Einblick in den gesamt en literarischen Nachlaß und die Briefkorrespondenz genommen, sodass unveröffentlichtes Quellenmaterial gesichtet und einbezogen werden konnte. Poetologische Bausteine und Signaturen charakterisieren in diesen Leseräumen die individualtypische Lyrikkonzeption Rose Ausländers, die existentiell begründet ist und von ihr selbst umschrieben wurde mit dem Schlüsselsatz: Schreiben war Leben. Überleben. Im Anhang findet der Leser einen chronologischen Überblick und als Orientierung zum Weiterlesen ein ausführliches Literaturverzeichnis der Primär- und Sekundärquellen.
Mit freundlicher Genehmigung des Schneider Verlages zur online-Veröffentlichung des im print vergriffenen Werkes mit der ISBN 3-89676-006-8.