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"Everything will be fine." Erfahrungsextremismus und (Un-)Gerechtigkeit in der Fernsehserie Banshee.
(2018)
Der Beitrag macht aus einer stärker medienwissenschaftlich orientierten Perspektive heraus am Beispiel der Serie Banshee die inszenierten Begrifflichkeiten von Erfahrung und von Gerechtigkeit anhand von analytischen Zuspitzungen anschaulich. Der Begriff der Gerechtigkeit ist schon allein in der politischen Theorie mannigfaltig besetzt, der Begriff der Erfahrung setzt stärker auf wahrnehmungspsychologische und philosophische Rahmungen sowie deren filmische Umsetzung. Gleichwohl ergeben sich aus beiden Begriffen handlungsspezifische Überschneidungen, die sich an der Metapher der Grenze und der Grenzüberschreitung orientieren.
Naturwissenschaftliche Bildung für alle! – Eine Antwort auf die wachsende Diversität der Schülerschaft ist der inklusive Naturwissenschaftsunterricht. Empfehlungen zur Verknüpfung inklusiver und naturwissenschaftlicher Prinzipien sind bisweilen mehr normativ als praxisorientiert. Im SchülerInnenlabor der PH Ludwigsburg werden inklusive Lernumgebungen entwickelt und umgesetzte, die allen Lernenden eine aktive Teilhabe und das Forschende Lernen ermöglichen. Diese werden von Lerngruppen bewertet. Es werden Evaluationsergebnisse aus zwei Perspektiven hinsichtlich des Gelingens der aktiven Teilhabe aller Lernenden und des Forschenden Lernens vorgestellt, die andeuten, dass kontextorientierte und Lernhilfen-gestützte Lernumgebungen sowie das Arbeiten in kooperativen Teams und mit Tablets sich beim Experimentieren im SchülerInnenlabor positiv auf das Gelingen und das situative Interesse der Lernenden auswirken.
Digitale Kommunikation ist oft von einem Kalkül geprägt. Die Chancen, ein kommunikatives Ziel zu erreichen, können optimiert werden. Durch den strategischen Einsatz technischer sowie verhaltenspsychologischer Faktoren können Kommunikationsangebote so gestaltet werden, dass sie bei einem Adressaten gezielte Handlungsimpulse auslösen.
Basierend auf einer literaturgestützten Inhaltsanalyse werden 19 technische und psychologische Faktoren erörtert, die für diese Kommunikationssituationen relevant sind. In einem zweiten Schritt wird das ‚Engagement‘ von Adressaten verhaltenspsychologisch und medientheoretisch untersucht und auf Basis der 19 Faktoren in einen Modellentwurf überführt, der strategische Kommunikation entlang mehrerer Ebenen systematisiert. Schließlich wird das aufgestellte Modell anhand eines Praxisbeispiels angewandt und Handlungsmaxime werden abgeleitet.
Weitere Forschung kann einzelne Facetten des Modells experimentell überprüfen und erweitern.
Die Autoren schreiben: " Insgesamt scheinen wir mit unserer Diskussion über die Rolle, die Daten und Statistiken in der COVID-19-Pandemie gespielt haben und weiterhin in anderen Krisen spielen, einen Nerv in der Statistik-Community getroffen zu haben. Wir versuchen nicht, alle in den Kommentaren erwähnten Punkte anzusprechen, sondern konzentrieren uns auf einige der Hauptthemen, die von mehreren Diskussionsteilnehmern angesprochen wurden."
Persönliche Empfehlungen und Mund-zu-Mund-Kommunikation sind zentral in der Informationsbeschaffung und im Entscheidungsprozess für den Besuch einer Kultureinrichtung. Immer mehr öffentlich getragene Theater möchten diese Ressource ihres bestehenden Publikums effektiver nutzen und rufen Projekte ins Leben, bei denen begeisterte und engagierte Theatergänger*innen in ihrem sozialen Umfeld Interesse, Vertrauen und Lust für Theater aufbauen sollen. Angesichts eines schrumpfenden, alternden und überwiegend homogenen Publikums von Theatern erhoffen sie sich damit bisherige Nichtbesucher*innen zu gewinnen, strukturelle Zugangsbarrieren abzubauen und konstruktives Feedback zum Theater von den Teilnehmenden zu erhalten. Johannes Maria Gerlitz geht der Frage nach, inwiefern die Theaterbetriebe dieses Audience Development-Instrument der sogenannten Theatermittler*innen in der Praxis wirklich strategisch einsetzen und ob es ihnen damit gelingt, Besucher*innen zu gewinnen und zu binden. Mit der Evaluationsmethode des CIPP-Modells zeigt er die Rahmenbedingungen, strategischen Herangehensweisen, Durchführungspraktiken und Wirkungen bei vier projektdurchführenden Theatern auf, die er in der Spielzeit 2020/21 begleitet hat. Zudem ermittelt er erforderliche Kompetenzen der Mittler*innen sowie Gelingensbedingungen der kommunikativen Interaktion zwischen Mittler*innen und anvisierten neuen Besucher*innen.
Berufsorientierung zu chemischen Berufen: Ein vernachlässigter Bereich der Bildung von Lehrer:innen
(2021)
Berufsorientierung ist eine zentrale Aufgabe von Schulen und soll auch im Rahmen des Chemieunterrichts erfolgen. Dies ist eine Herausforderung aufgrund der Stereotype bezüglich Gender, sozialer Schicht und Ethnizität in Chemie und den Naturwissenschaften. Diese Studie untersucht, (i) inwieweit angehende Lehrer:innen für Berufsorientierung professionalisiert sind und (ii) wie sich die Mitarbeit der Lehramtsstudierenden in einem Projekt zur Berufsorientierung in Chemie für Mädchen mit Migrationshintergrund (DiSenSu) auf die Professionalisierung der Studierenden auswirkt. Die qualitative Analyse einer Gruppendiskussion zwischen drei Lehramtsstudierenden zeigt, dass das naturwissenschaftliche Lehramtsstudium unzureichend auf die Berufsorientierung vorbereitet. Durch die Mitarbeit im Projekt DiSenSu konnte hingegen eine Professionalisierung erwirkt werden. Die Studie legt den Bedarf an evidenzbasierter Ausbildung für Berufsorientierung in Chemie offen. Die Erkenntnisse und Materialien aus dem Projekt DiSenSu können als Grundlage zur Verbesserung der Ausbildung dienen.
Die Dissertation befasst sich mit dem bislang wenig erforschten Themenfeld der Nutzbarmachung von Bilderbüchern zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Elementarbereich.
Angesichts der sich zuspitzenden, prekären Weltlage der Menschheit (Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Welthunger, Energiekrise, globale Ungerechtigkeit etc.) einerseits und den intensiven Maßnahmen zur Ausweitung des Bekanntheitsgrades des BNE-Konzepts, z.B. im Zuge der BNE-Weltdekade (2005 bis 2014) und dem nachfolgendem UNESCO-Weltaktionsprogramm (ESD for 2030) andererseits ist es verwunderlich, dass in den elementarpädagogischen Handlungskonzepten zur BNE das substanzielle Bildungspotenzial von qualitativ hochwertigen Bilderbüchern zu Themen der Nachhaltigkeit in den zurückliegenden Jahren nur eine sehr randständige Beachtung gefunden hat.
Daher wurde in Teil A der Forschungsarbeit der Frage nachgegangen, inwiefern Bilderbücher zu Themen einer nachhaltigen Entwicklung (kurz: Bilderbücher zur BNE) in Fachrezensionen und Empfehlungskatalogen für frühpädagogische Fachkräfte aufgenommen und welche konkreten Inhalte zur Nachhaltigkeit in den rezensierten Bilderbüchern aufgegriffen wurden. Das Analysesample dieser Rezensionsstudie umfasste alle Bilderbuchtitel aus vier maßgeblichen, deutschsprachigen Publikations- bzw. Rezensionsorganen von 2005 bis 2018 (z.B. 1001 Buch, Nominierungslisten zum Deutschen Jugendliteraturpreis). Insgesamt konnten aus 4771 Rezensionen zu kinder- und jugendliterarischen Werken 1245 Rezensionen zu Bilderbüchern identifiziert werden. Diese wurden hinsichtlich inhaltlicher Bezüge zur BNE überprüft, wobei insgesamt 3.7 % der Bilderbücher im Sinne der angelegten Kriterien einen hinreichenden BNE-Bezug aufwiesen. Die mehrdimensional-komparative Feinanalyse von 60 nachhaltigkeitsspezifischen Bilderbüchern ergab, dass aus einem per Indexanalyse neu konstruiertem Themenspektrum von 105 BNE-Indexbegriffen 70.5 % der Themen nie oder nur selten in dieses ermittelte Bilderbuchkorpus aufgenommen wurden (z.B. Treibhauseffekt, Fossile Brennstoffe, Fair Trade) und signalisiert eine markante Ausblendung relevanter Nachhaltigkeitsthemen in den Bilderbüchern für Kinder bis zum Einschulungsalter. Im Kontrast hierzu konnte für eine geringe Zahl an Themen ein häufiger bis sehr häufiger Einbezug im Bilderbuch-Korpus eruiert werden (z.B. Umwelt- und Naturschutz, Artensterben, Lebensstil).
