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Therapie kindlicher Aussprachestörungen anhand von Spielformaten und -materialien – Ein Fallbeispiel
(2009)
Die Diagnose und Förderung der kindlichen Aussprache war und ist einer der Schwerpunkte insbesondere der sprachheilpädagogischen Arbeit im Elementarbereich. Kinder, die von Schwierigkeiten im Bereich der Aussprache betroffen sind, nehmen ihre Störungen wahr, stehen bisweilen unter hohem Leidensdruck und äußern häufig selbst, „richtig“ sprechen zu wollen. Dies konnte auch bei dem innerhalb dieser Arbeit vorgestellten Kind Samantha beobachtet werden. Auf die Frage, worin „richtiges Sprechen“ aber besteht, in welcher Weise Kinder davon abweichen und wie ihnen innerhalb der Therapie dabei geholfen werden kann, ihre Aussprachestörungen zu überwinden, wagt diese Arbeit eine Antwort. Im Vordergrund stehen dabei neben einem historischen Überblick über die Thematik der Aussprachestörungen deren Diagnose und Förderung. Hier wird die Bedeutung des Spiels und dessen motivierende Wirkung in der Aussprachediagnose und -therapie hervorgehoben. Die kindliche Spielentwicklung wird insbesondere im Hinblick auf den entwicklungsproximalen Therapieansatz und den Einsatz von Spielformaten dargestellt, die in der Diagnose und Therapie mit Samantha Anwendung fanden. Anhand des Fallbeispiels Samantha werden dann die theoretischen Grundlagen in ihrer praktischen Umsetzung dargestellt. Hier liegt der Schwerpunkt auf der kritischen Darstellung der im Rahmen der Diagnose und Therapie konzipierten Spielmaterialien und -formate. Zahlreiche Beispiele aus der sprachheilpädagogischen Arbeit mit Samantha verdeutlichen deren Anwendung in der Praxis. Anmerkung: Teile des Anhangs wurden aus urheberrechtlichen Gründen entfernt. Diese sind nur im Didaktischen Zentrum der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Standort Reutlingen einzusehen.
Vor fast zehn Jahren kam ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Kinder- und Jugendgruppenleiter das erste Mal mit der Erlebnispädagogik in Kontakt. Seitdem fasziniert und begleitet mich die Erlebnispädagogik bei meiner Arbeit als Jugendleiter. Überrascht stellte ich fest, dass mir in all meinen studiumbegleitenden Praktika, sowohl an Grund- und Sonderschulen, die Erlebnispädagogik nicht wieder begegnete. Dabei lernte ich die Erlebnispädagogik, gerade im Bezug auf gruppendynamische Prozesse, dem Erwerb von sozialen Kompetenzen und der Entdeckung der eigenen Ressourcen, sehr zu schätzen und erwartete daher, Elemente der Erlebnispädagogik in einem Pädagogikstudium oder zumindest in der Praxis, wieder zu finden. Aber weit gefehlt. Die Erlebnispädagogik wartet in der Schulpraxis und -theorie noch auf ihren Durchbruch. Ein Aspekt der mich in der Arbeit mit Kindern mit einer Behinderung immer wieder in den Bann zieht, ist das Erleben der Höhe. An meiner Zivildienstschule gab es einmal jährlich einen Sporttag, dessen Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes für viele Schüler der „Fall-Wettbewerb“ war. Dabei stürzten sich die Schüler mit verschiedensten Behinderungen von einem Kasten auf eine Weichbodenmatte. Nach und nach wurden immer mehr Kastenteile aufgelegt, bis sich schließlich nur noch ein Schüler traute, sich von dem Kasten fallen zu lassen, oder sich, auf ein irgendwie geartetes Signal hin, herunterstoßen ließ. Hierbei wurden teilweise Höhen von bis zu 13 Kastenteilen erreicht, wobei das Lachen und Jauchzen der teilnehmenden Schüler durch das ganze Schulhaus zu hören war. Noch höher hinauf ging es beim Besuch des Eisenwerkes und Weltkulturerbes „Völklinger Hütte“, im Rahmen eines Landschulheimaufenthaltes in Saarbrücken. Ausnahmslos alle Schüler wollten auf die 27 m hohe Gichtbühne hinauf und einige sind sogar noch die 45 m hoch gelegene Aussichtsplattform gestiegen, wo es mir schon sehr mulmig zumute war. Alle Schüler, insbesondere die Rollstuhlfahrer gaben an, Vergleichbares vorher noch nie erlebt zu haben und noch nie so hoch hinauf gekommen zu sein. Ähnliches erlebte ich während meiner Praktika immer wieder. So z. B. bei der Ersteigung eines Wasserfalls mit einem Schüler im Rollstuhl, während meines Blockpraktikums in der Schweiz, dem Besuch des 35 m hohen Schlossbergturms über den Dächern Freiburgs oder des 85 m hohen Euro-Towers im Europapark Rust. Oft waren es dabei die Schüler, die den Antrieb gaben, noch höher hinauf zu gehen und bis zum allerhöchsten Punkt zu gelangen. Die Körperbehinderung selber ist also kein Hindernis, wenn es darum geht, den Kitzel der Höhe zu erleben. Aber meistens stellt der Weg dorthin, so wie im Falle des Ersteigens des Wasserfalls oder des Eisenwerkes, gerade für Rollstuhlfahrer eine große Hürde dar. Hier fehlt meiner Meinung nach noch die Akzeptanz der Gesellschaft, dass auch Menschen mit einer Körperbehinderung dieses Bedürfnis nach Höhe und Nervenkitzel haben und erfüllen dürfen. So stieß ich häufig auf verständnislose Blicke, wenn ich versuchte einen Schüler durch Tragen (teilweise samt Rollstuhl) in schwindelerregende Höhe zu bringen. Als ich von der Idee, der Errichtung eines barrierefreien Hochseilgartens auf der Schwäbischen Alb hörte, schloss sich für mich ein Kreis. Denn dort könnten sich Aspekte, die mich in meiner sonderpädagogischen Tätigkeit geprägt und fasziniert haben, vereinigen lassen: das Erleben der Höhe auf bis zu 16m hohen Masten, in Verbindung mit erlebnispädagogischen Elementen und Aspekten der integrativen und barrierefreien Sportpädagogik. Mein pädagogischer Wunschtraum. Mit Begeisterung ergriff ich diese Chance, mich intensiver mit dieser Thematik, in Form der vorliegenden Arbeit, auseinanderzusetzen.
