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Ziele und Methoden: In vorliegender Dissertation wurden Studien zur Prävention von Dysphonien bei Lehrerinnen in einer Literaturübersicht beschrieben und dargestellt. Die Recherche umfasste neben der Suche in Datenbanken, auch das Sichten von Grundlagen und Untersuchungen zur Akzentmethode in der privaten Bibliothek von Thyme-Frøkjær und Frøkjær-Jensen. Die Grundlagen der AM wurden von Smith, Thyme-Frøkjær und Frøkjær-Jensen in vielen Artikeln wissenschaftlicher Journals und in Kongressbeiträgen veröffentlicht und in vorliegender Arbeit zusammengestellt. In einer kontrollierten prospektiven Studie (N= 121) zur Prävention von Stimmstörungen nach der Akzentmethode wurden eine Interventionsgruppe (G1) mit einer Kontrollgruppe ohne Intervention (G2) verglichen. Probandinnen meldeten sich freiwillig zu einem der ausgeschriebenen Seminare (G1) oder zu einer Stimmanalyse (G2) an und wurden nach Beachten der Ein- und Ausschlusskriterien in die Studie aufgenommen. G1 Probandinnen erhielten zwei kurzzeitige Stimmseminare nach der AM, eine stimmhygienische Unterweisung sowie häusliche Übungen. Zwischen den Seminaren lag eine Pause von 3-5 Monaten. G2 Probandinnen erhielten kein Stimmseminar, keine Beratung und keine Übungen zur häuslichen Durchführung. Alle G1 Probandinnen wurden zu Beginn des ersten Seminars (T0), nach diesem Seminar (T1), vor dem zweiten (T2) und nach dem zweiten Seminar (T3) gemessen. Beide Gruppen wurden bei identischen Aufnahmebedingungen mit akustischen Messmethoden (EGG, MDVP-Parameter, CSL-Parameter), dem Voice Handicap Index (VHI), dem Stimmprofil für Berufssprecher (SPBS) und einer unipolaren Skala zur Selbsteinschätzung der Stimmqualität analysiert und bewertet. Auswertung: Die Datenauswertung erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS 15. Die Unterteilung parametrischer und nicht-parametrischer Variablen wurde mit dem Kolmogorow-Smirnow-Test ermittelt. Unterschiede innerhalb der Gruppe zu den verschieden Messzeitpunkten wurden mit T-Tests für gepaarte Stichproben und dem Wilcoxon-Test für zwei verbundene Stichproben berechnet. Gruppendifferenzen wurden mit unabhängigen T-Tests und dem Kruskal-Wallis-Test für unabhängige Stichproben ermittelt. Ergebnisse: Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p<0,05) konnten in den Variablen Sprechzeit, Pitch, SPL, SPL max., Tonhöhen- und Dynamikmodulation nach-gewiesen werden. Alle anderen Parameter zeigten in beiden Gruppen Verbesserungen. Eine signifikante Verbesserung der Intensität, LTAS-Parametern, Stimmeinschätzungsskala, Jitter, PPQ und RAP, konnte nach 5 UE und nach 10 UE bei der Behandlung mit der AM nachgewiesen werden. Signifikante Verschlechterungen zeigten sich in G1 im VHI-Gesamtwert und im Sprechprofil für Berufssprecher. Das dargestellte Vorgehen nach der AM zur Prävention von Stimmstörungen bei Lehramtsstudentinnen und Lehrerinnen, kann als eine effiziente und schnell erlernbare Methode an Hochschulen aber auch als Fortbildungsmaßnahme zur Gesundheitsfürsorge bei Lehrerinnen empfohlen werden. Zusammenfassung: Die Studie zur Prävention von Stimmstörungen wurde an N= 121 Studentinnen, Referendarinnen und Lehrerinnen durchgeführt. Die Teilnehmerinnen wurden in zwei Gruppen und drei Kohorten aufgeteilt. Die Interventionsgruppe (G1) erhielt 2x5 Unterrichtseinheiten Stimmtraining nach der Akzentmethode, eine stimmhygienische Beratung und individuelle häusliche Übungen. Die Kontrollgruppe (G2) erhielt keine Interventionen. Bei dem Vergleich beider Gruppen konnten signifikante Verbesserungen (p<0,05) der Interventionsgruppe nach 2 x 5 Unterrichtseinheiten in den Parametern Sprechzeit, Intensität, LTAS-Parameter, PPQ, RAP, Jitter, vF0, NHR nachgewiesen werden. Verschlechterungen im VHI und im SPBS, können auf eine verbesserte Wahrnehmung in den erarbeiteten Präventionsbereichen hinweisen. Das beschriebene Verfahren kann als Kompaktseminar an Hochschulen effektiv und effizient eingesetzt werden.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit verschiedenen Fragestellungen, die sich aus physikdidaktischer Perspektive aus der Tatsache ergeben, dass das Internet von Jugendlichen für das Lernen im schulischen Kontext genutzt wird. Zum einen beschäftigt sich die Arbeit im Rahmen einer Vorstudie mit der Nutzung von Physik-Internetforen durch Schüler. Gleichzeitig untersucht die Vorstudie die Qualität fachlicher Aussagen in Physik-Internetforen. Dadurch soll exemplarisch das Ausmaß fehlerhafter Informationen in physikbezogenen Internetinhalten abgeschätzt werden. Da die Rezeption fehlerhafter Informationen zur Entstehung von Fehlvorstellungen führen kann, beschäftigt sich die Arbeit zum anderen mit dem Erkennen widersprüchlicher Aussagen zu einem Sachverhalt als eine für Schüler realisierbare Möglichkeit, Fehler in Internetinhalten zum Thema Physik zu entdecken. Zwei Studien, die die zentralen Forschungsanliegen dieser Arbeit darstellen, wurden zum Erkennen fachlicher Widersprüche in internetbasierten Physiktexten durchgeführt: In einer experimentellen Studie wurde untersucht, ob das Erkennen fachlicher Widersprüche von äußeren Merkmalen der Webseite abhängt. In einer Interventionsstudie wurde untersucht, wie sich das Erkennen fachlicher Widersprüche im Rahmen des Physikunterrichts fördern lässt.
Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen, dass Beiträge in Physik-Internetforen fachlich überwiegend richtig sind. Außerdem lassen sich Schüler, die Physik-Internetforen verwenden, in zwei Nutzertypen einteilen: In pragmatische Wenignutzer, die Hilfe bei den Hausaufgaben suchen, und in physikinteressierte Vielnutzer, die Hilfen geben. Die Interventionsstudie ergab, dass die Schüler der Treatmentgruppe fünf Wochen nach der Intervention signifikant mehr Widersprüche in einem internetbasierten Physiktext erkannten als die Schüler der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse der experimentellen Studie zeigen, dass die Erkennensleistung in Abhängigkeit von den äußeren Webseitenmerkmalen „Autor der Information“ und „Art der Webseite“ differiert.
Die vorliegende Dissertationsarbeit untersucht die Begriffe Moral und Ethik im Hinblick auf die Anwendbarkeit auf technische Systeme, allen voran solche, die seit geraumer Zeit als ‚künstliche Intelligenz‘ bezeichnet werden. Zentrale Fragen sind dabei unter anderem: Können technische Systeme moralisch handeln und wenn ja, was bedeutet das? Sowie: Können technische Systeme anhand ethischer Maßstäbe auf menschenähnliche Weise reflektieren und Werte abwägen und wenn ja, was bedeutet das? Die Relevanz der zentralen Themen der im März 2022 eingereichten Arbeit werden durch die zum Jahresbeginn 2023 aufkommenden Technologien und Diskussionen um aktuellste Chatprogramme und deren Möglichkeiten verdeutlicht.