Da die anwendungsorientierte Forschungsarbeit auf die praktische Nutzbarmachung von Bilderbüchern zur BNE für die elementarpädagogische Arbeit der Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen abzielte, wurde in einer Pilotstudie ein neues Analyse- und Beurteilungsverfahren für Bilderbücher zur BNE (kurz: ABV Alpha-Version) entwickelt und in der praktischen Anwendung auf Bilderbücher zur BNE erprobt. Auf der Basis der hieraus ermittelten Interrater-Übereinstimmungen bei der Einstufung der Bücher hinsichtlich vier Empfehlungskategorien wurde eine optimierte und mit Blick auf die Praxisakzeptanz vereinfachte Beta-Version des ABVs entwickelt, welche im Sinnes eines Praxistests einer breiteren empirische Erprobung unterzogen wurde (Teil B der Forschungsarbeit). Hierzu wurden in Baden-Württemberg und Bayern insgesamt 28 Kindertageseinrichtungen zur Mitarbeit gewonnen, wobei 71 Fachkräfte in Tandems die Anwendung des ABVs (Beta-Version) erprobten. Dieses ABV besteht im Kern aus einem vierstufigem, konditional gestaffelten Analyseverfahren unter Einbezug eines Themenfächers und zwölf BNE-Kriterien, an dessen Ende eine transparente, intersubjektiv nachvollziehbare Empfehlungseinstufung des jeweiligen Bilderbuches erfolgt.
Ein weiterer Baustein der empirischen Praktikabilitätsstudie bestand in der Erprobung neuer didaktischer Ansätze für Bilderbücher zur BNE. Hierzu wurden Ansätze zum Philosophieren mit Kindern (PmK) und das Konzept des Sustained Shared Thinking (SST) dezidiert auf die Arbeit mit Bilderbüchern zur BNE bezogen und methodisch-didaktische Umsetzungen für die nachhaltigkeitsfokussierte Bilderbuchbetrachtung mit Kindern konzipiert. Die Fachkräfte erprobten jeweils einen der beiden didaktischen Zugänge und reflektierten ihre Erfahrungen mittels Video-Stimulated-Recall.
Als Format der Praktikabilitätsstudie wurde im Kontext der Coronavirus-Pandemie 2020 / 2021 eine modular aufgebaute Online-Fortbildung im Umfang von etwa 30 Zeitstunden gewählt, in welcher den Teilnehmenden nach der Einführung in die theoretischen Grundlagen von BNE und narratoästhetischer Bilderbuchanalyse die Anwendung der Instrumente und didaktischen Konzepte vermittelt wurde (mittels Demonstrationsmaterial und Praxismanual).
Die Praktikabilitätsstudie lieferte durchwegs hochsignifikante Ergebnisse in den sechs ausdifferenzierten Praktikabilitätskriterien des Verfahrens (Verständlichkeit, Praxisrelevanz, Effektivität, Handhabung, Unterstützungspotenzial und Adaptivität), welche die Praktikabilität des Verfahrens untermauern. Die Primärversion des entwickelten Empfehlungskataloges für Bilderbücher zu BNE wurde im Zuge der Einschätzungen der Fachkräfte angepasst, wobei statistische Maße der Beurteilerübereinstimmung sowie Reliabilitätsmaße als Kriterien verwendet wurden. Als Resultat steht den elementarpädagogischen Fachkräften ein 360 Seiten umfassender, validierter Katalog für Bilderbücher zur BNE zur Verfügung, welcher nach verschiedenen Kategorien (Altersgruppe, BNE-Schwerpunkt, Themen) die Suche nach geeigneten Bilderbüchern zur BNE unterstützen und die Bildungsarbeit zur Nachhaltigkeit in den Kindertageseinrichtungen befördern kann. Zugleich unterstützt er die Ausdifferenzierung der Fach- und Methodenkompetenzen der Fachkräfte hinsichtlich einer mehrdimensional-komparativen Bilderbuchanalyse und -beurteilung. Mit dem erprobten ABV und den didaktischen Konzepten können die Fachkräfte künftig auf empirisch überprüfte, praxisaffine Verfahren zugreifen, deren Umsetzung sie z.B. in Inhouse-Fortbildungen in das Gesamtteam transferieren und für BNE-bezogene Impulse zur Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen können.
Beide Teile der Forschungsarbeit schließen mit Methoden- und Ergebnisdiskussionen und darauf bezogenen Folgerungen ab. In Teil B werden zudem Konsequenzen für die Aus- und Fortbildung der frühpädagogischen Fachkräfte und der Lehrkräfte an den Ausbildungsschulen dargelegt. Weiterführende Forschungsfragen und Desiderata, z.B. zur entwicklungs- und rezeptionspsychologischen Forschung, sowie auf Veränderungen im Bilderbuchangebot im Kontext der medienwirksamen Fridays for Future - Bewegung seit Herbst 2019 wird abschließend hingewiesen.
Biodiversität erleben mit ortsbezogenen Spielen – Biodiversität to go (BioDiv2Go) / Finde Vielfalt
(2020)
Verantwortlich für den Artenrückgang sind v.a. wir. Die breite Bevölkerung nimmt die Biodiversität vor Ort kaum wahr und misst Kenntnis und Schutz kaum Bedeutung zu.
Um die lokale Biodiversität zu entdecken und schätzen zu lernen, wurden im Rahmen des BMBF/BMU-Projekts „Finde Vielfalt - Biodiversität erleben mit ortsbezogenen Spielen (BioDiv2Go)“ neue Zugänge entwickelt. Schlüssel ist, die Biodiversität durch zeitgemäße Technologien auf mobilen elektronischen Endgeräten (Smartphones, Tablets) erfahrbar zu machen und deren Bedeutung aufzuzeigen. Dies geschah mit sogenannten Geogames (ortsbezogenen Spielen). Die Konzeptionen des erfahrungsbasierten sowie des forschend-entdeckenden Lernens wurden hierbei in motivierender Weise verknüpft und Geogames mit unterschiedlichem Ortsbezug und für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert. Zwei Spieletypen werden unterschieden.
(1) Bei „FindeVielfalt Simulation“ erfahren die Spieler/innen wie verschiedene Naturräume nachhaltig genutzt werden können. Über ortsbezogenen Aufgaben lernen sie in einer realen Streuobstwiese z.B. welche Bedeutung Pflanzabstände haben, wie verschiedene Obstsorten genutzt werden können und treffen Entscheidungen für Nutzungs-Dilemmata. In einer Simulation bewirtschaften sie über mehrere Spielrunden eine virtuelle Streuobstwiese. Dabei muss beides erreicht werden: ökonomischer Erfolg und Schutz der Biodiversität. Weitere Simulationen gibt es für Schafbeweidung auf Kalkmagerrasen, Rinder im Alpenvorland und Bergischen Land, Luchs, Wildkatze und Stadtökologie.
(2) Der zweite Spieletyp ist ein Such- und Sammelspiel. Beim „Grünen Schatz“ werden in der Natur verschiedene Pflanzenarten fotografiert. Die Ausprägung von unterschiedlichen Eigenschaften der Pflanzen, wie Essbarkeit, Heilwirkung oder Besonderheiten sind mit Spielpunkten hinterlegt. Ziel ist es einen vielfältigen Schatz zu sammeln. Hierbei lernen die Spieler/innen, dass Pflanzen nicht nur grün sondern auch für uns Menschen nutzbar sind.
Durch eine Variante des Design-Based-Research-Ansatzes wurde die Spielgestaltung zum Bestandteil des Forschungsprozesses mit zyklischen Analysephasen. Das Forschungsrahmenmodell wurde mit Umweltpsychologen entwickelt und die Inhalte mit Beratung durch Biologen und Naturschützern. Praktiker sowie Jugendliche waren in die Entwicklung der Spielgeschichte einbezogen.
Im Projekt wurden Kompetenzen aus Biologiedidaktik (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) mit der geoinformatischen Spieleforschung (Universität Bamberg) vereint. Als Umsetzungspartner trug das Deutsche Jugendherbergswerk als bundesweiter Träger dazu bei, das Konzept flächendeckend umzusetzen und eine Langfristigkeit zu sichern.
The notion of “bounded rationality” was introduced by Simon as an appropriate framework for explaining how agents reason and make decisions in accordance with their computational limitations and the characteristics of the environments in which they exist (seen metaphorically as two complementary scissor blades).We elaborate on how bounded rationality is usually conceived in psychology and on its relationship with logic. We focus on the relationship between heuristics and some non-monotonic logical systems. These two categories of cognitive tools share fundamental features. As a step further, we show that in some cases heuristics themselves can be formalized from this logic perspective. We have therefore two main aims: on the one hand, to demonstrate the relationship between the bounded rationality programme and logic, understood in a broad sense; on the other hand, to provide logical tools of analysis of already known heuristics. This may lead to results such as the characterization of fast and frugal binary trees in terms of their associated logic program here provided.
Die Kultusministerkonferenz, Hochschullehrende und Studierende fordern den Einsatz digitaler Medien in der Hochschulbildung. Die vielfältigen Potentiale digitaler Technologien sollen genutzt werden, um die Lehre weiterzuentwickeln sowie den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen von Hochschulen entgegenzuwirken. Beschleunigt durch die Covid-19-Pandemie ist der Einsatz digitaler Technologien in Bildungsinstitutionen in Deutschland eines der aktuell bedeutendsten Themen der Hochschul- und Schulentwicklung. In Bezug auf die Ausbildung von Lehramtsstudierenden fordert die Kultusministerkonferenz (KMK) (2017) eine systematische Herangehensweise, damit zukünftige LehrerInnen relevante digitale Kompetenzen erlangen, um erfolgreich digitale Technologien in der Schule einsetzen zu können.
Studien zeigen jedoch, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung bisher nur unzureichend in der Lehre an den Hochschulen in Deutschland (Dittler & Kreidl, 2018; Gilch et al., 2019; Schmid et al., 2017) und speziell in der Lehramtsausbildung (Maxton-Küchenmeister & Meßinger-Koppelt, 2020) realisiert wurden. Dies überrascht, da die Forschung Konzepten und Lernmedien mit digitalen Technologien großes Potential einräumt (z. B. Hillmayr et al., 2017; Ma et al., 2014). Konzepte wie das flipped classroom (Al-Samarraie et al., 2019) oder die Interaktivität (Sosa et al., 2011) können großen Einfluss auf den Lernerfolg von Studierenden haben. Insgesamt kann die Nutzung von digitalen Technologien die Hochschullehre individualisierter, attraktiver, effektiver und flexibler machen (Arnold et al., 2015; Dittler & Kreidl, 2018; Issing & Klimsa, 2009; Popp & Ciolau, 2017; Wachter et al., 2016; Xu & Xu, 2019).