Obwohl die Oper nach Aussagen des „Jugendkulturbarometers“ an 14. und damit letzter Stelle des Beliebtheitsgrades der Kunstformen bei Jugendlichen rangiert , stößt man seit einiger Zeit vermehrt auf pädagogisches Interesse an dieser Kunstform. Nicht nur der Film „Rhythm is it“ machte Furore. Einmal auf der Suche, findet man allein schon bei Internetrecherchen eine Vielzahl an Projekten, in denen Kinder und Jugendliche aus schwierigen Lebenslagen aus verschiedenen Motiven heraus mit Werken der klassischen Hochkultur, und nicht selten mit Oper, in Berührung gebracht werden sollen. Vergleicht man diese Bestrebungen mit dem viel diskutierten Ansatz Gotthilf Hillers, der fordert, sozial benachteiligte Jugendliche in einem realitätsnahen Unterricht auf ein Leben in Teilkarrieren, fern von einem bürgerlichen Lebensentwurf, seinen Werten und kulturellen Ausdrucksweisen vorzubereiten , ergibt sich ein Problem. [...] In dieser Arbeit soll daher versucht werden, das angesprochene Dilemma aufzulösen -oder wenigstens doch zu mindern und Perspektiven zu entwickeln, professionell damit umzugehen. Es soll daher um die Frage gehen, welche Argumente dafür sprechen könnten, Kinder und Jugendliche in benachteiligten Lebenslagen mit dem Phänomen Oper vertraut zu machen und dieses möglicherweise als legitimen Bestandteil in ihre Lebenswelt zu integrieren- und was dagegen spricht, wobei gesellschaftliche und persönliche Aspekte berücksichtigt werden sollen. Es geht dabei ausdrücklich nicht um die Frage der Legitimation von Kulturarbeit überhaupt, sondern ausdrücklich um diese Ausdrucksform der Kultur.
Das Thema der Arbeit „Leistungssport für Menschen mit Behinderung! Eine empirische Studie zur Motivation von Fußballspielern“ erfordert eine spezialisierte Betrachtungsweise. Im Zentrum der Arbeit steht aus diesem Grund folgende Fragestellung: „Warum ist Fußball als Leistungssport für Menschen mit geistiger Behinderung von so großer Bedeutung und was bewegt sie dazu, Fußball auf Leistungsniveau zu betreiben?“ In diesem Zusammenhang sollen auch Gründe geliefert werden, weshalb Fußball auf Leistungsniveau für Menschen mit geistiger Behinderung einen Patz erhalten und von verschiedensten Instanzen unserer Gesellschaft unterstützt werden muss.
Der Gegenstand der Sexualität ist in unserer heutigen Gesellschaft ein allgegen-wärtiges Thema. Ganz gleich, wann und wo, jeder wird damit konfrontiert. Doch was ist, wenn man nicht dazu gehört? Wenn man nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht und keine erotischen Erlebnisse sowie damit in Verbindung stehende Erfahrungen, aus welchen Gründen auch immer, vorzuweisen hat? Wohin mit seiner sexuellen Lust, wenn man keinen Partner hat, mit dem man diese Intimität teilen kann? Für den nichtbehinderten Teil der Gesellschaft gibt es diverse Möglichkeiten, diese Lücken zu schließen. Angefangen von der Masturbation, über One-Night-Stands hin zum Besuch eines Bordells – die Auswahl scheint groß. Doch wie gestaltet es sich für unsere behinderten Mitmenschen? Können sie sich ebenfalls so einfach aus dem Pool der sexuellen Fantasien und Dienste bedienen? Leider lautet die Antwort „Nein“. Eine erfüllte Partnerschaft mit Liebe, Nähe und Sexualität zu leben ist für Menschen mit einer Beeinträchtigung äußerst schwer. Bedingt durch die spezifischen Rahmenbedingungen, mit denen gerade Menschen mit einer geistigen Behinderung konfrontiert sind, wird das Aufnehmen und Halten von Kontakten oder auch der Rückzug für intime Momente erheblich erschwert – wenn nicht gar gänzlich verhindert. Nicht selten wird diesen Menschen, bewusst oder unbewusst, die Existenz ihrer Libido abgesprochen, schlimmstenfalls das Recht auf Sexualität verweigert. Aussagen wie „Wir wollen keine schlafenden Hunde wecken“ haben in diesem Zusammenhang keinen Seltenheitswert. In den letzten zehn Jahren lässt sich, zumindest im Bereich der Behindertenarbeit, ein vermeintlicher Wandel erkennen. Es wird davon geredet, dass jedem Menschen das Recht auf sexuelle Entfaltung zusteht, sofern man anderen Personen mit seinem Handeln keinen Schaden zufügt. Stimmen der emanzipatorischen Behinderten-bewegung werden laut. Gerade in Zeiten der augenscheinlichen Integrations- und Normalisierungsbemühungen muss auch behinderten Menschen die Chance gegeben werden, ihre Sexualität auszugestalten, so ihre Forderung. Mit Nina de Vries und ihren tantrischen Massagen begann in Deutschland die schrittweise Enttabuisierung der Sexualität behinderter Menschen. Heute haben behinderte Menschen die Möglichkeit, neben Sexualassistenz und Sexualbegleitung, die ihnen lustvolle Erfahrungen bereiten (soll), auf erotische Hilfsmittel zurückzugreifen oder Workshops mit spezifischen sexualpädagogischen Themen zu besuchen. Eine erotische Tafel mit aphrodisierenden Speisen und lustvollen Kurzgeschichten oder Filmen darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Über all die eben angesprochenen Themen hat man, zumindest schon mal irgendwo und sei es lediglich bei hitzigen Diskussionen über das Für und Wider ihrer Existenz, etwas gehört. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass man, selbst in Kreisen der Behindertenarbeit, nicht allerorts darüber Bescheid weiß, was sich beispielsweise hinter der Bezeichnung „aktive Sexualassistenz“ verbirgt. Geschweige denn, welche Ziele dabei verfolgt werden. In der vorgelegten Arbeit soll nun aufgezeigt werden, welche konkreten Chancen und Möglichkeiten sich geistig behinderten Menschen in unserer Gesellschaft bieten, sodass sie ihre eigene Sexualität kennen lernen und diese nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen ausleben können.