In der psychologischen und mathematikdidaktischen Forschung wird versucht, das Bild vom Mathematiklernen der Kinder im Anfangsunterricht kontinuierlich zu verbessern. Diese Anstrengungen werden unternommen um damit den Mathematikunterricht zu verbessern, individuellere Lernangebote zu organisieren und vor allem auch, um Störungen und Defizite im Lernprozess zu erkennen und dann frühzeitig entsprechende Fördermaßnahmen ergreifen zu können. Nachdem in den letzten Jahren der Fokus hauptsächlich auf Einzelfallstudien lag, mit dem Ziel qualitative Daten über individuelle Prozesse beim Mathematiklernen zu erhalten, werden nun, unter anderem auch ausgelöst durch die PISA-Studie und entsprechende Projekte in anderen Ländern (z.B. ENRP, Australien), in größeren Populationen nicht nur quantitiative Untersuchungen sondern auch solche qualitativer Art durchgeführt. Die vorliegende Arbeit untersucht den individuellen Aufbau des mentalen Zahlenstrahls während des ersten Schuljahres. Dazu wurden im Rahmen eines, durch die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg geförderten, dreijährigen Forschungsprojektes (CEKA: Computerunterstützte Eigenkonstruktionen von Kindern im mathematischen Anfangsunterricht) an verschiedenen Grundschulen computerunterstützt quantitative und qualitative Daten erhoben und ausgewertet. In einem ersten Teil wird versucht, einen theoretischen Rahmen und Hintergrund für die durchgeführten Untersuchungen zu schaffen. Dazu wird zunächst der mathematisch-fachdidaktische Kontext dargestellt. Es werden Begriffe geklärt und abgegrenzt und verschiedene Modelle der Entwicklung des Zahlbegriffs und von Zahlvorstellung (number sense) werden sowohl aus mathematikdidaktischer als auch aus psychologischer Sicht beschrieben. Hauptsächlich wird auf das 'Triple -Code-Modell' von Dehaene rekuriert. Die Computerumgebung, in der die Daten erhoben wurden, sowie die dabei verwendeten Metaphern und initiierten mentalen Modelle werden im zweiten Teil dargestellt. Die Computersprache LOGO und Paperts Idee des Lernens in Mikrowelten sowie die Ideen von Nunez/Lakoff, die grundlegende Metaphern für den Aufbau mathematischen Wissens beschreiben, bilden die Grundlage für die Konstruktion der Computermikrowelten, in denen die Kinder im Laufe des Schuljahres gearbeitet haben. In den folgenden beiden Kapiteln wird die empirische Studie mit ihren einzelnen Teiluntersuchungen dargestellt. Dieser Teil beginnt mit den Forschungsfragen, anschließend wird der Ablauf der Studie kurz beschrieben. Die Darstellung der Methoden sowie die Darstellung der mathematischen Leistungstests, der Einführungsstunden und der Auswertung der Computerprotokolle beschreiben den empirischen Rahmen und zeigen den Umfang der Untersuchung. Mittels statistischer Analysen und mittels Interkorrelationen wird versucht, Zusammenhänge bei der Entstehung elaborierter Zahlvorstellungen in den Daten aufzuzeigen. Individuelle Entwicklungsverläufe bei der Anwendung unterschiedlicher Strategien in den Computermikrowelten werden in Einzelfallanalysen präsentiert. Im abschließenden Kapitel wird eine Zusammenschau der vorliegenden Ergebnisse versucht. Die Daten der Computererhebung werden mit Daten aus mathematischen Standardtests verglichen und es wird kurz dargestellt, ob es Geschlechtsspezifika bei der Entwicklung mathematischer Fähigkeiten und bei den Strategien am mentalen Zahlenstrahl gibt. Eine Diskussion des so entstehenden Gesamtbildes und ein Ausblick auf mögliche Folgerungen für weitere Forschungen und für den Eingangsunterricht in Mathematik schließen die Arbeit ab.
Wie werden aus jungen Menschen Wissenschaftler mit ihren fachkulturspezifischen Werten? Unter Berücksichtigung von interdisziplinären Theorien aus der Hochschulsozialisationsforschung und den Ansätzen der Werteforschung wird u.a. dieser Frage nachgegangen. Dabei geht die Studie den allgemeinen Fragestellungen nach, ob Werteorientierungen von Studierenden sich im Laufe ihres Studiums wandeln und ob sich entsprechende Wertewandlungsprozesse als Hochschulsozialisationseffekte deuten lassen. Ausgehend von der Annahme, dass sowohl die „Hochschule als Umwelt“ als auch die „Umwelten von Hochschulen“ Einflüsse ausüben, wurde eine bundesweite Online-Befragung als Längsschnittstudie mit drei Erhebungswellen an drei Universitäten vorgenommen (N=789). Erhoben wurden neben den Wertorientierungen u.a. Studienmotive, sechs Studienfächer, Intensität der Auseinandersetzung mit Fachinhalten, außercurriculare Hochschulaktivitäten und (studienbedingte) Veränderungen der Lebenssituation. Insgesamt kann in der Arbeit gezeigt werden, dass studentische Werteorientierungen sich zwar mit dem Hochschulstudium verändern und sich fachkulturell unterscheiden, jedoch ohne dass diese Differenzierungen sich als Sozialisationseffekte der Fachkultursozialisation oder der Hochschulkultursozialisation bestätigen lassen. Lediglich auf die studienbezogene Vorsozialisation – ein niedriges sozial-altruistisches Studienmotiv – lassen sich Änderungen einiger Wertedimensionen zurückführen
E‐Learning ist seit einigen Jahren fester Bestandteil der Hochschullehre. Trotzdem wird das Potenzial von E‐Learning an deutschen Hochschulen nicht annähernd ausgeschöpft. Die Nutzung beschränkt sich häufig auf die Distribution von Materialien. Einerseits sind die Hochschulen aufgefordert, sich mit technologischen Innovationen und Entwicklungen zu beschäftigen und in die Lehre zu integrieren. Anderseits fehlt grundlegendes Wissen bei den Lehrenden darüber, in welchen Situationen und in welcher Form E‐Learning in der Hochschullehre sinnvoll eingesetzt werden kann. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Arbeit didaktische E‐Learning‐Szenarien für die Hochschullehre systematisch entwickelt. Diese didaktischen E‐Learning‐Szenarien entstehen durch die Verknüpfung von herkömmlichen didaktischen Szenarien mit dafür geeigneten E‐Learning‐Methoden. E‐Learning‐Methoden werden empirisch mithilfe einer Befragung von E‐Learning‐Experten ermittelt. Die Befragten geben an, welche E‐Learning‐Technologie (eine oder mehrere) sich für die Umsetzung der ausgewählten Methoden mit E‐Learning eignet. Für die Erfassung und Identifizierung von Methoden, die sich besonders gut für die Umsetzung mit E‐Learning eignen, wird ein eigenes Vorgehen entwickelt. Zudem werden praktische Empfehlungen für den Einsatz der neu entwickelten didaktischen E‐Learning‐Szenarien in Form von Entscheidungstabellen herausgearbeitet.