Basierend auf diesen Forderungen und Forschungsergebnissen ist das zentrale Ziel dieser Dissertation die nötige Weiterentwicklung der Hochschullehre von Lehramtsstudierenden der Naturwissenschaften durch die Nutzung digitaler Technologien, um die digitalen Kompetenzen der Lehramtsstudierenden zu stärken. Diese Weiterentwicklung ist in diesem Projekt durch das Modell der Partizipativen Aktionsforschung für die Hochschullehre organisiert (Tolsdorf & Markic, 2018). Mit dem Modell werden neue Lehrkonzepte und digitale Medien in zyklischen Prozessen entwickelt, erprobt, evaluiert und verbessert. Damit die geplanten Neuentwicklungen jedoch lernförderlich für die Studierenden sein können, werden als Teil der Diagnostik, die Lehramtsstudierenden der Naturwissenschaften im Hinblick auf ihr Wissen, ihren Einstellungen und Lernausgangsbedingungen bezüglich digitaler Technologien, beforscht. Konkret werden die Student Readiness for Online Learning (Martin et al., 2020a), das Technological Pedagogical and Content Knowledge (TPACK) (Koehler & Mishra, 2008) und die Überzeugungen von Lehramtsstudierenden bezüglich digitaler Technologien (Admiraal et al., 2017) untersucht, da diese das Lernen und auch das zukünftige Unterrichten von Studierenden mit digitalen Medien beeinflussen (Ertmer & Ottenbreit-Leftwich, 2010; Guzey & Roehrig, 2009). Diese Erkenntnisse werden im Rahmen dieser Arbeit für die Weiterentwicklung der Lehrkonzepte und der digitalen Medien genutzt, sie sind jedoch auch von allgemeinem Forschungsinteresse. Resultierend aus diesen Zielvorgaben, konstituiert sich dieses Dissertationsprojekt in einen Forschungs- und einen Entwicklungsteil.
Im Forschungsteil werden dementsprechend die Student Readiness for Online Learning, das TPACK und die Beliefs der Lehramtsstudierenden der Naturwissenschaften gegenüber digitalen Technologien in quantitativen Forschungsdesigns untersucht. Die Forschungsergebnisse bezüglich der Student Readiness for Online Learning zeigen, dass Lehramtsstudierenden der Naturwissenschaften grundsätzlich bereit sind mit digitalen Medien zu lernen. Sie schätzen die nötigen Fähigkeiten als generell wichtig für ihr eigenes Lernen ein, sind sich jedoch unsicher, ob sie diese Fähigkeiten erwerben können. Bei der Erforschung der Beliefs der Lehramtsstudierenden zeigt sich, dass sie digitale Medien als etwas bis relativ wichtig und unterstützend in ihrem Lernen und zukünftigem Unterrichten ansehen. Die Untersuchung des TPACKs zeigt, dass Studierende unentschieden sind, inwieweit sie das relevante Wissen zur Nutzung digitaler Medien in ihrem zukünftigen Unterricht haben. Durchgeführte Vergleichsstudien mit den USA dokumentieren, dass Lehramtsstudierende in Deutschland signifikant weniger bereit sind mit digitalen Medien zu lernen und diese als erheblich weniger wichtig und unterstützend für ihr Lernen und zukünftiges Unterrichten einschätzen. Außerdem sehen sich deutsche Lehramtsstudierende als signifikant weniger kompetent an, relevante Fähigkeiten zu erwerben und mit digitalen Technologien zu unterrichten.
Im Entwicklungsteil dieser Dissertation werden diese umfangreichen Erkenntnisse in der Entwicklung der Lehrkonzepte und Medien berücksichtigt. So konnten sowohl zwei erfolgreiche Lehrveranstaltungen, die das flipped classroom-Konzept gewinnbringend einsetzen, als auch interaktive Lernmedien entwickelt werden. Die Mixed-Methods-Begleitforschung zeigt, dass die interaktiven Lernmedien die Studierenden unterstützen und zu einem erfolgreichen Lehrkonzept mit digitalen Medien in der Hochschullehre beitragen können. Weiter konnte durch die entwickelten Lehrveranstaltungen das TPACK der Lehramtsstudierenden positiv beeinflusst werden. Die Beliefs der Lehramtsstudierenden der Naturwissenschaften verändern sich hingegen kaum, jedoch wurde eine selektive Veränderung der Beliefs in Bezug auf einzelne digitale Technologien durch die Covid-19-Pandemie nachgewiesen.
Auf Grundlage dieser Forschungs- und Evaluationsergebnisse wurde das Ziel der Weiterentwicklung der Hochschullehre mit digitalen Medien erfolgreich erreicht. Dabei erwies sich das Modell der Partizipativen Aktionsforschung für die Hochschullehre (Tolsdorf & Markic, 2018) basierend auf den wertvollen Resultaten und der Professionalisierung der Beteiligten, als geeignet für dieses Entwicklung- und Forschungsprojekt. Besonders die Zusammenarbeit mit den Lehramtsstudierenden war gewinnbringend für die Weiterentwicklung der Hochschullehre, da die Studierenden das Entwickelte vielfältig und tiefgehend bewerten und auf dieser Grundlage profunde Verbesserungen möglich waren. Die vielfach erprobten, evaluierten und somit abgesicherten Lehrkonzepte und Lernmedien können als innovative Beispiele von Hochschullehrenden der Fachdidaktik der Naturwissenschaften oder auch darüber hinaus genutzt werden. Dadurch könnte die Weiterentwicklung der Lehre von Hochschullehrenden vereinfacht werden. Die gewonnenen vielfältigen Erkenntnisse der Studien des Forschungsteils können auch außerhalb dieser Dissertation als wertvoll für die fachdidaktische Forschung der Naturwissenschaften angesehen werden. Die erlangten Ergebnisse geben wichtige Hinweise in Bezug auf Lehramtsstudierende und ihre potentielle Nutzung von digitalen Medien in ihrem zukünftigen Unterricht. Die entwickelten Lehrkonzepte und besonders die Lernmedien sind als Open Educational Ressource (OER) im Sinne der Nachhaltigkeit auf der selbst entwickelten Plattform nw-didaktik-digital.de bereitgestellt. Auf diese Weise kann das Entwickelte von Hochschullehrenden der Naturwissenschaften in der Lehramtsausbildung für die Innovation der Lehre einen relevanten Beitrag leisten.
„Der bilinguale Unterricht breitet sich europaweit immer stärker aus (vgl. Eurydice, 2006). Empirisch weitestgehend gesichert ist, dass sich diese Unterrichtsform positiv auf die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden auswirkt (vgl. Dallinger et al., zur Veröffentlichung eingereichtes Manuskript (b); Köller et al., 2012; Nold et al., 2008). Wenig erforscht sind hingegen die Auswirkungen auf den sachfachlichen Kompetenzzuwachs (vgl. Hollm et al., 2013b: 8; Bonnet & Dalton-Puffer, 2013: 273), obwohl der ein gleichbedeutendes Ziel darstellt (vgl. Eurydice, 2006: 7). Weiterhin fehlen Studien, die die Effekte des bilingualen Unterrichts an anderen Schularten als dem Gymnasium in den Blick nehmen (vgl. Küppers & Trautmann, 2013: 291f.). Dabei ist eine zunehmende Implementierung dieser Unterrichtsform v. a. an Realschulen zu beobachten (vgl. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, o. J.a). Ziel der Arbeit war es deshalb herauszufinden, wie sich der bilinguale naturwissenschaftliche Unterricht an Realschulen auf die sachfachlichen Kompetenzen (Wissenszuwachs und motivationale Orientierungen; vgl. Weinert, 2001: 27f.) der Lernenden an Realschulen auswirkt. Dabei wurde die potentiell moderierende Wirkung des Geschlechts sowie der sprachlichen und sachfachlichen Kompetenzen untersucht.
(…I)n interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen pädagogischen Psychologen und Vertretern der Fachdidaktiken Englisch und Naturwissenschaften (wurde) ein längsschnittlich angelegtes randomisiertes kontrolliertes Feldexperiment entwickelt und durchgeführt. Dabei wurden 30 Realschulklassen der Klassenstufe 6 (N = 722) randomisiert der deutsch- bzw. englischsprachigen Bedingung zugeteilt. Die Unterrichtsintervention bestand aus einer moderat-konstruktivistischen Unterrichtseinheit zum Thema „Schwimmen und Sinken“ (vgl. Möller, 2005), die sich über fünf Doppelstunden erstreckte. Alle Klassen wurden von derselben Lehrkraft unterrichtet und im Vorfeld der Studie, im Anschluss an jede der unterrichteten Doppelstunden, direkt nach der Intervention und sechs Wochen später befragt.