Aus dem eigenen Rechtschreibunterricht kenne ich, wie vermutlich viele andere auch, das ausschließlich isolierte Üben von Wörtern, das negativ besetzte Schreiben von Diktaten und den häufig eingesetzten Rotstift. Durch das Studium und besonders durch das Seminar „Orthographie – Förderung von Lehr- und Lernprozessen“ an der PH Ludwigsburg (Fakultät für Sonderpädagogik in Reutlingen) lernte ich mit Bezug auf die neuere Fachdidaktik und –wissenschaft andere Wege zur Förderung von Rechtschreibfähigkeiten kennen. So gibt es sinnvollere diagnostische Instrumente als das Schreiben von Diktaten. Des Weiteren wurde klar, dass Rechtschreibung nur in geringem Maße über das Einprägen von Wortbildern gelernt wird. Ein kompetenter Rechtschreiber kennt nicht die Schreibweise jedes erdenklichen Wortes, aber er kann flexibel mit den unterschiedlichen Rechtschreibstrategien umgehen. Außerdem ist Rechtschreibung als ein Teil des Schreibens von Texten zu betrachten und Rechtschreibschwierigkeiten sind auf unterschiedlichste Ursachen zurückzuführen. Nicht zuletzt spielen dabei ungünstige Lehrprozesse eine Rolle. Parallel zu diesem Seminar entstand ein Kontakt zu Nathalie, einer jungen 19jährigen Frau, die mir in dieser Zeit fast täglich E-Mails schrieb. Teilweise waren ihre E-Mails nur schwer verständlich. Mit dem Hintergrund der Kenntnisse aus dem oben beschriebenen Seminar betrachtete ich ihre Schreibweise mit Interesse. Sie erinnerten mich stark an Schreibbeispiele der Kinder aus dem Seminar. Es entwickelte sich eine vertrauensvolle Beziehung zu Nathalie und es entstand der Wunsch, sie in der Entwicklung ihrer Rechtschreibfähigkeiten zu unterstützen. Ich fragte mich, welchen konkreten Förderbedarf Nathalie im Bereich der Rechtschreibung hat, welche Bedingungsgründe es möglicherweise gibt und wie Nathalie ihrem Alter entsprechend am besten gefördert werden kann. In dieser wissenschaftlichen Hausarbeit möchte ich mich nun intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzen.
Förderung von Literacy: am Beispiel eines Mädchens mit Sprachförderbedarf im Regelkindergarten
(2009)
Lernerfahrungen in der frühen Kindheit beeinflussen spätere Bildungsprozesse nachhaltig. Lange Zeit herrschte die Meinung vor, die Familie sei in erster Linie für die frühe Bildung von Kindern zuständig. Erst mit Studien wie PISA und IGLU änderte sich dieser Blickwinkel. In dieser Arbeit werden die Fragestellungen behandelt, wie die Gestaltung einer sinnvollen (Sprach-)Förderung schon in Kindertageseinrichtungen verwirklicht werden kann und inwieweit man zu Literacy gehörende Fähigkeiten bei einem Kind mit Sprachförderbedarf einerseits feststellen, vor allem aber fördern kann. Im ersten Teil der Arbeit werden theoretische Grundlagen, die als Basis für eine Umsetzung in die Praxis dienen, dargestellt. Dabei gehe ich zunächst auf die Entwicklung des Elementarbereichs und im Besonderen auf die sich dadurch verändernden Aufgaben bezüglich der Sprachentwicklung von Kindern ein. Besonders wichtig für eine gelingende Unterstützung im Spracherwerb sind gemeinsame Handlungen. Deren Bedeutung wird dargestellt und im Zuge dessen auf die Spielentwicklung und den Zusammenhang von Sprache und Spiel eingegangen. Dabei wird das Rollenspiel besonders hervorgehoben, da es hohe sprachliche Anforderungen an ein Kind stellt. Die unter dem Begriff „Literacy“ gefasste literarische Bildung eines Kindes zu fördern ist eine wichtige Aufgabe des Elementarbereichs. Da eine literarische Bildung aber nur auf schon vorhandene Kompetenzen in der Sprache aufbauen kann, wird in Grundzügen auch auf den Bedeutungserwerb und auf Möglichkeiten der Diagnostik und Förderung in diesem Bereich eingegangen. Schließlich werden neben einer theoretischen Begriffsklärung von „Literacy“ auch die Fähigkeiten, die zu Literacy gehören, aufgezeigt. Da diese häufig entscheidenden Einfluss auf die Bildungschancen von Kindern haben, werden frühe Literacy-Erfahrungen unter Einbezug des Aspekts ungünstiger Entwicklungsbedingungen näher beleuchtet. Der Elementarbereich hat die Aufgabe, ungünstige Bedingungen auszugleichen. Wie eine Integration von Literacy-Konzepten in den Kindergartenalltag geschehen kann, wird daher zudem dargestellt. Im Anschluss daran werden Möglichkeiten der Diagnose von Literacy aufgezeigt. Überlegungen zur Förderung von Literacy schließen den theoretischen Teil der Arbeit ab. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Förderung des Mädchens Lara dokumentiert und reflektiert. Der Schwerpunkt der Förderung liegt in der Entwicklung der beschriebenen Fähigkeiten rund um Literacy.