Untersucht wird die Wirkung der Lehrkräfteweiterbildung "Umgang mit besonderer Begabung und Heterogenität“ (Sperber & Reichle, 2007) zur Förderung hochbegabter und hochleistender Kinder und Jugendlicher im Gymnasialunterricht hinsichtlich folgender Ziele: (1) Die teilnehmenden Lehrpersonen sollen besondere Begabungen von Schülerinnen und Schülern diagnostizieren lernen, (2) eine offene, konstruktive Einstellung zu Hochbegabung erlangen sowie (3) auf der Basis eines leistungsdifferenzierten Umgangs mit Heterogenität im Schulalltag Begabungen fördern lernen. Die Besonderheit der Fortbildung liegt in der Fokussierung der Einstellung der betreffenden Lehrpersonen. Formal besteht das Programm aus sechs vollständig manualisierten 3-Stunden-Einheiten, jede Einheit thematisiert einen eigenen inhaltlichen Schwerpunkt. Nach einem quasi-experimentellen Prae-Post-Kontrollgruppendesign wurden Lehrpersonen an vier Gymnasien jeweils unmittelbar vor und sechs Wochen nach Besuch der Fortbildung mittels eines umfangreichen Fragebogens schriftlich anonym befragt. Von 97 Lehrpersonen, davon 48 in der Fortbildungsgruppe, liegen Daten zu beiden Messzeitpunkten vor. Zentrale, ausgewählte Befunde werden mittels Berechnungen anhand einer kleinen, parallelisierten Stichprobe von n = 20 validiert. Überprüft werden mit überwiegend selbstentwickelten Fragebögen Veränderungen der Probanden in (1) ihrer diagnostischen Kompetenz, (2) ihrer Einstellung zu Hochbegabung sowie (3) ihrer Förder- bzw. Methodenkompetenz. Da die Lehrerfortbildung interindividuell unterschiedlich wirken bzw. die Persönlichkeitsstruktur der Teilnehmenden als Moderator der Fortbildungseffekte fungieren könnte, werden Veränderungen bezüglich des beruflichen Engagements, der subjektiven Berufszufriedenheit sowie der Persönlichkeit der Probanden erhoben, außerdem Einflüsse von potentiell bedeutsamen Drittvariablen wie Alter, Geschlecht und Familienstand. Der Trainingserfolg wird durch keine der erhobenen Drittvariablen beeinflusst. Fehlerquellen, die im Rahmen der Studie erfasst werden konnten, sind kontrolliert. Bei den Trainingsteilnehmern zeigen sich nach dem Besuch der Fortbildung neben einer zunehmend binnendifferenzierten Gestaltung des eigenen Unterrichts insbesondere Verbesserungen der Diagnostischen Kompetenz, eine Reduktion von stereotypen Vorstellungen über Hochbegabte, eine offenere und konstruktivere Einstellung gegenüber Hochbegabtenförderung. Die Befunde belegen, dass Erfahrung und Training bei gleichzeitiger Optimierung der professionellen Wissensbasis zu valideren Lehrerurteilen und positiverer Einstellung führen können, so dass Begabungen im schulischen Bereich systematisch entdeckt und gefördert werden bzw. Kindern und Jugendlichen individuell entwicklungsangemessene Lernumwelten angeboten werden können.
Untersucht wird die Wirkung der Lehrkräfteweiterbildung "Umgang mit besonderer Begabung und Heterogenität“ (Sperber & Reichle, 2007) zur Förderung hochbegabter und hochleistender Kinder und Jugendlicher im Gymnasialunterricht hinsichtlich folgender Ziele: (1) Die teilnehmenden Lehrpersonen sollen besondere Begabungen von Schülerinnen und Schülern diagnostizieren lernen, (2) eine offene, konstruktive Einstellung zu Hochbegabung erlangen sowie (3) auf der Basis eines leistungsdifferenzierten Umgangs mit Heterogenität im Schulalltag Begabungen fördern lernen. Die Besonderheit der Fortbildung liegt in der Fokussierung der Einstellung der betreffenden Lehrpersonen. Formal besteht das Programm aus sechs vollständig manualisierten 3-Stunden-Einheiten, jede Einheit thematisiert einen eigenen inhaltlichen Schwerpunkt. Nach einem quasi-experimentellen Prae-Post-Kontrollgruppendesign wurden Lehrpersonen an vier Gymnasien jeweils unmittelbar vor und sechs Wochen nach Besuch der Fortbildung mittels eines umfangreichen Fragebogens schriftlich anonym befragt. Von 97 Lehrpersonen, davon 48 in der Fortbildungsgruppe, liegen Daten zu beiden Messzeitpunkten vor. Zentrale, ausgewählte Befunde werden mittels Berechnungen anhand einer kleinen, parallelisierten Stichprobe von n = 20 validiert. Überprüft werden mit überwiegend selbstentwickelten Fragebögen Veränderungen der Probanden in (1) ihrer diagnostischen Kompetenz, (2) ihrer Einstellung zu Hochbegabung sowie (3) ihrer Förder- bzw. Methodenkompetenz. Da die Lehrerfortbildung interindividuell unterschiedlich wirken bzw. die Persönlichkeitsstruktur der Teilnehmenden als Moderator der Fortbildungseffekte fungieren könnte, werden Veränderungen bezüglich des beruflichen Engagements, der subjektiven Berufszufriedenheit sowie der Persönlichkeit der Probanden erhoben, außerdem Einflüsse von potentiell bedeutsamen Drittvariablen wie Alter, Geschlecht und Familienstand. Der Trainingserfolg wird durch keine der erhobenen Drittvariablen beeinflusst. Fehlerquellen, die im Rahmen der Studie erfasst werden konnten, sind kontrolliert. Bei den Trainingsteilnehmern zeigen sich nach dem Besuch der Fortbildung neben einer zunehmend binnendifferenzierten Gestaltung des eigenen Unterrichts insbesondere Verbesserungen der Diagnostischen Kompetenz, eine Reduktion von stereotypen Vorstellungen über Hochbegabte, eine offenere und konstruktivere Einstellung gegenüber Hochbegabtenförderung. Die Befunde belegen, dass Erfahrung und Training bei gleichzeitiger Optimierung der professionellen Wissensbasis zu valideren Lehrerurteilen und positiverer Einstellung führen können, so dass Begabungen im schulischen Bereich systematisch entdeckt und gefördert werden bzw. Kindern und Jugendlichen individuell entwicklungsangemessene Lernumwelten angeboten werden können.