(Es …) zeigte sich zunächst, dass die bilingual unterrichteten Lernenden direkt nach der Unterrichtsintervention im sachfachlichen Wissenstest signifikant niedrigere Werte erzielten als die monolinguale Vergleichsgruppe. Dieser Effekt verringerte sich zwar durch die Aufnahme verschiedener Kontrollvariablen ins Modell (…), er blieb aber weiterhin signifikant (Studie 1). (…)
Außerdem konnte in der vorliegenden Studie kein signifikanter Unterschied zwischen den Unterrichtsbedingungen in der Behaltensleistung vom Post- zum Follow-up-Test identifiziert werden. Eine qualitativ bessere Informationsverarbeitung, die Untersuchungen sowohl bei zweisprachig aufwachsenden Kindern in natürlicher Umgebung (vgl. Bialystok & Martin, 2004; Bialystok, 1999) als auch bei Schülerinnen und Schülern, die am bilingualen Unterricht teilnehmen (vgl. Heine, 2010b; Wannagat, 2013; Koch, 2005), bereits nachgewiesen haben, kann aus den vorliegenden Ergebnissen nicht abgeleitet werden. (…)
Mit Hinblick auf wichtige motivationale Konstrukte (Kompetenzerleben, Angst, intrinsische Motivation und kognitive Mitarbeit) verdeutlichen die Analysen, dass es mit der realisierten Unterrichtsintervention sowohl im monolingualen als auch im bilingualen Unterricht gelang, die Lernenden auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau zu motivieren. Dennoch zeigten sich in Bezug auf das Kompetenzerleben und die empfundene Angst – wie zuvor schon beim Wissenszuwachs – signifikante Vorteile zugunsten der monolingual unterrichteten Versuchsgruppe. Auch diese Effekte wurden nach der Aufnahme von Kontrollvariablen (…) geringer, blieben jedoch statistisch bedeutsam. Für die abhängigen Variablen intrinsische Motivation und kognitive Mitarbeit konnten keine statistisch bedeutsamen Befunde ermittelt werden. Tendenziell zeigten sich aber auch hier Nachteile für die bilingualen Lernenden (Studie 3). (…)
Was die moderierende Wirkung des Geschlechts betrifft, so konnten weder für den Wissenszuwachs noch für die Motivationsentwicklung statistisch bedeutsame Effekte identifiziert werden (Studien 2 und 3). (…) Die Hoffnung, wonach es mit dem bilingualen naturwissenschaftlichen Unterricht (…) gelingen könnte, Mädchen an die Naturwissenschaften heranzuführen (vgl. Schenk, 2004: 285), kann also nicht bestätigt werden.
Auch die sprachlichen Kompetenzen moderierten den sachfachlichen Lernzuwachs und die Motivationsentwicklung im bilingualen Unterricht weniger als erwartet. Lediglich Lernende mit einem hohen Englischselbstkonzept erzielten in beiden Unterrichtsbedingungen vergleichbare Wissenszuwächse. Gleiches galt für Lernende mit einer hohen Englischleistung und einem hohen Englischselbstkonzept bezüglich des Kompetenzerlebens (Studien 2 und 3). Anders als bei Cummins (1979b), Marsh et al. (2000) und Farrell (2011) war es in der vorliegenden Studie nicht so sehr die objektive Englischleistung der Lernenden, sondern vielmehr das Englischselbstkonzept, also das Vertrauen in die eigenen Englischfähigkeiten, das sich positiv auf die Kompetenzentwicklung im bilingualen Unterricht auswirkte.
Bezüglich der Moderation der Ergebnisse durch die sachfachlichen Kompetenzen zeigt die vorliegende Arbeit, dass sich bei Jungen ein hohes physikalisches Vorwissen im bilingualen Unterricht signifikant schlechter auf den Wissenszuwachs auswirkt als im monolingualen Setting. Gleiches gilt für die Wirkung eines hohen naturwissenschaftlichen Interesses bei Lernenden, die über ein ausgeprägtes thematisches oder physikalisches Vorwissen verfügen. Wie schon bei Abendroth-Timmer (2007) zeigte sich außerdem, dass sachfachorientierte Lernende Einbußen bezüglich der Motivation erfahren. Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Selbstkonzept oder einem hohen Interesse in den Naturwissenschaften arbeiteten im bilingualen Unterricht signifikant weniger kognitiv mit (Studien 2 und 3).“
Auszug aus der Dissertation, S. 151ff.
Females and students of non-dominant ethnicity are less likely to aspire to science careers. However, overcoming discrimination in science and chemistry is a challenging task, especially in vocational orientation. Thus, there is a need for strategies to support young women in their identity formation in science and chemistry. This article presents a scheme for supporting young women’s science identity formation in conversations about vocational orientation. The goal is to support young women in developing a positive attitude towards careers in chemistry. This attitude is part of cultural chemistry capital. The scheme was developed based on a study conducted as part of the project DiSenSu. Here, coachings for vocational orientation for young women in science and chemistry are provided, following the idea of Science in Public. In the coaching, the attitudes towards science and chemistry were determined using quantitative data. Based on these results, coaches conducted conversations with the participants. Qualitative analysis of 11 conversations revealed strategies coaches used to support young women in their vocational orientation. The study shows how the participants’ attitude towards careers in chemistry is used as a starting point for coachings. Also, it provides strategies that can be used to promote young women’s cultural chemistry capital.
We report on a study on syllogistic reasoning conceived with the idea that subjects' performance in experiments is highly dependent on the communicative situations in which the particular task is framed. From this perspective, we describe the results of Experiment 1 comparing the performance of undergraduate students in 5 different tasks. This between-subjects comparison inspires a within-subject intervention design (Experiment 2). The variations introduced on traditional experimental tasks and settings include two main dimensions. The first one focuses on reshaping the context (the pragmatics of the communication situations faced) along the dimension of cooperative vs. adversarial attitudes. The second one consists of rendering explicit the construction/representation of counterexamples, a crucial aspect in the definition of deduction (in the classical semantic sense). We obtain evidence on the possibility of a significant switch in students' performance and the strategies they follow. Syllogistic reasoning is seen here as a controlled microcosm informative enough to provide insights and we suggest strategies for wider contexts of reasoning, argumentation and proof.
cpm.4.CSE/IRT (compact process model for Competence Science Education based on IRT models) is a process model for competence measurement based on IRT models. It allows the efficient development of measuring instruments for computer science education. Cpm.4.CSE/IRT consists of four sub processes: B1 determine items, B2 test items, B3 analyze items according to Rasch model, and B4 interpret items by criteria. Cpm.4.CSE/IRT is modeled in IDEF0, a process modeling language that is standardized and widely used. It is implemented in R, an open-source software optimized for statistical calculations and graphics that allows users to interact using the web application framework Shiny. Through coordinated processes, cpm.4.CSE/IRT ensures the quality and comparability of test instruments in competence measurement. Cpm.4.CSE/IRT is demonstrated using an example from the competence area of Modeling.
In Germany, secondary school students differ greatly in their science achievement, a dispersion that is far above the OECD average (Schiepe-Tiska, Rönnebeck, & Neumann, 2019). Immigrant students tend to be at the lower end of the scale in Germany – on average, they achieve substantially less well in science than non-immigrant students (OECD, 2016d), which is partially due to the German school system (Zoido, 2013). These differences in achievement translate into underrepresentation of immigrants in science-related jobs in Germany (OECD, 2008). Achievement and career choices are closely intertwined with academic self-concept (for an overview see Marsh & Craven, 2006). Regarding science self-concept, the pattern that immigrant students tend to score lower is present in many countries (e.g. Riegle-Crumb, Moore, & Ramos-Wada, 2011).
The goal of the present research project was to investigate these inequalities between immigrant and non-immigrant secondary school students. This was done focusing on secondary school students’ chemistry self-concepts. Chemistry self-concepts were focused on because achievement in chemistry is an important factor for careers in natural sciences (Cohen & Kelly, 2019). Research on chemistry self-concept has concentrated on young adults (e.g. Bauer, 2005; Xu & Lewis, 2011) and so little is known about secondary school students. Besides the impact of students’ migration background, the research project analyses the role that gender plays because gender has important effects on science self-concepts (e.g. Jurik, Gröschner, & Seidel, 2013; Riegle-Crumb et al., 2011; Wan & Lee, 2017).
A big challenge in this context was that the prevailing methods in academic self-concept research are prone to yield biased data (Byrne, 2002; Byrne et al., 2009). Although this was pointed out more than 15 years ago, the problem persists in science self-concept research. The present research project addresses this issue and presents a new mixed methods approach to culture-sensitive academic self-concept research. The term ‘culture’ is used in the sense of migration background, a concept that categorizes people’s migration histories in Germany. A combination of qualitative interview data and quantitative data permit an investigation of certain types of bias defined by Byrne and colleagues (2009). The pilot study operated with a chemistry self-concept questionnaire (N=116) and qualitative interviews (N=43). The main study was based on an extended questionnaire comprising several other scales (N=585) and deeper qualitative interviews (N=48).
The hypotheses based on the literature were that in Germany, (h1) immigrant students would show more negative chemistry self-concepts than non-immigrant students. (h2) Female students would show more negative chemistry self-concepts than male students. The third hypothesis (h3) was that the home environment has an important impact on students’ chemistry self-concepts. The first two hypotheses (h1 and h2) were not confirmed. Gender and migration background did not show a significant effect on students’ chemistry self-concepts. Instead, gender relations differ depending on the students’ migration background. Among students without a migration background, boys tend to have stronger chemistry self-concepts than girls. In contrast, among students with a Turkish migration background, girls tend to have stronger chemistry self-concepts. Existing science self-concept literature did not explain this.
Literature on gender relations in science in Turkey suggests that this interaction effect could be due to a more gender-neutral conception of science in Turkey. Slightly more women than men work in science in Turkey (OECD, 2009a) and girls achieve substantially better (Batyra, 2017a, 2017b). According to the third hypothesis (h3), the gender conceptions in Turkey could potentially be transmitted to students with a Turkish migration background in the home environment, through their parents or other people.
