Fakultät für Sonderpädagogik
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Sprachförderung ist bildungspolitisch gesehen ein aktuelles Thema. Auch die frühkindliche Bildung gewinnt immer mehr an Bedeutung, der Begriff der Schulreife oder Schulfähigkeit taucht wieder auf, es ist die Rede vom frühen Fremdsprachenlernen, von Zeitfenstern, die zum Lernen genutzt werden müssen, usw. Die Lernpotenziale der ersten Lebensjahre werden also in den letzten Jahren besonders betont und Kinder sollen darum nicht mehr zurückgestellt, sondern lieber frühzeitig eingeschult werden. Andererseits scheinen immer mehr Kinder an Sprachentwicklungsstörungen zu leiden. Dies sind die Gründe, warum in den verschiedenen Bundesländern Rahmenpläne für den Elementarbereich und Sprachtests (meist ein Jahr vor der Einschulung) eingeführt werden. Kindertageseinrichtungen werden mit einer Vielzahl neuer (oder vermeintlich neuer) Aufgaben konfrontiert: Einführung und Umsetzung der neuen Rahmenpläne, Sprachförderung, Bildungsdokumentation etc. In dieser Arbeit gehe ich auf einen dieser Rahmenpläne, den „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten“ ein. Spätestens seit der PISA-Studie ist bekannt, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem vernachlässigt werden. Viele von ihnen kommen mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen in den Kindergarten. In der Schule verlieren sie wegen ihrer sprachlichen Defizite den Anschluss. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache können jedoch unmöglich innerhalb von maximal drei Jahren in der Kindertageseinrichtung denselben Sprachstand im Deutschen erlangen wie Kinder mit Deutsch als Erstsprache. Darum muss Sprach- beziehungsweise Deutschförderung Aufgabe von Kindergarten und Schule sein. Ziel dieser Arbeit ist es, an einem Fallbeispiel Sprachtherapie anhand eines interaktionistischen Ansatzes vorzustellen.
Besonders die ersten Lebensjahre sind von enormer Bedeutung für die Entwicklung sprachlicher Fähigkeiten. Dieser Tatsache wird in den letzten Jahren auch aus bildungspolitischer Sicht immer mehr Aufmerksamkeit zuteil. So hebt der „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten“ die Bedeutung der Sprache und damit verbunden der Sprachförderung besonders hervor. Doch bei der Betrachtung von Störungen der Sprachentwicklung ist der Blick häufig sehr einseitig auf die Probleme mit der Aussprache oder der Grammatik gerichtet. Allerdings haben viele Kinder besondere Schwierigkeiten mit den Sprachinhalten, welche die Grundlage für die Entwicklung der Sprachebenen Aussprache und Grammatik darstellen. Diese Schwierigkeiten beim Bedeutungserwerb und die mögliche Unterstützung durch eine Sprachtherapie stellen die zentralen Aspekte dieser Arbeit dar. Aufgezeigt wird dies am Beispiel der Sprachtherapie mit einem Jungen mit albanischem Migrationshintergrund. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile und hat zum Ziel anhand eines Fallbeispiels Sprachtherapie im Sinne des interaktionistischen Ansatzes nach Bruner (1987) darzustellen. Im ersten Teil werden theoretische Grundlagen für die, bei der sprachtherapeutischen Arbeit mit Adnan, zentralen Bereiche der Mehrsprachigkeit, des Bedeutungserwerbs und des Elementarbereichs erarbeitet. Diese Grundlagen werden dann im zweiten Teil anhand des Fallbeispiels auf die Praxis übertragen und reflektiert.
Ist Literacy ein geeignetes Konzept zur Sprachförderung im Kindergarten, das von den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen von Kindern ausgeht? Die Arbeit referiert zunächst den aktuellen Stand im Umgang mit Schrift im Elementarbereich (unter Einbezug des Orientierungsplans und der Bedeutung von Mehrsprachigkeit). Die Klärung relevanter Begriffe wie Mehrsprachigkeit eröffnet das gegenwärtig umfangreiche Feld theoretischer Positionen, die auf unterschiedliche Weise Einflussfaktoren auf den Erwerb von Mehrspachigkeit herausstellen. Die Bedeutung von Diagnostik insbesondere im Bereich von Grammatik und Semantik wird als entscheidend für Förderangebote dargestellt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff Literacy. Fähigkeiten in diesem Bereich entwickeln sich schon in der frühen Kindheit und haben entscheidenden Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder. Daher werden begünstigende Bedingungen für die Literacy-Entwicklung näher beleuchtet. Kompetenzen in Literacy beschränken sich nicht nur auf den Umgang mit Schrift, sondern beziehen auch mündliche Fähigkeiten mit ein, weshalb das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit betrachtet wird. Das Konzept Literacy bietet vielfältige Fördermöglichkeiten, die durch unterschiedliche Materialien und Vorgehensweisen umgesetzt werden können. Zudem können sie bei der Arbeit mit mehrsprachigen Kindern genutzt werden. Um die mögliche Handhabung des Konzepts Literacy im Elementarbereich besser darstellen zu können werden zudem Möglichkeiten der Integration von Literacy-Konzepten in den Kindergartenalltag genannt. Im zweiten Teil der Arbeit werden Angebot und Durchführung eines Förderangebots dokumentiert und reflektiert.