Fragestellungen zur Konzeptualisierung und Messung professionsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften stellen ein hochaktuelles Thema in der mathematikdidaktischen Forschung dar (z.B. Kunter et al., 2013; Kaiser et al., 2015). Trotz unterschiedlicher Ansätze in diesem Bereich besteht weitgehend Konsens darüber, dass Kompetenzen die persönlichen Voraussetzungen zur erfolgreichen Bewältigung berufsspezifischer situationaler Anforderungen beschreiben (Baumert & Kunter, 2013) und prinzipiell erlernbar und vermittelbar sind (Weinert, 2001b). Es gibt jedoch keine „Kompetenz“ per se, da die Beschreibung einer solchen stets einen relevanten berufsspezifischen Kontext voraussetzt (Hartig, 2008). Der Ausgangspunkt zur Beschreibung und Definition einer professionsbezogenen Kompetenz für Lehrkräfte sind folglich die beruflichen Anforderungen, die Lehrkräfte erfüllen müssen, um in Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern die Lerngelegenheiten bereitzustellen, die verständnisvolle Lernprozesse ermöglichen (Lindmeier, 2011; Koeppen et al., 2008; Baumert & Kunter, 2013). Für Mathematiklehrkräfte wurde der Umgang mit vielfältigen Darstellungen als eine solche zentrale Anforderung beschrieben (Hill, Schilling & Ball, 2004; Ball, Thames & Phelps, 2008). Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass hierbei die Wechsel zwischen unterschiedlichen Darstellungsformen komplexe kognitive Prozesse erfordern und oftmals für viele Schülerinnen und Schüler zu einer Lernhürde werden (z.B. Ainsworth, Bibby & Wood, 1998; Duval, 2006; Ainsworth, 2006). Lehrkräfte benötigen daher spezifisches Wissen in diesem Bereich, um die Lernenden bei Darstellungswechseln unterstützen zu können (Duval, 2006; Mitchell, Charalambous & Hill, 2014; Dreher & Kuntze, 2015a, b). Lehrkräfte müssen jedoch auch in der Lage sein, Unterrichtssituationen zum Umgang mit Darstellungen zu analysieren, also Beobachtungen in Unterrichtsituationen mit diesem Wissen zu verknüpfen, um potentiell schwierige Darstellungswechsel erkennen zu können (Friesen, Dreher & Kuntze, 2015; Friesen & Kuntze, 2016). Es besteht weitgehend Konsens darüber, dass diese Analyse von Unterrichtssituationen eine wesentliche Voraussetzung dafür darstellt, dass Lehrkräfte überhaupt passende Lernangebote und Hilfestellungen zur Verfügung stellen können (z.B. Sherin, Jacobs & Philipps, 2011; Schoenfeld, 2011; Santagata & Yeh, 2016). Dennoch bleibt in aktuellen Konzeptualisierungen professionsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften das Analysieren von Unterrichtssituationen im Hinblick auf potentiell hinderliche Darstellungswechsel weitgehend unberücksichtigt (z.B. Baumert & Kunter, 2013; Kaiser et al., 2015). Im Rahmen dieser Studie wird daher ein solches fachdidaktisches Analysieren von Unterrichtssituationen als wichtige professionsbezogene Kompetenz von Mathematiklehrkräften beschrieben. Da es bislang kaum empirische Studien gibt, in denen eine solche Kompetenz untersucht wurde, soll somit auch ein Beitrag zur Messung fachdidaktischer Analysekompetenz geleistet werden.
Um Kompetenzen von Lehrkräften unterrichtsnah zu erfassen, gelten vignettenbasierte Erhebungen als besonders geeignet (Kaiser et al., 2015; Blömeke, Gustafs-son & Shavelson, 2015). Entsprechend wurde im Rahmen dieser Studie ein vignettenbasiertes Testinstrument mit sechs Unterrichtssituationen aus dem Bereich Bruchrechnung (Klasse 6) entwickelt, in welchen der Umgang mit Darstellungswechseln eine zentrale Rolle spielt. Bislang gibt es wenige Untersuchungen dazu, welche Rolle unterschiedliche Vignettenformate für die Auseinandersetzung mit Unterrichtsvignetten (z.B. für die wahrgenommene Authentizität) und die Analyse zum Umgang mit vielfältigen Darstellungen spielt, dasselbe gilt für unterschiedliche Frageformate. Da die spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Vignet-tenformate und Frageformate bei der Kompetenzmessung jedoch durchaus eine Auswirkung auf die Schwierigkeit der Items haben können (Hartig, 2008), sind Untersuchungen hierzu im Rahmen dieser Studie von besonderem Interesse. Um dem beschriebenen Forschungsinteresse nachzugehen, wurde jede der sechs Un-terrichtssituationen im Testinstrument in drei Formaten (Text, Comic, Video) umgesetzt und offene sowie geschlossene Frageformate zur Analyse des Umgangs mit Darstellungen in den Unterrichtssituationen vorgelegt. Das beschriebene Testinstrument bearbeiteten N = 298 Lehramtsstudierende, Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter sowie praktizierende Lehrkräfte. Die erhaltenen Daten wurden mit Raschmodellen analysiert, um die Qualität der vorgenommenen Kompetenzmessung zu prüfen (Bond & Fox, 2015).
Die Ergebnisse belegen eine gute Auseinandersetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Vignetten in allen drei Formaten (Text, Comic, Video), wodurch eine wichtige Voraussetzung für die Analyse der vorgelegten Unterrichtssituation gegeben war. Es zeigte sich, dass fachdidaktische Analysekompetenz zum Umgang mit Darstellungen unabhängig von den eingesetzten Vignetten-formaten (Text, Comic, Video) als eindimensionales Konstrukt modelliert werden kann. Während die drei unterschiedlichen Vignettenformate keinen systemati-schen Einfluss auf die Analyse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Umgang mit Darstellungen zeigten, wurde nachgewiesen, dass die Items aus den geschlossenen Formaten systematisch leichter zu beantworten waren. Die Analyseergebnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen auf eine eher niedrige Ausprägung fachdidaktischer Analysekompetenz zum Umgang mit vielfältigen Darstellungen schließen, da potentiell problematische Darstellungswechsel in den Unterrichts-vignetten häufig nicht erkannt wurden. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass die drei Vignettenformate Text, Comic und Video vergleichbar zur Erhebung fachdidaktischer Analysekompetenz zum Umgang mit vielfältigen Darstellungen geeignet sind.
Die Untersuchung befasst sich mit den Beziehungen zwischen Hochschulfaktoren und Studierendenfaktoren mit der Studienzufriedenheit von Lehramtsstudierenden. Zur Erhebung von Bedingungsfaktoren der Studienzufriedenheit wurden Interviews mit n = 8 Lehramtsstudierenden an einer Pädagogischen Hochschule durchgeführt und zentrale Forschungsbefunde zu Hochschulfaktoren (z.B. Dozierende, Lehrveranstaltungen, Studienberatung, Praktika, Bibliothek, PC-Ausstattung, Informationsangebot zum Studium, Räumlichkeiten) sowie Studierendenfaktoren der Studienzufriedenheit (z.B. Lebenszufriedenheit, Persönlichkeit, Interesse, Motivation, außeruniversitäre Belastungen, soziale Unterstützung, Geschlecht, Abiturnote) versammelt. Auf der Basis dieser Befunde wurde ein Fragebogen zur Erfassung von Hochschulfaktoren und Studierendenfaktoren erstellt. Dieser wurde in einer Online-Erhebung anonym von n = 861 Lehramtsstudierenden an drei Pädagogischen Hochschulen und zwei Universitäten beantwortet. Zentrale Ergebnisse der Studie zeigen, dass Studienzufriedenheit bivariat hochsignifikant am höchsten mit folgenden Zufriedenheitsskalen korreliert: Zufriedenheit mit Beratung und Information, Zufriedenheit mit den Lehrveranstaltungen und Zufriedenheit mit den Praktika, sowie mit folgenden Studierendenskalen: Lebenszufriedenheit, Studieninteresse und negativ mit dem Persönlichkeitsfaktor Neurotizismus.