Science education literature did not provide a satisfying model for conceptualizing the influence of the home environment on students in the field of chemistry that would allow investigating the third hypothesis (h3). Therefore, the concept of chemistry capital was introduced based on the analysis of the interviews in the main study. Chemistry capital was developed based on the concept of science capital by Archer and colleagues (2015). Chemistry capital conceptualizes the resources a person possesses that have value in the field of chemistry. This encompasses social networks (e.g. knowing a chemist) as well as emotional and cognitive resources (e.g. attitudes towards chemistry and chemistry knowledge), and the engagement in chemistry-related activities. In particular, the concept allows analyzing the transmission processes of chemistry from the home environment to the individual student.
The qualitative analyses in the main study showed that the chemistry capital home environment influences the students in the field of chemistry in multiple ways. This supports hypothesis 3 (h3). Further, the data suggest that structural inequalities in the German school system might foster differences in chemistry. Students who already possess little chemistry capital in their home environments are in addition found more often at the type of school (Hauptschule) in which the proportion of chemistry teachers who do not hold a university degree in chemistry is the highest, depriving these students of another possible source of chemistry capital. Vice versa, students who already possess a lot of chemistry capital in their home environments more often attend school types (Gymnasium, Realschule) where also more formally qualified chemistry teachers are available, thus potentially widening the gap.
The mixed methods analysis in the main study suggested that a simple linear relationship between student chemistry self-concept and chemistry capital in the home environment does not exist. A study based on quantitative (or mixed methods) analyses of data of a larger sample on chemistry capital in the home environment and students’ chemistry self-concepts could provide further insights. It is not yet clear if the third hypothesis (h3) is true.
To sum up, the present research project thus advances the field of chemistry education in three regards: (i) it provides an approach to culture-sensitive academic self-concept. This approach proved to increase both the validity and the explanatory power of chemistry self-concept research. It is not chemistry-specific and can, thus, be used in other areas of research as well. (ii) The research discovered an interaction effect of gender and migration background on chemistry self-concept that was unknown in science education literature. (iii) It introduces and defines the concept of chemistry capital which permits to analyze chemistry education from a sociocultural perspective. Employing the concept of chemistry capital helps to shift the focus from the individual student to the resources a student possesses in the sociocultural context that help him or her succeed in the field of chemistry. This allows uncovering social inequalities in the field that need to be addressed in educational policy. Moreover, it can inspire intervention studies and application-focused research (e.g. approaches to culture-sensitive chemistry teaching).
Das Ziel dieser Studie war, das Potential von naturnah gestalteten Schulhöfen für informelle Naturerfahrungen zu untersuchen. Dazu wurde zunächst der aktuelle Forschungsstand zum Einfluss von Naturerfahrungen auf die kindliche Entwicklung geprüft. Dann wurde empirisch untersucht, in wie weit Naturkontakt auf naturnah gestalteten Schulhöfen stattfindet und ob dieser Naturkontakt auch zu Naturerfahrungen führt.
Die Studie war aufgeteilt in eine theoretische und drei empirische Phasen.
Zunächst wurde eine ausführliche Literaturrecherche zum Einfluss von Naturerfahrungen auf die kindliche Entwicklung durchgeführt. Aus dieser Recherche wurden die Problemstellung der Studie und die übergeordneten Fragestellungen zur Nutzung der naturnah gestalteten Schulhöfe und der auf ihnen stattfindenden Naturerfahrungen entwickelt.
Darauf folgte die erste empirische Phase. Über Beobachtungen auf einem naturnah gestalteten Schulhof wurde qualitativ untersucht, welche Aktivitäten dort vorkamen und ob es potentielle Zusammenhänge zwischen den Aktivitäten der Kinder und dem Schulhofsetting, dem Geschlecht und dem Alter der Kinder geben könnte. Die Beobachtungen zeigten Hinweise auf Naturkontakte auf dem Schulhof in zwei verschiedenen Dimensionen, einer Umgebungsdimension und einer Handlungsdimension, außerdem schienen Altersunterschiede bei der Häufigkeit von Naturkontakt auf dem Schulhof vorzuliegen. Aus diesen Erkenntnissen wurden Hypothesen zu Einflussfaktoren auf den Naturkontakt auf naturnah gestalteten Schulhöfen für die weitere Untersuchung abgeleitet.
In der zweiten empirischen Phase wurden die gestellten Hypothesen über Beobachtungen quantitativ geprüft. Dazu wurden 71 Beobachtungen auf Schulhöfen durchgeführt und quantitativ ausgewertet. Dabei zeigten sich signifikante Alterseffekte. Je jünger die Kinder sind, desto häufiger haben sie auf dem Schulhof Naturkontakt. Vegetationsdichte und Geländestrukturierung hatten nur geringen Einfluss. Allerdings konnten funktionale Ausstattungsmerkmale (z.B. eine Sitzgelegenheit oder eine Rutsche) bestimmt werden, die positiven oder negativen Einfluss auf den Naturkontakt spezifisch für Altersgruppen haben.
In der dritten empirischen Phase wurden mit Interviews die Häufigkeit und die Arten von Naturerfahrungen qualitativ untersucht. Außerdem wurden kausale Zusammenhänge zur Nutzung von naturnahen Schulhofbereichen und zu Kohorteneffekten geprüft. Es traten auch hier Alterseffekte zu Tage. Jüngere Kinder bevorzugten naturnahe Schulhofbereiche, ältere Kinder naturferne. Naturkontakt lag nicht im Fokus der Aktivitäten der Kinder. Dennoch berichteten sie von Naturerfahrungen, die bei jüngeren Kindern und bei Mädchen häufiger vorkamen. Die aufgetretenen Naturerfahrungen waren vor allem passiver Natur.
In the last three decades many research studies focused on the topic of multiple representations and their role for learning mathematics. As a result, there is a broad consensus in the scientific community that dealing with multiple representations in the mathematics classroom is a highly relevant matter. However, research addressing the role of the teachers in this context is still scarce. Consequently, this dissertation study raises the question of how much teachers know about and acknowledge this key role of multiple representations for the mathematics classroom. To this end, not only different aspects of teachers' specific professional knowledge and their views were investigated, but also their noticing of changes of representations in instances of student-teacher interaction, which can be seen as a theme-specific noticing. Using a multi-layer model of professional knowledge, this study addresses in particular questions of how such specific aspects of professional knowledge are interrelated and what components of knowledge and views play a role for the teachers' theme-specific noticing.
These research interests were addressed in the scope of three substudies, each of them including two different subsamples (English pre-service teachers/German pre-service teachers, pre-service teachers/in-service teachers, respectively in-service teachers at academic track secondary schools/in-service teachers at secondary schools for lower attaining students), in order to explore the possible roles of cultural background, teaching experience, and school types.
The different aspects of specific professional knowledge and views were assessed by means of a questionnaire instrument. For eliciting the teachers' theme-specific noticing, vignette-based questions were implemented. The data was analyzed mainly by quantitative methods, was however complemented by a qualitative in-depth analysis focusing on how the teachers' theme-specific noticing was informed by different components of their professional knowledge.
The results of this study suggest that the participants did not fully understand the key role of multiple representations for learning mathematics in the sense of their discipline-specific signicance and thus indicate specific needs for teacher education and professional development. Differences between the subsamples of teachers became apparent especially regarding the teachers' more situated professional knowledge and their noticing with respect to dealing with multiple representations. Furthermore, the findings of this study underpin the assumption that within the spectrum between teachers' situated and global professional knowledge and views regarding dealing with multiple representations, different components may be distinguished and suggest that in particular all of these components may play a role for teachers' theme-specific noticing.
Um Menschen auf den Umgang mit Gefahren, Krankheiten und Katastrophen vorzubereiten, muss ihnen Statistik vermittelt werden, und zwar idealerweise durch gute Darstellungsformate dynamisch. Diese Dynamiken in einfache Kommunikation zu übersetzen, ist das, was Regierungen von Wissenschaftlern brauchen.
Die Publikation erhellt ein bemerkenswertes Forschungsprojekt, das in zahlreichen Facetten informelle und interkulturelle Bildungsprozesse einfängt und rekonstruiert. Die Beiträge analysieren und exemplifizieren eindrücklich, wie Kinder Begegnungssituationen und Herausforderungen meistern, unterschiedliche Strategien und Wege nutzen, um Sprachbarrieren zu umgehen. Die videoethnographische Studie überzeugt in besonderem Maße durch die Ergebnisse und ermutigt zu grenzüberschreitenden Austauschen – auch oder gerade in Grundschulen, die nicht die erlernte Fremdsprache der Kooperationsschule sprechen. Ein äußerst gelungener Sammelband, der weit über die Austauschthematik hinaus, Antworten auf pädagogische Fragestellungen liefert, die im Kontext von Interkulturalität stehen. Die Ergebnisse ermutigen, die unterschiedlichen „Sprachen“ der Kinder, im Sinne von nicht sprachlicher Verständigungskompetenz, Ausdrucksmöglichkeiten und Kommunikationskreativität, zu berücksichtigen, sie konstruktiv zu nutzen, nicht nur in informellen Settings, sie vielmehr konsequent für Schule und Unterricht mitzudenken.
Seit Jahren wird von der Bildung, Industrie und Gesellschaft ein höherer Anteil von digitalen Lernressourcen gefordert, um größeren Studierendenzahlen gerecht zu werden und ein flexibleres Studium anbieten zu können. Die Medienkompetenz wurde in den aktuellen Lehr- und Bildungsplänen verankert und soll Studierende auf eine digitale Arbeitswelt vorbereiten. Zuletzt wurde im Januar 2015 in einem Bericht der Arbeitsgruppe von Vertreterinnen und Vertretern der Länder und des Bundes zu Chancen und Risiken von frei verfügbaren Bildungsressourcen, sogenannten Open Educational Resources (OER), der Mehrwert von digitalen Lernressourcen dargestellt. Die Kluft zwischen den immer schneller voranschreitenden technischen Möglichkeiten und der tatsächlichen Medienkompetenz an Hochschulen und Schulen führt zu einem fehlenden Selbstbewusstsein bei Lehrenden. Es mangelt an einfachen und realitätsnahen Modellen und Vorgehensweisen, die einerseits verständlich für die Lehrenden und Studierenden sind, andererseits aber auch die technischen Möglichkeiten berücksichtigen.