Die Fähigkeit des Schreibens gilt als zentrale Schlüsselkompetenz unserer Gesellschaft (vgl. Fix 2006, 14). Schreiben im Alltag kann vielfältige Funktionen haben. Kann jemand nicht schreiben, so wird er häufig auf die Unterstützung durch andere angewiesen sein, um seinen Alltag meistern zu können, z.B. wenn es darum geht Verträge zu kündigen oder den Briefwechsel mit Behörden zu bewältigen. Deshalb kommt dieser Schlüsselkompetenz so ein zentraler Stellenwert im Curriculum und auch im schulischen Alltag zu (vgl. BILDUNGSPLAN DER FÖRDERSCHULE 2008, 144ff und BILDUNGSPLAN DER GRUNDSCHULE 2004, 42ff). Ziel des BILDUNGSPLANES DER FÖRDERSCHULE ist, dass die Jugendlichen nach Schulabschluss die deutsche Sprache „in Wort und Schrift“ als „Basis für Arbeit und Leben in der Gesellschaft“ erlernt haben (BILDUNGSPLAN DER FÖRDERSCHULE 2008, 144). Der Erwerb schriftsprachlicher Kompetenzen ist im Kontext des gesamten Spracherwerbs zu sehen. Mit dem Erwerb schriftsprachlicher Kompetenzen beginnt eine neue Phase des Spracherwerbs, welche auf die sprachlich-kognitive Entwicklung eines Menschen zurück wirkt. Im Zentrum des Spracherwerbs steht der Bedeutungserwerb – ohne Bedeutungen wäre auch keine andere sprachliche Entwicklung denkbar. Der Bedeutungserwerb ist einer der Bereiche des Spracherwerbs, die häufig unterschätzt werden. Wer jedoch nicht über Inhalte verfügt, bzw. diese nicht in Worte zu fassen vermag, ist auch nicht in der Lage, seine Fähigkeiten in den anderen Bereichen der Sprache weiterzuentwickeln. Wer nicht über Wörter verfügt, um Inhalte mitzuteilen, zu kommunizieren, dem wird auch der Erwerb der Schriftsprache schwer fallen. Denn Sprache ist sowohl mündlich wie auch schriftlich an Inhalte geknüpft. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Eingangs versuche ich ein Bild von Milena und ihrer Lebenssituation, in der sie aufwächst, zu vermitteln. Im zweiten Teil erfolgt eine Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen der Bereiche Mehrsprachigkeit, Bedeutungserwerb und Schriftspracherwerb, welcher exemplarisch am Bereich Schreiben dargestellt wird. Im dritten Teil wird am Beispiel der Förderung, die ich mit Milena durchgeführt habe dargestellt, wie ein Kind mit Schwierigkeiten in den Bereichen Bedeutungserwerb und Schriftspracherwerb, gefördert werden kann.
Lesen ist eine zentrale Fähigkeit, die Jungen und Mädchen in der Regel im Laufe ihrer Kindheit erwerben. Jedoch bereitet die Tätigkeit des Lesens vielen Kindern und Jugendlichen keine Freude. Sie weisen dann zumeist eine nur geringe Lesemotivation auf. Genau mit dieser befasse ich mich in der vorliegenden Arbeit. Dafür werde ich über mein Projekt berichten, durch das ich bei Schülern einer Förderschule (Klasse 3-5), Freude am Lesen wecken bzw. intensivieren wollte. Dafür lege ich in Kapitel 1 zunächst dar, warum Lesen auch gegenwärtig noch von hoher Bedeutung ist. Daran schließt sich eine Annäherung an den Begriff Lesen sowie die Darstellung verschiedener Leseformen und –funktionen an. In Kapitel 3 erläutere ich, was sich hinter dem Begriff Lesekompetenz verbirgt und welche unterschiedlichen Ansätze sich in Bezug auf diesen unterscheiden lassen. Dabei betrachte ich auch die internationalen Vergleichsstudien PISA und IGLU näher. In Kapitel 4 arbeite ich heraus, wie Kinder sich zu kompetenten Lesern entwickeln. Hierbei gehe ich auf das Entwicklungsmodell des Lesens- und Schreibenlernens von VALTIN ein. Ich führe zudem das Zwei-Wege- Modell des Worterkennens von SCHEERER- NEUMANN sowie die Taktiken des Lesens von BRÜGELMANN an. Beim Erwerb von Lesekompetenz spielen dabei verschiedene informelle und formelle Sozialisationsinstanzen eine Rolle, weshalb ich deren Bedeutung in Kapitel 5 näher beleuchte. In Kapitel 6 befasse ich mich näher mit der Motivation und deren Bedeutung für das Lernen. In Kapitel 7 beschreibe ich zunächst wichtige Forschungserkenntnisse bezüglich der Lesemotivation. Zudem zeige ich konkrete Fördermöglichkeiten auf. Hierbei gehe ich besonders auf die freie Lesezeit sowie den handlungs- und produktionsorientierten Umgang mit Literatur ein. An diese theoriegeleiteten Überlegungen schließt sich in Kapitel 8 eine allgemeine Beschreibung der durchgeführten Lesemotivationsförderung sowie die Vorstellung der daran teilnehmenden Schüler an. Dabei greife ich auf Interviews zurück. Die für die Förderung zentrale Kinderfigur Hexe Lilli, werde ich in Kapitel 9 näher vorstellen. Hierbei gehe ich auch auf die Inhalte der berücksichtigten Bücher ein. Eine detaillierte Vorstellung der freien Lesezeit sowie der verschiedenen Leseeinheiten folgt in Kapitel 10. Im Anschluss an diese Beschreibung arbeite ich wichtige Bezüge der praktischen Inhalte zum Theorieteil dieser Arbeit heraus. Mein Projekt werde ich schließlich, in Bezugnahme auf die Schüler, in Kapitel 11 auswerten. Dabei zeige ich auch mögliche kurz- und mittelfristige Erfolge sowie Gestaltungsmöglichkeiten einer längerfristigen Lesemotivationsförderung auf. Bei meiner Auswertung bzw. den differenzierten Überlegungen, beziehe ich mich erneut auf verschiedene Interviews. In einem Fazit fasse ich abschließend zentrale Inhalte dieser Arbeit zusammen.