In dieser Arbeit wird die Lebenswelt des Jugendlichen mit geistiger Behinderung innerhalb seiner unterschiedlichen Systeme bzw. Lebensbereiche theoretisch sowie empirisch (quantitativ und qualitativ) beleuchtet als auch sein Übergang in das Erwachsenleben auf Spannungsfelder hin untersucht. Es zeigt sich, dass in der aktuellen Forschung insbesondere von Hochschulen der berufliche Übergang des Jugendlichen mit geistiger Behinderung nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Schulen für Geistigbehinderte in Baden-Württemberg verfolgen im Gegensatz dazu in ihren Schulkonzeptionen eher den integralen Ansatz auch nicht zuletzt aufgrund des BILDUNGSPLANS SCHULE FÜR GEISTIGBEHINDERTE 2009. Dieser beinhaltet eine Vorbereitung auf alle Aspekte des nachschulischen Lebens. Die Rolle des Jugendlichen selbst sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern finden in diesem Zusammenhang jedoch weniger Berücksichtigung. WEYMEYER 1999, WESTLING/FOX 2000 und zuletzt KÜCHLER 2006 benannten Konzepte für die Zusammenarbeit mit Eltern im Übergangsprozess, bezogen den Jugendlichen aber nicht aktiv ein. Einzig WEYMEYER 1999 schrieb den Schülern eine gewisse aktive Verantwortung für ihre Zukunft zu. Die Untersuchung von Spannungsfeldern erwies sich als ertragreich, nicht nur wie zunächst vermutet ausschließlich auf der Ebene des Mesosystems Elternhaus – Schule, sondern vor allem auch in den jeweiligen Mikrosystemen des Jugendlichen (Lebensbereich Elternhaus bzw. Lebensbereich Schule). Darüber hinaus zeigen sich insbesondere bei den Eltern innerpersönliche Konflikte, was wiederum weit reichende Folgen für den Jugendlichen mit geistiger Behinderung mit sich bringt. Zu klären gilt es nun innerhalb der Arbeit, wie mit diesen Spannungsfeldern umzugehen ist, welche Methoden, Umgangsformen und Strategien nötig sind, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern unter Einbezug und im ausdrücklichen Sinne des Jugendlichen mit geistiger Behinderung zu erreichen. Denn Spannungsfelder können auch positiv und produktiv sein, da eine Tatsache nicht einfach akzeptiert und „abgenickt“ wird, sondern der eher schwierige Weg der Konsensbildung dazu beträgt, dass die optimale Lösung gefunden werden kann. Das Forschungsdesign ist so angelegt, dass im Rahmen der Ergebnisdarstellung Spannungsfelder beschrieben werden können. Dabei wird ein exploratives Vorgehen angewendet, da es noch keine Grundlagenforschung zu dem Thema gibt. Aus sechs Schulen für Geistigbehinderte ergab sich eine Stichprobe von 40 Schülerinnen und Schülern, 22 Elternpaaren und 16 Lehrerinnen und Lehrern. Die Forschungsinstrumente und Forschungsmethoden bestanden bei den Schülern aus einem halbstrukturierten Mandala und einem geschlossenen Fragebogen. Über beides wurde mit den Schülern anschließend ein Gespräch geführt. Mit den Eltern und Lehrern wurde ein problemzentriertes Interview nach WITZEL 1982 geführt und Fragebögen ausgegeben. In der hier vorliegenden Arbeit wird eine mögliche Methode von DOOSE 1999 weiterentwickelt, um sich konstruktiv mit der Zukunft des Jugendlichen mit geistiger Behinderung auseinanderzusetzen: das Mandala. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schüler mit geistiger Behinderung, welche sich Gedanken machen sollen, wie sie sich ihre persönliche Zukunft, also beruflich und privat, nach der Schule vorstellen. Gleichzeitig sollen sie bewerten, wie realistisch sie die Wahrscheinlichkeit einschätzen, dass sich die momentanen Vorstellungen ihrer Zukunft umsetzen lassen. Dies gelang allen Schülern und sie hatten darüber hinaus große Freude, sich damit auseinanderzusetzen. Es schien, als wäre ihnen der Ernst der Lage bewusst. Ebenso wollten sie wohl die Chance nutzen, sich zu äußern, wie sie über ihre Zukunft denken. Dass Eltern und Lehrer oft ganz andere Vorstellungen haben, zeigt sich in den beiden Fallstudien. Interessant dabei ist aber, dass sich die beiden jungen Frauen auf lange Sicht durchgesetzt haben und heute so wohnen und arbeiten, wie sie es sich schon vor Jahren vorgestellt hatten, obwohl die Mütter und teilweise die Lehrer ganz andere Vorstellungen hatten. Parallel zur Schüleruntersuchung mit der Methode des Mandalas fanden Interviews mit Lehrern und Eltern statt. Dass der Übergang in ein nachschulisches Leben für die Eltern von hoher Bedeutung ist und viele Probleme und Fragen mit sich bringt, zeigt die Gesprächsdauer der einzelnen Interviews, die einen Umfang von bis zu vier Stunden hatten. Die Interviews der Lehrer gingen kürzer. Meist konnten sie nur eine Schulstunde entbehren. Die angesprochenen Themen ließen sich in fünf Kategorien zusammenfassen und kamen sowohl induktiv, wie auch deduktiv zustande: „Grundlagen der Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule für Geistigbehinderte“; „Behinderung/Verarbeitung/Ablösung“; „Zukunftsvorstellungen des Jugendlichen“; „Schülerzentrierten Planung“; „Lernfelder/Unterricht/Berufsschulstufenkonzeption“. Die einzelnen Ergebnisse zu den Kategorien werden in der Arbeit ausführlich dargestellt.
In der qualitativen Sozialforschung wurden 11 Grundschullehrerinnen über ihr berufliches Scheitern befragt. Auf der theoretischen Annahme des Konstruktivismus wurde davon ausgegangen, dass sich selbstqualifizierende Lernprozesse ergäben könnten. Durchgehend konnte festgestellt werden, dass das Scheitern eine Kompetenzreduktion auf bestimmte anwendbare Lehreraufgaben zur Folge hatte.Die Lehrer behielten im Anschluss an das Scheitern das Belehren der Klasse, das Erziehen als Disziplinieren und das Beurteilen als Selektieren, sowie das Beraten als Informieren bei.Aufgaben die reduziert wurden, waren das Erziehen als Stärken, das Diagnostizieren als Fördern, das Beraten als Dialog und das Innovieren.Kommt man zu der Auffassung, dass bei den Befragten massive Kompetenzdefizite vorlagen, scheiterten die Lehrer in der Situation, weil sie vermutlich mit der Komplexität der Aufgaben überfordert waren. Entsprechend dieser Schlussfolgerungen müssten Lehrer noch intensiver ausgebildet werden. Kommt man stattdessen zu der Auffassung, dass es nicht an den konkreten Defiziten der Befragten gelegen hat, sondern an den systemischen Bedingungen, dann zeigt das Scheitern eine Kompetenzstörung an, was besagen würde, dass das System Schule diverse Vorgehensweisen blockiert und andere funktional stabilisiert. Das würde bedeuten, dass die Schule als System ihren eigenen Selbsterhalt, ihre Autopoiesis, immer wieder herstellt und Handlungen vernachlässigt, die nicht zur Kernaufgabe gehören. Die Lehrer hätten damit durch das Scheitern erlebt, was ihre obligatorischen Kernaufgaben sind, die das System Schule ihnen als zulässig zukommen lässt. Damit hätten sie mitunter auf schmerzliche Weise erfahren, was sie außerhalb aller berechtigten oder unberechtigten Ansprüche und politischen Programme an interaktiven pädagogischen Aufgaben zu kontrollieren, zu steuern und zu leisten im Stande sind. Ein sisyphosartiger Handlungsdruck, gleichsam von der Idee durchdrungen, jedwede gesellschaftlichen Defizite bearbeiten zu müssen und zu wissen, dass dies nie gelingt, entfiele.