Die vorliegende Arbeit entwickelt das Vorgehensmodell ELEXT zur Produktion von E-Learning-Lernressourcen. Basis für ELEXT sind das aus dem Software Engineering stammende Vorgehensmodell V-ModellXT und die Public Available Specification 1032-1 (PAS) aus dem E-Learning-Bereich. Das Vorgehensmodell ELEXT wird durch die IDEF0-Notation vollständig beschrieben. Um eine einfache Anwendung des umfassenden Vorgehensmodells ELEXT zu gewährleisten, wird ein System (Alfresco) ausgewählt und an die Bedürfnisse von ELEXT angepasst. In einem letzten Schritt wird die Machbarkeit des Vorgehensmodells durch die Entwicklung eines E-Learning-Kurses überprüft. Innerhalb dieser Arbeit entstehen außerdem diverse Templates, ausgefüllte Templates als Anschauungsmaterialien, Methodensammlungen, Handreichungen und Checklisten, um die Verwendung des Vorgehensmodells ELEXT zu erleichtern.
Die Gespenster von Demmin.
(2020)
Information des Hanser Verlages:
Wie sehr bestimmt die Geschichte unsere Gegenwart? Verena Keßlers Debüt über die Haltlosigkeit des Erwachsenwerdens "brummt nur so vor Lebendigkeit. Traurig, witzig, abgründig - Bombe!" (Stefanie de Velasco)
Larry lebt in einer Stadt mit besonderer Geschichte - Ende des Zweiten Weltkriegs fand in Demmin der größte Massensuizid der deutschen Geschichte statt. Für Larry ist ihre Heimatstadt aber vor allem eins: langweilig. Sie will so schnell wie möglich raus in die Welt und Kriegsreporterin werden. Während Larry mit den Unzumutbarkeiten des Erwachsenwerdens kämpft, steht einer alten Frau der Umzug ins Seniorenheim bevor. Beim Aussortieren ihres Hausstands erinnert sie sich an das Kriegsende in Demmin und trifft eine folgenschwere Entscheidung. Mit Leichtigkeit und Witz erzählt Verena Keßler von Trauer und Einsamkeit, von Freundschaft und der ersten Liebe. Ein Roman über die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen und die Möglichkeit, sie zu überwinden.
Die Fehlersuche an elektronischen Schaltungen gehört im Themenbereich der Elektrotechnik zu einem der zentralen Bildungsinhalte des Technikunterrichts. Auch die OECD sieht bei PISA das Diagnostizieren von Fehlern in einem nicht funktionierenden System als fächerübergreifend bedeutende Problemlösekompetenz naturwissenschaftlichen Unterrichts an. Für das Fach Technik standen empirische Evidenzen zu geeigneten Gestaltungsvarianten der curricular intendierten Ziele zur Fehlersuche an elektronischen Schaltungen bisher noch aus. Dieser Forschungslücke begegnet die vorliegende Arbeit mit der theoriegeleiteten Erarbeitung eines geeigneten Unterrichts und dessen Evaluation in einer schulpraktischen Intervention.
Es wird dezidiert untersucht, ob, und wenn ja, inwieweit Lernende mit einem speziellen Unterrichtssetting im Anschluss an den Cognitive Apprenticeship Ansatz durch die gezielte Konfrontation mit realen (fehlerhaften) Schaltungen und der Aufgabe zur strukturierten Fehleranalyse günstiger in ihrer Kompetenz- und Motivationsentwicklung gefördert werden können als Schüler(innen), die eine an der Fertigungsaufgabe orientierte und tradierte Unterrichtsgestaltung durchlaufen. Als Feldexperiment in der Schulpraxis wird über fünf Stundenblöcke der Technikunterricht von n = 18 Klassen mit n = 230 Schüler(innen) der 9. und 10. Jahrgangsstufe in einem Experimental-Kontrollgruppenvergleich im Längsschnitt evaluiert. Während in den Experimentalgruppen zwischen einem uniformen und multiplen Schulungskontext bzgl. der eingesetzten elektronischen Schaltungen unterschieden wird, erhalten Lernende der Kotrollgruppe einen an der Fertigungsaufgabe orientierten traditionellen Unterricht.
Die Ergebnisse der Studie können dahingehend interpretiert werden, dass mit einem situierten Unterricht zur Fehlersuche an elektronischen Schaltungen im Anschluss an den Cognitive Apprenticeship Ansatz eine weitestgehend positive Kompetenzentwicklung bei den Schüler(innen) erreicht wird. Sowohl im elektrotechnischen Fachwissen als auch in der Fehleranalysefähigkeit steigern Lernende im Vergleich zur Kontrollgruppe ihre Outputqualitäten mit einem mittleren bis großen Effekt. Die Ergebnisse ordnen sich in die bisherige Befundlage zu Cognitive Apprenticeship Interventionen der verwandten MINT-beteiligten Fächer Mathematik, Physik und Chemie ein und zeigen außerdem ähnliche Effektstärken, wie sie Hattie (2016) in seiner interdisziplinären Metaanalyse für den Einfluss von Problemlösen im Unterricht auf den Lernerfolg von Schüler(innen) nachweist. Keine signifikant positivere Entwicklung zeigt sich jedoch in den verschiedenen Motivationsformen, der Emotionalen Befindlichkeit und der Freude an Denkaufgaben. Die Annahme, dass Lernumgebungen mit uniformen Repräsentationsformen effektiver für die Fehleranalyse innerhalb dieses Kontextes sind als multiple Formen sowie dass Lernumgebungen mit multiplen Repräsentationsformen effektiver in der Transferfähigkeit der Fehleranalysefähigkeit sind als uniforme Formen, kann ebenfalls nicht bestätigt werden.
Es werden verschiedene analytische Verfahren zur qualitativen und quantitativen Analyse des Arzneimittels Lidocainhydrochlorid vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf elektrochemischen Verfahren. Die Experimente können in einem Hochschulpraktikum, teilweise auch im Chemieunterricht durchgeführt werden.
Wir präsentieren Argumente für einen interdisziplinären Ansatz im Mathematikunterricht. Als Beispiel sei kurz in Erinnerung gerufen, wie kognitive Neuropsychologen schon in jungen Jahren den intensiven Erwerb der Fingergnosis förderten, dh den Erwerb der Fähigkeit, die eigenen Finger mental zu repräsentieren. Mathematikpädagogen empfahlen durchaus die Entwicklung der Fingergnosis, prüften aber deren Grenzen. Sie präsentierten auch Argumente dafür, flexibles Kopfrechnen als Ziel des Rechenunterrichts in der Grundschule zu entwickeln. In diesem Zusammenhang beschreiben wir das Training von „Zahlenblick“ als eine Möglichkeit, flexibles Kopfrechnen zu fördern und verbinden es mit Konzepten aus der Metakognitionstheorie. Wir veranschaulichen, wie gerade dieser Zweig der Metakognition weitere interdisziplinäre Forschung erfordert. In unserer Analyse „Zahlenblick“ erstreckt sich auf den Blick für Proportionen, über die ganzen Zahlen hinaus. Wir veranschaulichen, wie nützlich es wäre, die neuronalen Untermauerungen besser zu verstehen, die für die Vorteile sogenannter natürlicher Häufigkeiten im Vergleich zu Prozentsätzen oder Wahrscheinlichkeiten und von Symbolarrays zu ihrer Darstellung verantwortlich sind. Solche Eigenfrequenzen sind adäquate Formate für die frühzeitige Auseinandersetzung mit Entscheidungen unter Risiko.
Der Schutz und die nachhaltige Nutzung lokaler Biodiversität sind wichtige Grundlagen für das menschliche Wohlergehen und wurden in der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt als Ziele festgeschrieben. Lokale Biodiversität spielt im Alltag von Jugendlichen jedoch kaum eine Rolle. Um die Wahrnehmung und Wertschätzung lokaler Biodiversität bei Jugendlichen zu fördern, wurde im Rahmen des Projekts „Finde Vielfalt – Biodiversität erleben mit ortsbezogenen Spielen (BioDiv2Go)“ das Geogame „FindeVielfalt Simulation“ (FVS) im Rahmen einer Educational Design Research Studie entwickelt und evaluiert. Das Geogame FVS ist ein ortsbezogenes digitales Spiel für Smartphones, das die reale mit einer virtuellen Welt verbindet. Die Spieler tauchen in eine Spielerzählung ein, navigieren mit GPS im realen Naturraum und lösen dort verschiedene Aufgaben, die zur Entdeckung der Natur anregen. Der Einsatz des Smartphones ermöglicht durch die Einbettung von Videosequenzen, Simulationen und einem unmittelbaren Feedbacksystem beim Lösen der Aufgaben einen exklusiven Lernzugang, den es ohne die Technologie nicht gäbe. Die ortsgebundenen Aufgaben garantieren dabei die Naturkontakte und die Auseinandersetzung mit der konkreten lokalen Biodiversität. Das Hauptanliegen dieser Studie ist, die Bedeutung des spielbezogenen Enjoyments innerhalb der Wirksamkeitsanalyse des Geogames „FindeVielfalt Simulation“ (FVS) zu erforschen. Die theoriegeleitete Entwicklung und evidenzbasierte Überprüfung des Geogames FVS und des Rahmenmodells wird in mehreren Design- und Evaluationszyklen vollzogen und ausführlich dargestellt. Die Ergebnisse der Interventionsstudie zeigen, dass durch die Nutzung des Geogames FVS bei den jugendlichen Spielern das biodiversitätsbezogene Wissen zunimmt und die Naturverbundenheit steigt. Das spielbezogene Enjoyment beeinflusst dabei die Steigerung der Naturverbundenheit positiv. Der spielbezogene Ansatz mit den Smartphones stellt in diesem Fall einen Mehrwert dar. Geschlechtereffekte können nicht festgestellt werden. Alterseffekte zeigen sich bereits bei den Einstiegswerten vor der Intervention in den Dimensionen Wissen und Naturverbundenheit. Für die Steigerung der Naturverbundenheit zeigt sich ein signifikanter Effekt beim sozioökonomischen Status. Demnach profitieren hier besonders die Jugendlichen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status. Da die Studie eine Feldstudie darstellt, sind die Ergebnisse nicht generalisierbar. Sie zeigen aber für die Stichprobe bedeutsame Effekte. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen werden aus dieser Studie auch praxisrelevante Designkriterien für die Entwicklung ortsbezogener digitaler Spiele abgeleitet. Im Rahmen des Educational Design Research Ansatzes wurden während des gesamten Prozesses sowohl Experten der verschiedenen wissenschaftlichen Bereiche als auch Experten der pädagogischen Praxis wie auch die Jugendlichen selbst einbezogen. Dadurch werden die wissenschaftliche Strenge und Gültigkeit und auch die praktische Relevanz der Studie sichergestellt.