Diskussionen über Sprachstandsmessungen im Elementarbereich sind derzeit in allen Bundesländern aktuell. Möglichst früh sollen Kinder, die Schwierigkeiten im Spracherwerb haben entdeckt werden, um dann Sprachförderung zu bekommen. Schwierigkeiten im späteren Schriftspracherwerb sollen damit verhindert werden und die Kinder sollen „gleiche“ Bildungschancen für ihr zukünftiges Leben bekommen. Mit meiner wissenschaftlichen Hausarbeit will ich einen diagnostischen Weg aufzeigen, der die Funktion von Sprache und die kommunikativen Kompetenzen der Kinder in den Mittelpunkt stellt. Dabei gehe ich von Kenntnissen aus, die auf den Spracherwerbstheorien basieren und bei denen, die Bedürfnisse des Kindes im Vordergrund stehen. In meiner Förderung übe ich keine isolierten Fertigkeiten, sondern schaffe sprachliche Erfahrungsräume für Nora.
Unbekannte Menschen, eine fremde Sprache, andere Sitten und Bräuche, das Gefühl ein Fremder zu sein, der nicht dazu gehört: einige dieser Gefühle kommen manch einem, der sich auf Reisen in fremde Länder begibt, wohl bekannt vor. Doch wer in den Urlaub geht, Neues erkunden und die Welt entdecken möchte, tut dies in der Regel aus eigenem Antrieb, ohne fremdes Zutun und ist nur Gast für eine bestimmte Zeitspanne. Anders ergeht es Menschen, die gezwungen sind ihre Heimat zu verlassen. Sei es aus Gründen der Vertreibung, Flucht oder weil sie im neuen Land eine bessere Zukunftsperspektive für sich und ihre Familien zu finden erhoffen. Zwar geschieht die Ausreise aus dem Heimatland in vielen Fällen freiwillig, doch die Kinder dieser Familien haben keine Wahlmöglichkeit und müssen sich den Migrationsvorhaben ihrer Familien fügen. Migration ist ein Thema, das in Deutschland immer mehr ins Zentrum des Interesses rückt. Damit verbundene Aufgabenstellungen, Hindernisse und Chancen sind dauerhaft präsente Themen in den Medien. Doch in Bezug auf Aussiedler sind die Stimmen des Interesses eher leise, obwohl diese im Hinblick auf Zweisprachigkeit in Deutschland die größte Gruppe darstellen. In Deutschland leben heute über zwei Millionen Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie verlassen im Gegensatz zu anderen Migrantengruppen ihre Herkunftsländer freiwillig und besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. In den Familien wird jedoch häufig Russisch gesprochen. Schon seit Generationen sind sie „Fremde in der Heimat“. „Während sie in Russland als Deutsche diskriminiert wurden, werden sie in Deutschland als Russen behandelt.“ „Viele Aussiedlerjugendliche scheinen mit ihrer Einreise das große Los zu ziehen und das gleich mehrfach. Sie sind Sprach-Los, Heimat-Los, Arbeits-Los und Chancen-Los.“ Gilt diese von Rudolf Giest-Warsewa beschriebene Verlorenheit oder Aussichtslosigkeit auch noch für Kinder aus Aussiedlerfamilien, die bereits hier geboren wurden oder sehr früh nach Deutschland gekommen sind, haben diese bessere Chancen der sozialen Teilhabe? Wie gelingt es Aussiedlerkindern neue Wurzeln im Land der Vorfahren zu schlagen? Werden sie stärker vom deutschen Umfeld oder von den Werten der Herkunftsländer ihrer Eltern geprägt? Was ist wirklich „los“ bei den Kindern der Aussiedler? PädagogInnen und andere Fachkräfte werden vor die schwierige Aufgabe gestellt diese Frage zu klären und Chancen zur sozialen Teilhabe der Aussiedler zu erkennen und zu nutzen, wie auch Grenzen realistisch einzuschätzen und diese zu weiten. Aber die Integration dieser Menschen erweist sich nicht nur als pädagogisches Handlungsfeld, sondern fordert auch von Seiten der Politik unterstützende Maßnahmen, um zu verhindern, dass sich Aussiedler im Land der eigenen Vorfahren fremd fühlen.
Nach einer Einführung in landschaftliche, kulturelle und schulische Bedingungen in Schweden wird der Frage nachgegangen, was unter den schwedischen erlebnispädagogischorientierten Ansätzen zu verstehen ist und wie sie in Schweden umgesetzt werden. Anschließend richtet sich der Blick nach Deutschland. Die Formulierung „erlebnispädagogischorientierte Ansätze“ legt es nahe, sich auch mit Erlebnispädagogik in Deutschland zu befassen. Daher soll zunächst untersucht werden, was der Begriff Erlebnispädagogik in Deutschland beinhaltet und inwieweit die erlebnispädagogischorientierten Ansätze aus Schweden, im Hinblick auf die Diskussion von Erlebnispädagogik in Deutschland, eine Anregung für Erlebnispädagogik und erlebnispädagogische Konzepte im schulischen Kontext allgemein sein können, in welchem die Förderschule mit eingeschlossen ist. Danach geht es darum heraus zu arbeiten und zu diskutieren, warum sich die Schwedischen Ansätze mit Bezug auf den geltenden Bildungsplan und die besonderen Voraussetzungen der Schüler, gerade für die Umsetzung an Förderschulen in Baden-Württemberg eignen und welche Anregungen die erlebnispädagogischorientierten Ansätze aus Schweden geben können. Es sollen relevante Differenzen zwischen Schweden und Baden-Württemberg überprüft werden, die für die Umsetzungsmöglichkeiten der erlebnispädagogischorientierten Konzepte aus Schweden an Förderschulen in Baden-Württemberg von Bedeutung sind. Anhand eines Beispiels aus der Schulpraxis, wird eine konkrete Umsetzungsmöglichkeit von Utomhus- und Friluftslivpedagogik aufgezeigt. Durch die Darstellung und die Diskussion über die erlebnispädagogischorientierten Ansätze aus Schweden an Förderschulen soll Lehrern neue Anregungen für die Gestaltung von Unterricht gegeben werden. Außerdem soll mit dieser Arbeit ein Beitrag zum internationalen Diskurs erlebnispädagogischer Ansätze geleistet und Hochschulen dazu anregt werden sich in Lehre und Forschung mit erlebnispädagogischorientierten Ansätzen vermehrt auseinander zu setzen.
Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Lebensereignis für die werdenden Eltern, auf das sie sich monatelang vorbereiten und das ihre bisherige Partnerbeziehung vollkommen verändern wird. Das Elternsein umfasst in der Vorbereitungsphase jedoch oft nur die glückliche Vorstellung aus der Werbung von strahlenden Eltern und einem lachenden Neugeborenen. Bei rationaler Betrachtung der neuen Aufgabenstellung ergeben sich aus dem Familienleben zunächst Aufgaben verbunden mit persönlichen Einschränkungen, auf die die Eltern nicht vorbereitet sind. Bereits mit gesunden Kindern, und andere Vorstellungen existieren hierzu nicht, ist und bleibt das Zusammenleben in der Familie eine immerwährende Herausforderung, da in ihr auf engstem Raum unterschiedliche Charaktere mit individuellen Vorstellungen und Wünschen aufeinandertreffen. Dieser ständige Auseinandersetzungsprozess erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit und Kompromissfähigkeit von Seiten der Eltern. Wie gestaltet sich demnach die Situation für Eltern, deren Idealvorstellungen von einer Familie mit einem gesunden Kind durch die Konfrontation einer auftretenden Behinderung ihres Kindes mit einem Schlag zunichte gemacht werden? In der Regel stellt dies für die Eltern ein unerwartetes kritisches Lebensereignis dar, das als akute emotionale Krise erlebt wird. Im Verlust des erwünschten gesunden Kindes sehen sie sich durch die Behinderung ihres Kindes mit einer „anderen Welt“ konfrontiert, die ihren bisherigen Lebensvorstellungen widerspricht und ihnen anfänglich jede Handlungskompetenz nimmt. Zusätzlich werden sie mit weiteren alltäglichen Aufgaben und Anforderungen im Zusammenhang mit der Behinderung ihres Kindes konfrontiert, die ein neues Verständnis in ihre Rollen als Eltern erfordert. In der für die Fallanalyse ausgewählten Familie kommen diese Aspekte durch das kritische Lebensereignis der verfrühten Geburt des ersten Kindes teilweise zum Tragen. Die Zeit der Ungewissheit über die weitere Entwicklung ihrer Tochter, geprägt durch die Hoffnung, eine drohende Behinderung noch abzuwenden, führt zu einer wesentlichen Verstärkung der emotionalen Belastung der Eltern bei der späteren Diagnosestellung, die als erneutes kritisches Lebensereignis erlebt wird. Teilweise noch verwurzelt in einem traditionellen Rollenverständnis kommt es zu einer Anhäufung zusätzlicher Aufgaben für die Mutter. Mit der Fokussierung auf ihre Tochter versucht sie für sich das verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen, während der Vater in den außerfamiliären Bereich flüchtet. In der Suche nach einem Weg der Auseinandersetzung mit der Situation, zeigt sich ein Konflikt zwischen Annäherung und Distanz in der Rollen- und Aufgabenverteilung sowie in der gemeinsamen Beziehung der Eltern. Der zwei Jahre jünger Bruder trägt die Belastungen der Eltern in der ersten Zeit mit, vor allem auch als Folge aus den Beziehungen zu den Eltern. Verstärkt wird diese Situation durch die Geburt seines Bruders der fünf Jahre später als Frühchen zur Welt kommt. In der familiäre Situation und der Beziehung zur behinderten Schwester ergeben sich für die Geschwister daraus individuell unterschiedliche Konflikte, die in die eigene Entwicklung im Rahmen der familiären Veränderungen integriert werden müssen. Die Darstellung des Falls soll Einblicke in persönliche Erfahrungen mit Behinderung innerhalb einer Familie geben, einschließlich der Veränderungen im familiären Entwicklungsprozess. Ziel ist es einzelne Auseinandersetzungsprozesse mit der Behinderung und der familiären Lebenssituation sowie deren Auswirkungen auf die Familie herauszustellen. Im Fokus stehen nicht nur die Eltern sondern auch die nicht behinderten Geschwister, in ihren Rollen und Beziehungen in und außerhalb der Familie. Im Folgenden werden das methodische Vorgehen zur Fallanalyse erläutert und die daraus entstehenden zentralen Aspekte der Arbeit dargestellt. Bevor die thematischen Aspekte anhand der Erzählungen der Familie herausgearbeitet werden, werden wichtige Ereignisse der Lebensgeschichte von Lea kurz vorgestellt, um die Erfahrungen der Familie in einen zeitlichen Gesamtzusammenhang zu bringen.