Wie schätzen Studienanfängerinnen und -anfänger, die Wirtschaftswissenschaften, Biologie, Lehramt, Ingenieurswissenschaften usw. studieren, also mindestens einen Leistungsnachweis in Mathematik erbringen müssen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse im Mathematik ein? Erwarten Sie Schwierigkeiten im Bereich Mathematik in ihrem Studium? Die hier vorliegende Arbeit befasst sich mit der Selbsteinschätzung der Studierenden und möglicher Ursachen für diese Einschätzung. Die mathematische Studierfähigkeit kann sowohl als Teil einer allgemeinen Studierfähigkeit wie auch als der Oberbegriff der Kenntnisse und Fähigkeiten, Haltungen und Einstellungen, die für ein erfolgreiches Bewältigen der mathematischen Anforderungen im Studium notwendig sind, gesehen werden. Sie hängt eng mit der Vorstellung von (mathematischer) Allgemeinbildung wie z.B. bei Heymann und mit den Vorstellungen von mathematischen Kompetenzen, die in verschiedenen Bildungsstandards formuliert werden, zusammen. Da die Befragung innerhalb der ersten beiden Wochen des Semesters bei Erstsemestern durchgeführt wurde, liegen die Gründe für diese Einschätzungen auch im Mathematikunterricht der gymnasialen Oberstufe. Obwohl die Noten im Abitur (und in Mathematik) nicht schlecht sind – sie liegen vollkommen im Landesdurchschnitt – vertrauen die Befragten ihren von der Schule mitgebrachten Kenntnissen und Fähigkeiten im Bereich Mathematik nicht sehr. Die Selbsteinschätzung des hypothetischen Konstrukts „mathematische Studierfähigkeit“ wurde mit Hilfe eines 169 Items umfassenden, explorativen Fragebogens bei einem Rücklauf von 1044 ausgewerteten Fragebögen untersucht. Es stellte sich heraus, dass die Befragten selbst sich einen Mathematikunterricht mit mehr Projektarbeit, Alltagsmathematik, Arbeiten an komplexen Problemen und an konkreten Anwendungen wünschen. Einen noch größeren Bedarf im Schulunterricht sehen die Befragten allerdings im Umgang mit Computersoftware und sogar dem Erstellen einfacher Computerprogramme. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen weiterhin, dass ca. ein Drittel der Studierenden Schwierigkeiten im Bereich Mathematik in ihrem Studium erwarten. Dies wird durch die Einschätzungen von Hochschullehrenden voll bestätigt. Die Studierenden selbst schätzen nur ihre prozessorientierten Fähigkeiten schlecht ein. Die handwerklichen Fertigkeiten werden von ihnen - zumindest in den ersten beiden Wochen nach Studienbeginn - als gut eingeschätzt. Dieser Einschätzung widersprechen sowohl die Hochschullehrenden als auch die Ergebnisse von TIMSS III. Es zeigt sich eine klare Diskrepanz zwischen den Selbsteinschätzungen der Fähigkeiten und Kenntnissen und der Einschätzung der Wichtigkeit dieser Fähigkeiten und Kenntnisse. Die - gut eingeschätzten - handwerklichen Fähigkeiten werden als weniger wichtig eingestuft als die prozessorientierten Fähigkeiten. Also scheint den Studienanfängerinnen und -anfängern bewusst zu sein, dass mathematische Kompetenzen langfristig wichtiger sind als „Rezeptwissen“ und dies obwohl die Befragten meist keinen Mathematikunterricht erlebten, bei dem viel Wert auf diese Kompetenzen gelegt wurde. Die Berechnung von verschiedenen Strukturmodellen nach der LISREL-Methode lassen vermuten, dass die mathematische Studierfähigkeit in erste Linie von der Selbsteinschätzung der Fähigkeiten und Kenntnisse abhängt, aber auch vom Geschlecht und der Einschätzung des erlebten Mathematikunterrichts. Der derzeitige Ansatz zu Änderungen im Bildungssystem weg von Mathematik als Produkt und hin zu mehr Prozess- und Anwendungsorientierung - unterstützt durch den sinnvollen Einsatz von Informationstechnologie - stellt eine sehr gute Möglichkeit dar, sowohl den Wünschen der Studienanfängerinnen und -anfänger als auch den Forderungen nach einer verstärkten Vermittlung mathematischer Kompetenzen entgegenzukommen. Prozessorientierte Fähigkeiten oder mathematische Kompetenzen können Schülerinnen und Schüler nur entwickeln, wenn die Lehrenden dies in allen Unterrichtsbereichen (Planung, Vorbereitung, Umsetzung, Bewertung,...) im Blick bewahren. Dabei kann durch den Prozess der Festlegung und Umsetzung von Bildungsstandards ein gangbarer Weg aufgezeigt werden, diese Änderungen im Bildungssystem mittelfristig zu erreichen. Anhand von drei verschiedenen Szenarien: Projektarbeit im Mathematikunterricht (WebQuests),Selbstlernumgebungen zu Mathematik und einem „Freiarbeits“-Vorkurs werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein Mathematikunterricht aussehen kann, der die Förderung von mathematischen Prozessfähigkeiten zum Ziel hat.
Im Sachunterricht der Grundschule wird in allen Lehrplänen und Richtlinien in Deutschland die Landwirtschaft als Teil des unmittelbaren Nahraumes bzw. als Lebensgrundlage für die Ernährung und die Gestaltung der Landschaft thematisiert. Doch erkennen Kinder überhaupt noch die Berührungspunkte zwischen ihrem eigenen Leben und der Landwirtschaft? Welche Vorstellungen von der Landwirtschaft bringen Kinder in den Unterricht mit? Sind neben zunehmendem Fehlen von Grundlagenwissen und romantischen Konzepten aus der vorschulischen Zeit und durch die Katastrophenmeldungen der Medien Vorverurteilungen der Landwirtschaft gegeben und erschweren den Aufbau des Grundlagenwissens über die Zusammenhänge bei der Nahrungsmittelproduktion, bei der Gestaltung der Landschaft, dem Zusammenhang von Kultur und Natur? Durch einen begrenzten Zugang zur Realität landwirtschaftlicher Produktion geht der Bezug zur eigenen Gesundheit, aber auch zu den Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft und damit für die natürlichen Ressourcen mehr und mehr verloren. Nachhaltige Wirtschaftsformen in der Landwirtschaft können nur durch den Einbezug von ökologischen und sozialen Dimensionen in bspw. Kaufentscheidungen von Lebensmitteln gefördert werden. Die im Rahmen des FuN-Kollegs „Umweltbildung in der Grundschule im Kontext nachhaltiger Entwicklung“ durchgeführte Erhebung ordnet sich in den Forschungsrahmen der Didaktischen Rekonstruktion ein und nähert sich den Vorstellungen, die Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit haben, anhand zweier Untersuchungszugänge, die es triangulatorisch zu verbinden gilt: durch eine quantitative Erhebung in Form eines standardisierten Fragebogens mit 944 Viertklässlern aus unterschiedlichen Regionen Baden-Württembergs und ergänzend halboffene Interviews mit 41 Kindern aus der Kohorte derer, die den Fragebogen bearbeitet haben. Die Interviews wurden qualitativ ausgewertet. Zu ihrer Durchführung wurde eigens ein Computerprogramm entwickelt, mit dessen Hilfe die Kinder einen Bauernhof am Computer simulieren können. Die Interviews selbst wurden mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Im Rahmen einer Didaktischen Strukturierung wurden abschließend Konzepte herausgearbeitet, sowie Konsequenzen für den Unterricht angedacht.