Bilingualer Sachfachunterricht wird in Deutschland bereits seit 1969 in Form fest etablierter Züge an Gymnasien angeboten. Insbesondere seit dem Jahrtausendwechsel erlebte diese Unterrichtsform einen regelrechten Boom und wurde in den meisten Bundesländern systematisch und flächendeckend ausgebaut (KMK, 2013: 3-5). Parallel zu diesen Entwicklungen entstand, überwiegend im Bereich der Fremdsprachendidaktik, eine rege Forschungstätigkeit, die zu zahlreichen Publikationen führte. Dennoch bedarf es nach wie vor an inhaltlich umfassenden und forschungsmethodisch adäquat durchgeführten Studien zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts (Rumlich, 2014a; Bonnet, 2012; Pérez-Cañado, 2012; Bruton, 2011; Costa & D’Angelo, 2011). Dies stellt das Ziel der vorliegenden Arbeit zu deutsch-englischem bilingualen Geschichtsunterricht dar. Hierfür fand in Anlehnung an Helmkes (2012) Angebots-Nutzungs-Modell eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Fremdsprachen- und Sachfachdidaktik sowie der empirischen Bildungsforschung statt. Mithilfe der Integration bisheriger Erkenntnisse, spezifischer Überlegungen und methodischer Vorgehensweisen der jeweiligen Wissenschaftsdomänen wurden die Effekte dieser Unterrichtsform auf die Entwicklung der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der bilingual unterrichteten Lerner unter Berücksichtigung verschiedenster Schüler- und Klassenmerkmale untersucht sowie die Wirksamkeit spezifischer methodisch-didaktischer Unterrichtsaspekte in Bezug auf die Schülerleistungen bestimmt. Dies erfolgte innerhalb der folgenden empirischen Teilstudien.
Teilstudie I.A untersuchte mögliche Unterschiede in den Lernausgangslagen zwischen 703 bilingual und 1103 einsprachig unterrichteten Achtklässlern zu Beginn des bilingualen Geschichtsunterrichts, die sich aufgrund schulischer Auswahlprozesse im Zusammenhang mit dem Besuch eines bilingualen Zugs ergeben haben könnten (Zydatiß, 2007: 70; Bredenbröker, 2000: 50). Solche unterschiedlichen Voraussetzungen müssen bei längsschnittlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit des bilingualen Unterrichts berücksichtigt werden, um dessen Effekte bestmöglich isolieren zu können. Hierfür wurden die Daten der bilingual unterrichteten Lerner mit den Daten von zwei Vergleichsgruppen verglichen: einsprachig unterrichtete Schülerinnen und Schüler aus den Parallelklassen der Bilingualklassen sowie aus Schulen ohne bilinguales Unterrichtsangebot. Die Analysen ergaben Vorteile zugunsten der bilingual Unterrichteten in ihrem sozioökonomischen Status, den verbalen kognitiven Grundfähigkeiten sowie in der Motivation und im Vorwissen in Englisch und in Geschichte. Bezüglich figuraler kognitiver Grundfähigkeiten zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern. Dasselbe traf auf kleinere Unterschiede zwischen den beiden einsprachig unterrichteten Vergleichsgruppen zu.
Teilstudie I.B befasste sich anknüpfend an die Befunde aus Teilstudie I.A mit möglichen Selektionseffekten bilingualer Züge und beantwortete die Frage, ob sich die erwarteten Leistungsvorteile bilingual unterrichteter Schülerinnen und Schüler in Englisch durch deren möglicherweise günstigeren Lernvoraussetzungen erklären lassen (Rumlich, 2013: 184; Bruton, 2011). Hierfür wurden die in Teilstudie I.A analysierten Aspekte sowie weitere Unterschiede zwischen den Schülergruppen bezüglich der Bildungsnähe des Elternhauses berücksichtigt. Die Analyse der Daten der 703 bilingual und 659 einsprachig unterrichteten Lerner aus Schulen mit bilingualem Zug ergab, dass sich die Vorteile der bilingual Unterrichteten in den Englischleistungen deutlich verringerten, was auf Selektionseffekte zu deren Gunsten verweist. Es bestanden aber dennoch weiterhin Vorteile in Höhe von mindestens eineinviertel Schuljahren fort.
Teilstudie II untersuchte auf Basis von verschiedenen Zweitspracherwerbstheorien und kognitionspsychologischen Erkenntnissen (Adesope, Lavin, Thompson & Ungerleider, 2010; Gass & Mackey, 2007; Krashen & Terrell, 2000; Krashen, 1985; Cummins, 1979) die Kompetenzentwicklung von 30 bilingual unterrichteten Klassen (703 Lerner) in Englisch und Geschichte im Verlauf der 8. Klassenstufe und verglich diese mit der Kompetenzentwicklung von 45 einsprachig unterrichteten Schülergruppen (1103 Lerner). Hierbei wurden in Anknüpfung an die Befunde aus den Teilstudien I.A und I.B mögliche Unterschiede zwischen bilingual und einsprachig unterrichteten Klassen berücksichtigt, und zwar in den durchschnittlichen Vorkenntnisständen, klassenbezogenen Lernvoraussetzungen sowie in der Unterrichtsqualität in Englisch und Geschichte und in Lehrermerkmalen. Die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Gruppen verlief im Hörverstehen deutlich positiver als bei den einsprachig unterrichteten Klassen. Bilingual Unterrichtete verbesserten diese Englischkompetenz also merklich stärker. Die Entwicklung der allgemeinen englischen Sprachfähigkeit sowie die Aneignung von Sachwissen in Geschichte hingegen verliefen im Verlauf des Schuljahres vergleichbar zwischen den Schülergruppen.
Teilstudie III befasste sich in Anlehnung an Prinzipien und Theorien des Fremdsprachenerwerbs (Gass & Mackey, 2007; Krashen, 1985; Cummins, 1979; Butzkamm, 1973) mit der Wirksamkeit des Einsatzes von Mutter- und Fremdsprache hinsichtlich der Schülerkompetenzen im bilingualen Unterricht. Somit wurde untersucht, wie spezifische methodisch-didaktische Merkmale dieser Unterrichtsform die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Klassen bedingten unter gleichzeitiger Kontrolle von sozioökonomischem Status, Motivation und Vorkenntnisstand im Klassendurchschnitt. Die Auswertung der längsschnittlich erhobenen Daten von 30 bilingual unterrichteten achten Klassen (703 Lerner) und deren Lehrkräften ergab, dass ein verstärkter Englischinput durch die Lehrkraft mit günstigen Entwicklungen der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der Schülergruppen einherging. Dasselbe traf auf den planvollen Miteinbezug der Muttersprache, insbesondere bei der Einführung neuer Fachtermini, zu. Ein großer englischer Redeanteil seitens der Schülerinnen und Schüler hingegen ging mit negativeren Leistungsentwicklungen einher.
In der Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst und deren forschungsmethodisch bedingte Bedeutung aufgezeigt. Anschließend wurden Implikationen für die Schul- und Unterrichtspraxis abgeleitet sowie Forschungsperspektiven für zukünftige Untersuchungen zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts eröffnet.
Research has identified 10 high-leverage teaching practices (HLTPs) that can impact student learning of a foreign language. While acknowledging the importance of this work, more research is needed to inform the preparation of novice teachers to enact these practices. In response, the researchers conducted a case study involving two foreign language teacher preparation programs in the United States and Germany, to better understand how the two very different programs prepare their candidates to implement HLTPs, which HLTPs are emphasized, and how successful they are at preparing their aspiring teachers to implement one practice that has been identified in the research as particularly important (facilitating target language comprehensibility). Survey, teaching observation, and interview data collected from teacher candidates and their instructors suggested the critical nature of select HLTPs, that some of the subcomponents of one of these practices may be more challenging for novice teachers to master than others, and that there may be multiple approaches to preparing foreign language teachers to implement HLTPs.