,,Die Euthanasie in Grafeneck und das Erleben dieses Ortes von Menschen mit Behinderung heute’’, lautet der Titel dieser Arbeit. Im Zentrum des Interesses, und hier schließt sich der Kreis wieder zu der im Einstieg angeführten Örtlichkeit, steht dabei der Ort Grafeneck und die Kernfrage, wie ihn Menschen mit Behinderung unter seiner speziellen historischen Vergangenheit erleben. In Bezug auf George und Winter liegt der Arbeit die Hypothese zu Grunde, dass Menschen mit Behinderungen heute aufgrund ihrer potentiellen Opferrolle zur Zeit des Nationalsozialismus und ihrer körperlichen, geistigen und emotionalen Besonderheiten den Ort Grafeneck unter bestimmten Aspekten besonders erleben. Ziel dieser Arbeit ist es demnach, diese besonderen Charakteristiken des Erlebens des Ortes Grafeneck zu benennen und zu beschreiben. Diese Arbeit soll ein Baustein für eine mögliche Ausarbeitung eines pädagogischen Konzeptes sein, dass sich im Sinne einer aufklärenden politischen Bildungsarbeit, aber auch in Form einer Gedenk- und Erinnerungsarbeit, mit dem Thema der NSEuthanasie, speziell an Menschen mit Behinderung richtet. Für die Entwicklung eines besonderen pädagogischen Konzeptes zur NS-Euthanasie für Menschen mit Behinderung im Sinne einer Gedenkstättenpädagogik, nimmt die Frage, wie diese Menschen den Ort Grafeneck mit seinem historischen Vermächtnis erleben, welche Gefühle und Emotionen hierbei mitschwingen und welche Ansichten und welches Bewusstsein sie über den Ort haben, eine zentrale Rolle bei jeglicher Planungsüberlegung ein. Erforscht werden sollen die Besonderheiten im Erleben anhand von qualitativen Einzelfallstudien mit zwei Bewohnern der Wohngruppen in Grafeneck. Die dazu benötigten Daten werden durch Leitfadeninterviews erhoben und durch die Datenanalyse nach dem Vorgehen der Grounded Theory, ausgewertet werden. Die Wahl der Bewohner der Wohngruppen in Grafeneck, zur Untersuchung der Fragestellung, schien mir hierfür geeignet, da davon auszugehen war, dass sie durch ihre spezielle Wohnsituation an einem Ort, der gleichzeitig Originalschauplatz, Wohn- und Gedenkort ist, zum einen besonders intensiv mit der Thematik vertraut sind, zum anderen durch ihre Wohnsituation eine ganz besondere Bindung zur Örtlichkeit besitzen. Mir ist bewusst, dass die Untersuchung einen Fallstudiencharakter hat und somit Ergebnisse liefert, die nicht partout auf ein Kollektiv verallgemeinert werden dürfen, sehr wohl aber richtungsweisende Funktion haben können. Unter diesem Gesichtspunkt sind alle Ergebnisse dieser Arbeit zu interpretieren. Aus Sicht der anvisierten Forschungsfrage, scheint im Vorfeld zur Ausarbeitung von Untersuchungskriterien, sowie zur Klärung grundsätzlicher Verständnisfragen die Bearbeitung folgender Themenfelder notwendig: 1. Eine Betrachtung von Grafeneck heute, so wie die Rekonstruktion der historischen Vorfälle, die auch auf die sozialpolitischen Umstände zur Zeit der NS-Euthanasie eingeht . 2. Eine Auseinandersetzung mit dem Begriff ,,Erleben’’ und dessen Bedeutung für die Fragestellung. 3. Eine Auseinendersetzung mit der Frage nach einer Ortstheorie und deren Bedeutung für die Fragestellung.
Körperbehinderte Menschen „vom Almosenempfänger zum Steuerzahler“ machen. Das Leben und Wirken Konrad Biesalskis war von diesem Leitspruch geprägt. Konrad Biesalski Ziel war es körperbehinderte Menschen zu erwerbsfähigen Mitbürgern der Gesellschaft zu befähigen. Nur durch sinnvolle Arbeit könnten sie an dem gesellschaftlichen Leben teilhaben. Dieses Ziel konnte er nur durch finanzielle Spenden und durch Mithilfe von anderen Protagonisten erreichen. Die staatliche bzw. gesetzliche Unterstützung körperbehinderter Kinder und Jugendlicher spielte dabei eine wichtige Rolle, da es bis 1920 keine gesetzlich geregelte medizinische Versorgung für körperbehinderte Kinder und Jugendliche in Deutschland gab. Durch den enormen Einsatz Konrad Biesalskis trat das „Krüppelfürsorgegesetz“ am 1. 10. 1920 in Kraft und sicherte somit die medizinische und soziale Versorgung von über 70.000 körperbehinderten Kindern und Jugendlichen im damaligen Deutschen Reich. [...] Die Errichtung und Leitung des Oskar-Helene-Heims in Berlin, als einer orthopädischen und pädagogischen Behinderteneinrichtung, kann als ein Vorreitermodell für heutige Körperbehinderteneinrichtungen gesehen werden. Was trieb diesen Mann an, sein Leben körperbehinderten Kindern zu widmen? Dieser Frage werde ich in meiner Arbeit nachgehen.