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Schultheaterangebote an Grundschulen, die sowohl als Kunstform als auch als schulisches Bildungsangebot situiert sind, gelingen könnten bzw. worin möglicherweise Erschwernisse für eine ästhetisch erfahrungswirksame Schultheaterarbeit liegen.
Ausgehend von der theoretischen Auseinandersetzung mit den Spezifika ästhetischer Erfahrungen und der Mimesis als Spielart der ästhetischen Erfahrung, werden zunächst Kategorien definiert, mit deren Hilfe Expert*inneninterviews, die mit Verantwortlichen für Theaterangebote an Grundschulen geführt wurden, untersucht werden. Die räumlichen, zeitlichen, personellen, finanziellen und konzeptionellen Rahmungen der Schultheaterangebote der befragten Grundschultheaterexpert*innen werden ebenfalls beschrieben.
Die Analyse des Datenmaterials führt zur Formulierung von Handlungsempfehlungen für eine ästhetisch erfahrungswirksame Schultheaterarbeit an Grundschulen. D. h., es werden konkrete Gelingensbedingungen für Schultheaterangebote, die zwischen Unterricht, Theaterprobe und experimenteller Performance oszillieren, aufgelistet.
School Shootings werden in Deutschland spätestens seit den Ereignissen am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 2002 und an der Albertville-Realschule in Winnenden 2009 in der Öffentlichkeit bewusst wahrgenommen. Viele Menschen sind mittelbar und unmittelbar von den Ereignissen betroffen. die Unsicherheit, wie mit den Erfahrungen und dem Erlebten umzugehen ist, versetzt in Unruhe. Viel wurde spekuliert: über Motive der Täter, deren Gründe und warum zielgerichtete Gewalt an Schulen stattfindet. Auch die Wissenschaft hat sich mit den Ereignissen in Erfurt und Winnenden beschäftigt. School Shootings als Form zielgerichteter Gewalt an Schulen haben neben der hohen Aufmerksamkeit in den Medien und der Einsetzung von Expertenkommissionen zur Präventionsforschung auch eine breite Diskussion unter Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrern, Politikern ausgelöst. Soziologische, entwicklungspsychologische sowie theologische, schulpastorale und religionspädagogische Reflexionen haben zum Ziel, Lehrerinnen und Lehrer dazu zu befähigen, verantwortungsvoll und fachlich kompetent mit den Erfahrungen zielgerichteter Gewalt an Schulen umgehen zu können. So richtet sich diese Arbeit an alle, welche mittelbar und unmittelbar durch ein School Shooting betroffen (worden) sind. In besonderer Weise sind hier die Kolleginnen und Kollegen im Schuldienst im Blick, aber ebenso interessierte Eltern und Begleiter über den schulischen Kontext hinaus. Diese Arbeit richtet sich an alle, die gerne etwas „tun“ wollen angesichts des Leids, das unvermittelt ein Teil der Lebenswirklichkeit wird und oft ohnmächtig im Handeln und Sprechen macht. Die Arbeit will jenen helfen, die an die Erfahrung von zielgerichteter Gewalt anschlussfähige Themenfelder suchen. Sie will dabei helfen, verstehen zu lernen, warum es zu einem School Shooting kommt, indem über Verhaltensmuster und die Persönlichkeitsentwicklung von Tätern und deren Analyse Verstehenshorizonte eröffnet werden. Wer zu verstehen lernt, warum jemand zu zielgerichteter Gewalt greift, kann mit anderen darüber sprechen.
Anliegen der Untersuchung war, Wissen über die Lebenssituation von Müttern und Vätern behinderter Kinder zu erlangen. Im Verlauf des Forschungsprozesses kristallisierten sich folgende Forschungsfragen heraus:
• Wie nehmen die Autobiografen die konkrete Behinderung ihres Kindes wahr?
• Mit welchen Stressoren und Krisen setzen sich die Mütter und Väter auseinander?
• Welche Ressourcen können sie mobilisieren und welche Schutzfaktoren sind in diesem Zusammenhang wirksam?
Außerdem sollten die sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen untersucht werden, unter denen die betroffenen Familien leben.
Gesamtbild
Die Autobiografen machen durch die Mutterschaft bzw. Vaterschaft ihres behinderten Kindes hochintensive Lebenserfahrungen. Ihre potenzierte Mutterschaft bzw. Vaterschaft erleben sie ähnlich wie andere Mütter und Väter als ihnen aufgetragenes Schicksal, aber auch als Geschenk, jedoch mit einem besonderen Annahmezwang. Das Leben mit ihrem behinderten Kind stellt für sie eine besondere mentale, physische und psychische Herausforderung dar, die das alltägliche Handeln der Autobiografen bestimmt. Sowohl bei der Erfahrung des behinderten Kindes als Geschenk als auch beim Erleben der alltäglichen Herausforderungen der Mutterschaft bzw. Vaterschaft ihres behinderten Kindes handelt es sich um Prozesse, die sich in ihrer Vielfalt und im je aktuellen Mischungsverhältnis immer wieder verändern und nur geringe statische Anteile aufweisen. Im Gegensatz dazu steht die grundsätzlich positive und bejahende Einstellung der Eltern zum Kind, die durchgängig nachweisbar ist. Multiple Belastungen wirken nicht zwangsläufig additiv und verstärkend, die Behinderung eines Kindes kann bei Armut die belastende Wirkung finanzieller Enge durch die emotionale Stärkung der Sinngebung durch die Mutterschaft eines behinderten Kindes abschwächen (Frau R); die Lebensbegleitung eines behinderten Sohnes reduziert bei einem Vater mit Migrationshintergrund die Probleme der Integration in Deutschland durch eine gute medizinisch-fachliche und finanziell abgesicherte Versorgung des behinderten Sohnes und daraus entstehende soziale Kontakte zu Professionellen und anderen Eltern. Die Begleitung behinderter Kinder bei zunehmendem Alter der Mutter bedeutet nicht zwangsläufig eine Verschärfung der Problematik. Frau S lebt ihre Aktivität auch als ältere Mutter weiter, sie fühlt sich gefordert und jung. Auch die Intersektionalitätsforschung weist darauf hin, dass Belastungen sich nicht grundsätzlich summieren. Vielmehr geht es um folgende Forschungsperspektive: „das Zusammenwirken und die Verflechtung verschiedener sozialer Differenzierungskategorien“ (Dederich 2015, S. 138), wie z. B. Behinderung und Armut, Migration und Behinderung, Alter und Behinderung. Diese und andere Wechselbeziehungen, waren Gegenstand meines Forschungsprojekts.
Qualität in Ganztagsgrundschulen. Einflussfaktoren am Beispiel Stuttgarter Ganztagsgrundschulen
(2023)
Die Analyse der Qualität an Stuttgarter Ganztagsgrundschulen ist das Thema der vorliegenden Dissertation. Das Ziel liegt in der Identifizierung qualitätssteigernder Einflussfaktoren mit Hilfe multivariater Analysemethoden. Im Kern geht es darum, die auf theoretischen Annahmen basierenden Qualitätsmerkmale, die einen besonders hohen Einfluss auf die Einschätzung der Gesamtqualität haben, zu definieren. Ein weiteres Erkenntnisinteresse gilt den Auswirkungen der Professionen, sowie den Rahmenbedingungen. Als Datengrundlage dient eine Befragung der Schulleitungen, pädagogischen Leitungen, Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte (N=402) der Stuttgarter Ganztagsgrundschulen.
Die Qualitätsmerkmale Gesamtkonzept und Haltung erweisen sich als besonders einfluss-reich auf die Gesamtqualität. Somit bestätigt sich die Grundannahme, dass eine grundsätz-lich positive Einstellung zur Ganztagsschule und ein gelungenes Gesamtkonzept die Qualität einer Schule steigern. Es können keine Effekte der Gruppenzugehörigkeit auf die Wahrnehmung der Gesamtqualität nachgewiesen werden, welche mittels bivariater Re-gressionen in Teilgruppen und Moderationsanalysen untersucht wurden. Ein weiterer Be-fund dieser Arbeit ist die positive Auswirkung einer längeren Dauer im Ganztagsbetrieb. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass Qualitätsentwicklungsprozesse im Laufe der Jahre sichtbar werden.
Darüber hinaus bieten die Ergebnisse und Analysen eine Basis an Forschungsansätzen an, um Qualitätsbedingungen an Schulen noch eindeutiger zu erfassen und liefert insbesondere für die künftige Qualitätsentwicklung in Stuttgart wichtige Hinweise in der Theorie und für die Praxis. Insgesamt bereichert die Dissertation das Forschungsfeld der Ganztagsschulen.
Mit dem Einsatz der neuen Medien an den Hochschulen verbunden war und ist die Diskussion um einen potenziellen (didaktischen) Mehrwert der virtualisierten Lehre gegenüber den konventionellen Angeboten. Als Argumente für einen Einsatz von Multimedia und Telemedien in der Hochschullehre wurden immer wieder angeführt: die Verbesserung der Qualität der Lehre, die Flexibilisierung des Studiums, der dadurch mögliche internationale Wettbewerb der Hochschulen, der Lehraustausch, die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen und das Vermeiden von Doppelentwicklungen, die Entwicklung der Medienkompetenz bei Lehrenden wie Lernenden, die Verkürzung der Studienzeiten und die Beteiligung der Hochschulen am Weiterbildungsmarkt. Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen zweier Forschungsprojekte, die eine gelingende Integration neuer Medien in die akademische Lehre zum Ziel hatten. Der Verfasser war in seiner Funktion als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit der begleitenden Evaluation beider Projekte betraut. Konkret handelte es sich einmal um das Projekt „Virtualisierung im Bildungsbereich“ (VIB), das als Teilprojekt der ‚Virtuellen Hochschule Baden-Württemberg’ mit der Entwicklung und Erprobung der Möglichkeiten und Auswirkungen des Einsatzes elektronischer Informations- und Kommunikationstechniken an den Pädagogischen Hochschulen des Landes betraut war. Das zweite Projekt „Informations Technology Online“ (ITO), welches vom Bundesministerium für Forschung und Technologie gefördert wurde, widmete sich dem Aufbau eines umfangreichen und durch Multimedia- und Internettechnologien unterstützen Lehr- und Lernangebotes im Umfeld internationaler Studiengänge der Fachrichtungen Elektrotechnik, Informationstechnik und Informatik. In meiner Arbeit versuche ich, den methodischen Herausforderungen einer begleitenden Evaluation ebenso gerecht zu werden wie den zu erforschenden inhaltlichen Fragestellungen zum Umgang mit den virtuellen Medien in der akademischen Lehre. Angesichts der besonderen Probleme bei der Evaluation virtueller Lehr- und Lern-formen, wie der stets im Raum stehenden Frage nach der Legitimation des Einsatzes von Multi- oder Telemedien (Auftraggeber ist am Nachweis des didaktischen Mehrwertes neuer Medien interessiert), der Schwierigkeiten bei der Operationali-sierung der zentralen Variablen „Lernerfolg“ (was gilt als Kriterium für Lernerfolg?), der allgemeinen Komplexität des gesamten Lehr- und Lerngeschehens (das Wirkungsgefüge zwischen Mensch und Medium ist viel komplizierter als vielfach angenommen und verbietet einfache Wirkungsvermutungen) oder ungünstiger kontextueller Bedingungen für Datenerhebungen (Fragebogenflut an den Hoch-schulen reduziert die Teilnahmebereitschaft der Studierenden) wurde die Daten-gewinnung und –auswertung auf der Grundlage eines ausgewogenen Methoden-mixes aus quantitativen und qualitativen Methoden durchgeführt. Der klassische Fragebogen kam dabei ebenso zum Einsatz wie Forschungstagebücher, neue Formen der Gruppendiskussion (Fokusgruppen, virtuelle Fokusgruppen), eMail-Surveys oder Interviews mit Projektmitarbeitern oder Studierenden. Die begleitenden Evaluationen haben gezeigt, dass virtuelle Medien für sich genommen nur neue Werkzeuge zur Unterstützung der Lehre und des Lernens sein können. Ob sie zu einer Aufwertung des Lehr- und Lerngeschehens beitragen hängt, das haben unsere Evaluationsergebnisse gezeigt, von einer Reihe entscheidender Faktoren ab: Neben motivierten Lehrpersonen kommt es auf eine entsprechende Motivation der Lernenden an. Dem Lernen mit neuen Medien sollte insbesondere nicht mit grundsätzlichen Abneigungen diesen technischen Neuerungen gegenüber, sondern kompetent („Medienkompetenz“) begegnet werden. Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass die Wirkungen der eingesetzten virtuellen Medien von diesen Medien selbst ausgehen. Sie entfalten sich nur auf der Basis der dem Einsatz dieser Medien zugrunde liegenden didaktischen Konzepte. Also nicht die Medientechnologie ist es, die lernwirksam ist, sondern die mediale und didaktische Aufbereitung von Inhalten. Zur Aufrechterhaltung oder Steigerung der Motivation unter den Studierenden sollten bestimmte Qualitätskriterien für den erfolgreichen Einsatz virtueller Medien im Lehr- und Lerngeschehen, wie etwa eine entsprechende inhaltliche Gestaltung oder ein angemessener Einsatz von Wahrnehmungs-, Erschließungs- oder Verarbeitungs-hilfen erfüllt werden. Da der Koordinationsaufwand in virtuellen Lehrveranstaltungen und insbesondere bei Online-Kooperationen oftmals größer ist als in herkömmlichen Veranstaltungsformen, sollte darauf geachtet werden, dass sich für die Studierenden die Organisation von Interaktion und Kommunikation untereinander in einem vertretbaren Aufwand bewegt und nicht zu Lasten der eigentlichen inhaltlichen Auseinandersetzung geht. Die für einen Einsatz in virtuellen Lehr- und Lernszenarien gewählte Technik sollte nicht allzu fehleranfällig sein, da Mängel bei Hard- und Software zu unnötigen Reibungsverlusten im Veranstaltungsablauf und – wie unsere Erhebungen gezeigt haben – zu negativen emotionalen Befindlichkeiten (Ärger, Frustration, Langeweile) bei den Studierenden führen können. Außerdem sollten die Lehrenden mit der eingesetzten Technik gut vertraut sein und den Studierenden vor Semester- oder Studienbeginn die Möglichkeit einer einführenden Auseinandersetzung damit gegeben werden.