Die Ursachen für Schwierigkeiten beim Rechnen sind vielfältig. Da die Verarbeitung von Zahlen und Operationen auch sprachliche Anteile beinhaltet, liegt es nahe, dass auch Störungen in der Sprachverarbeitung Rechenschwierigkeiten bedingen können. In dieser Arbeit soll die Frage erörtert werden, inwieweit sich Störungen im Spracherwerb auf die Entwicklung mathematischer Konzepte bzw. auf die Rechenfähigkeiten auswirken können und wie die spezifischen Schwierigkeiten spracherwerbsgestörter Kinder beim Zählen und Rechnen aussehen. Daraus sollen mögliche Förderziele abgeleitet werden. In der Literatur, zum Beispiel Nolte (2000) und Donczik (2001), wurden bisher vor allem die Auswirkungen von auditiven Wahrnehmungsstörungen auf Rechenfertigkeiten beschrieben. In dieser Arbeit geht es speziell um die Frage, wie sich Störungen im Bedeutungserwerb auf die arithmetischen Fähigkeiten auswirken. Schon der Begriff „Zahlbegriffserwerb“ macht deutlich, dass es sich beim Erwerb des Verständnisses für Zahlen um einen begriffsbildenden Prozess handelt. Die Zahl „7“ ist ebenso ein Begriff wie Auto oder Hund. Die Zahl trägt Bedeutung und vernetzt sich dadurch zu anderen Zahlen, indem sie Größe oder Teil einer Menge sein kann. Sprache dient zur Erkenntnisgewinnung. Damit hängen die kommunikative und kognitive Funktion von Sprache eng miteinander zusammen (vgl. Schmitman, 2007, S.79). Von Aster (2005) schreibt, dass es Naturvölker gibt, die größere Mengen nicht feststellen und auch keine Operationen durchführen können, weil nur die Zahlwörter eins bis fünf existieren. Dies zeigt, wie eng sprachliche Vorgänge mit kognitiven Verständnissen bzw. Erkenntnissen zusammenhängen und dass Sprache Denken beeinflusst. Zahlensprachen sind Grundlage für den Umgang mit größeren Zahlen und für das Erlernen höherer Mathematik (vgl. von Aster 2005, S.20). Diese verschiedenen Analogien zwischen sprachlichem und mathematischem Bedeutungserwerb möchte ich nutzen, um die möglichen Auswirkungen einer semantischen Störung auf den Zahlbegriffserwerb zu beschreiben. Aber auch in Bezug auf auditive Wahrnehmungsstörungen sollen Rechenschwierigkeiten erklärt werden. Hier lautet mein Ansatz, dass Störungen im Bereich des Aufnehmens bzw. Verstehens von Sprache letztlich auch zu Einschränkungen im sprachlichen Bedeutungserwerb führen. Insofern wird meine Argumentation auch auf auditive Wahrnehmungsstörungen und ihre Auswirkungen auf den mathematischen Bedeutungserwerb anzuwenden sein.
Maßsystem, Messwesen und Messpraxis verkörpern zentrale Bestandteile der menschlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Eine fundamentale mathematische Idee wie das Messen wurzelt in den Alltagserfahrungen der Kinder und wird nur durch praktisches Tun, Erkunden, Beobachten und Schätzen ausgebildet. Diese Handlungen der Schüler sind nötig, damit Rechenprobleme, Begriffe und Operationen durch Eigenaktivität entdeckt, erfunden und geschaffen werden können. In einer entsprechend anregenden Umgebung beginnen Kinder bereits sehr frühzeitig intuitiv damit, Gegenstände oder Formen zu vergleichen und zu ordnen. Kinder an Förderschulen haben diese basalen Erfahrungen in ihren Familien oft nicht gemacht. Ziel dieses Unterrichtskonzepts zum Thema „Messen von Längen und Flächen“ soll es daher sein, eben genau solche „praktischen“ Erfahrungen im Rahmen des Mathematikunterrichts zu ermöglichen. Bei der Entwicklung des Unterrichtskonzepts soll es ganz bewusst nicht darum gehen, „das Rad neu zu erfinden“. Vielmehr soll das „Messen“ im Mathematikunterricht an Förderschulen durch bestimmte Schwerpunktsetzungen und der Beleuchtung des Themas aus dem Blickwinkel des „Praktischen Lernens“ noch effektiver gestaltet werden. Hierfür wird das „Messen“ zunächst als Bildungsinhalt genauer betrachtet, dann werden bestehende didaktische Konzepte zur Einführung der Längen- und Flächenmessung dargestellt. Ein kurzer Überblick über allgemeine didaktische Konzeptionen für den Mathematikunterricht an Förderschulen soll weiterhelfen, die Unterrichtskonzeption zu fundamentieren. Schließlich soll das Konzept des Praktischen Lernens dargestellt werden. Dabei wird der Fokus auch auf die Relevanz des Praktischen Lernens im allgemeinen Unterricht und im Mathematikunterricht an Förderschulen gerichtet. Die Einbindung von Merkmalen des Praktischen Lernens ermöglicht Wissen durch aktive Auseinandersetzung mit der Thematik und Spielräume für eigene Erfahrungen. So möchte ich ein weiteres Fundament meines Unterrichtskonzepts herausarbeiten. Ein Teil der Aspekte meines Unterrichtskonzepts habe ich in einer Förderklasse der Schule für Erziehungshilfe erprobt. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Erprobungsstunde werden dargestellt und anschließend reflektiert.
Ist es möglich, dass gestalterisches Tun auf das Selbst des Urhebers wirkt? Verschafft ein solches Tun Aufschluss über die Frage, wer man ist? Kann künstlerisches Gestalten Einfluss auf Identität nehmen und wenn ja, inwiefern? Und welches wären dann die Elemente, die ein solch stärkendes Potential in sich tragen, dass sie als Möglichkeitsbedingungen dafür angesehen werden könnten, Menschen in ihrem Selbstwerterleben „aufzurichten“ oder anders gesagt, der Waage auf der anderen Seite etwas mehr Gewicht zu verleihen? Weiter: Können Menschen bei der gestalterischen Arbeit zu sich selbst finden? Warum scheint eine solche Tätigkeit befriedigend zu wirken und worin besteht der Antrieb zu solchem Tun? Was passiert im Kern, wenn der von der Hand geführte Meisel unter der Last des Hammers den harten Stein berührt und sprengt? Was geschieht bei dieser Interaktion, wenn der Mensch im geklopften Rhythmus, im absolut auf sein Objekt fokussierten Zustand zu versinken scheint? Oder schließlich etwas allgemeiner: Worin könnte eine Verbindung von gestalterischer Tätigkeit und Innenwelt liegen? Die vorliegende Arbeit stellt einen Versuch dar, die aufgeworfenen Fragen zu bearbeiten und dabei Aufschluss über die Verbindung von Gestaltung und Sein zu erlangen.