Die Akteur*innen aus Kultur und Tourismus müssen sich heutzutage auf einem Käufer*innenmarkt behaupten. Dies macht die Entwicklung adäquater Marketingstrategien erforderlich. Hierfür sind insbesondere auch digitale Transformationsprozesse innerhalb der Institutionen und Organisationen erforderlich. Die kulturtouristischen Akteur*innen, die im städtischen Raum angesiedelt sind, stellen sich solchen Transformationsprozessen immer mehr und machen für ihr Tourismusmarketing inzwischen breit gestreut von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) Gebrauch. Im ländlichen Raum hingegen wird hinsichtlich des Einsatzes von IKT noch immer ein großer Nachholbedarf deutlich - obwohl insbesondere die dortigen Akteur*innen in erheblichem Maße von einem Einsatz von IKT profitieren können. Gleichzeitig ist eine Transformation im ländlichen Raum auch deshalb erforderlich, weil dieser zunehmend an Relevanz für den Kulturtourismus gewinnt. Bisher existieren jedoch nur wenige Publikationen zur Digitalisierung im Kontext Kulturtourismus im ländlichen Raum, insbesondere auch mit Blick auf das Kulturtourismusmarketing. Konkret fehlen noch immer empirische Erkenntnisse dazu, welche Anforderungen an den erfolgreichen Einsatz von IKT im ländlichen Kulturtourismusmarketing bestehen.
Sarah Schuhbauer gibt in ihrer Arbeit deshalb einen Einblick in den aktuellen Stand der Digitalisierung im ländlichen Kulturtourismusmarketing, bei dem sie sowohl die Kultur- als auch Tourismusseite berücksichtigt. Aus den empirischen Erkenntnissen mehrerer Untersuchungen leitet sie zudem geeignete Rahmenbedingungen und Strategien ab, mithilfe derer den Anforderungen an den erfolgreichen Einsatz von IKT begegnet werden kann. Hierfür hat sie drei qualitative Studien konzipiert und durchgeführt, die den Kern dieser publikationsbasierten Arbeit bilden. Diese drei Studien bindet sie in einen gemeinsamen kontextuellen Rahmen ein, diskutiert deren Ergebnisse und stellt sie einander gegenüber. Anschließend leitet sie daraus Implikationen für die Kulturtourismuspraxis und -forschung ab.
Dschinns
(2012)
Der Hanser Verlag schreibt:
Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach. Fatma Aydemirs großer Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.
Der Artikel stellt nicht nur eine praktische Idee für ein gegenständliches, dreidimensionales Teilchenmodell (hier am Beispiel der Luft) dar, sondern nennt auch grundlegende Aspekte in Bezug auf das Zusammenspiel von naturwissenschaftlichem Unterricht und Teilchenmodellen. Ferner wird im Artikel die didaktische Einbettung in den naturwissenschaftlichen Sachunterricht sowie die Erfahrung des Autors aus der Unterrichtspraxis betrachtet. Das Modell wurde in erster Linie für die Anwendung im Primarbereich entwickelt und eignet sich zudem auch für den naturwissenschaftlichen Unterricht zu Beginn der Sekundarstufe I.
Durch das einfache Teilchenmodell, das auf chemisch-physikalischen Grundlagen basiert, werden die Schüler*innen schon frühzeitig an die interessante Welt der Naturwissenschaften herangeführt, was die Durchführung des Autors erahnen ließ. Das entwickelte Modell stellt eine anregende Idee für Lehrer*innen, Student*innen und Referendar*innen dar, da es einen nachhaltigen Lernerfolg vermuten lässt.
Für die informierte Teilhabe an der Gesellschaft sind grundlegende Fähigkeiten des Verste-hens und Interpretierens von Daten unumgänglich. Insbesondere werden diese benötigt, um evidenzbasierte Entscheidungen im privaten und öffentlichen Leben treffen zu können. Ebenso spielen sie eine Rolle, um wichtige und komplexe soziale Themen wie Armut, Migration, Gesundheit, Kriminalität oder Bildung zu verstehen. Für die Entwicklung diesbezüglicher Fähigkeiten sind – wie für jegliche Lernprozesse – auch motivationale Komponenten wie Interesse und Selbstkonzept von großer Bedeutung. Trotz der Bedeutung datenbezogener Fähigkeiten im Alltag vieler Menschen gibt es kaum empirische Befunde dazu, welche allgemeinen Lernermerkmale mit diesen zusammenhängen bzw. sie bedingen. Ebenso fehlt es an empirischer Evidenz zur Wirksamkeit von Lernarrangements, die auf die Förderung von kognitiven und motivationalen Variablen im Bereich Statistik abzielen. An diesem Punkt setzt die vorliegende Dissertation mit drei Teilstudien an, die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Das erste Ziel der Dissertation besteht in der Erforschung von Zusammenhängen zwischen statistikbezogener Kompetenz und bestimmten Lerner- bzw. Kontextmerkmalen. Das zweite Ziel ist es, die Wirkung einer statistikspezifischen Intervention auf diese Kompetenz sowie auf Sichtweisen bezüglich Variabilität zu untersuchen. Die dritte Zielsetzung der Dissertation liegt in der Analyse von Effekten dieser Intervention auf bereichsspezifische motivationale Variablen. Mit diesen drei Zielsetzungen fokussiert die Dissertation auf einen Erkenntnisgewinn, der sowohl für die Unterrichtspraxis als auch für die fachdidaktische Theoriebildung von Bedeutung ist. Eine Besonderheit dieser Arbeit stellt die Berücksichtigung der gruppierten Datenstruktur in allen drei Teilstudien durch die Verwendung geeigneter Analyseverfahren dar.
In einem ersten Schritt (Teilstudie 1) wurde in 25 achten Realschulklassen durch Mehrebe-nenregressionen die Beziehung zwischen der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ und Leseverständnis sowie allgemeinen kognitiven Fähigkeiten untersucht. Zusätzlich wurden individuelle und klassenbezogene Eingangsvoraussetzungen der Lernenden als Kontrollvariablen einbezogen. Das Kompetenzkonstrukt stellte sich als relativ eigenständig von den eher allgemeinen Schülervariablen Leseverständnis und kognitiven Fähigkeiten heraus. Dieses Ergebnis legt einerseits nahe, dass das in der vorliegenden Studie verwendete Testinstrument geeignet ist, Kompetenz im Bereich Statistik inhaltsspezifisch zu messen. Andererseits deutet dies darauf hin, dass die textgestützte Anlage der Lernmaterialien der Intervention für Schüler mit schwächerem Leseverständnis beziehungsweise mit niedrigeren kognitiven Fähigkeiten nicht grundsätzlich ein Hindernis darstellen muss. Außerdem ergaben sich signifikante aber moderate Zusammenhänge mit den zusätzlich einbezogenen Kovariaten Mathematiknote und Geschlecht auf Individualebene sowie mit dem sozioökonomischen Status auf Klassenebene.
Teilstudie 2 nahm in den Blick, inwiefern die individuellen Eingangsvoraussetzungen Lese-verständnis, allgemeine kognitive Fähigkeiten, die Mathematiknote sowie das Geschlecht die Entwicklung der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ sowie die Sichtweisen der Lernenden auf zufallsbedingte Variabilität im Verlauf einer Intervention beeinflussten. Während vier Unterrichtsstunden bearbeiteten die Lernenden aus 25 achten Realschulklassen aufgeteilt in jeweils vier Treatmentgruppen speziell für diese Studie konzipierte Materialien. In ähnlicher Weise wie in Teilstudie 1 stellte sich das Leseverständnis trotz textgestützter Anlage der Lernmaterialien als wenig bedeutsam für die Kompetenzentwicklung heraus, so dass Lerner mit schwachem Leseverständnis in vergleichbarem Maße von der Intervention profitieren konnten wie ihre stärkeren Peers. Dagegen spielten die kognitiven Fähigkeiten sowie die Mathematiknote der Lernenden eine bedeutsamere Rolle für die Kompetenzentwicklung. Insgesamt verzeichneten die teilnehmenden Jungen einen höheren Kompetenzzuwachs als die Mädchen. Im Vergleich zu diesen individuellen Eingangsvoraussetzungen war die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Treatments der Intervention relativ unbedeutend für die Entwicklung von statistikbezogener Kompetenz. Insbesondere konnte keine Verbesserung durch die Anregung von spezifischen Reflexionen im Vergleich zu einem eher algorithmischen Basis-Training festgestellt werden. Dagegen führte die Zugehörigkeit zu einem dieser reflexionsorientierten Treatments dazu, dass die Lernenden nach erfolgter Intervention zufallsbedingte Variabilität im Vergleich zu den Lernenden des Basis-Trainings signifikant stärker berücksichtigten als zuvor. Während die verschiedenen Treatments also kaum zu Unterschieden in der Kompetenzentwicklung führten, hatten sie bedeutsame Unterschiede in den Sichtweisen auf Variabilität zur Folge.
Neben der Entwicklung kognitiver Variablen stellt auch die Förderung motivationaler Variablen ein wichtiges Ziel schulischen Lehr-Lernhandelns dar. Durch Teilstudie 3 wurde der Fokus dieser Dissertation entsprechend erweitert und der Einfluss der Intervention auf das bereichsspezifische Selbstkonzept und Interesse analysiert. Dabei diente eine Baseline-Gruppe aus vier zusätzlichen Klassen als Referenzpunkt über den zeitlichen Verlauf der Intervention. Die Schüler dieser Baseline-Gruppe absolvierten lediglich in analogen Zeitabständen die Tests, nahmen aber an Stelle der Intervention an ihrem regulären Mathematik-Unterricht teil. Zunächst wurde durch konfirmatorische Faktorenanalysen abgesichert, dass die verwendeten Skalen zur Erhebung von Selbstkonzept und Interesse bezogen auf Mathematik und Statistik empirisch trennbare Faktoren darstellten. Zudem legte es der Vergleich jeweils einer allgemeinen und einer aufgabenspezifischen Skala bezüglich des statistikbezogenen Selbstkonzepts und Interesses nahe, dass die Lernenden den Begriff Statistik mit dem Umgang mit Tabellen, Diagrammen und Kennwerten assoziierten. Im Verlauf der statistikbezogenen Intervention blieben die Durchschnittswerte der mathematikbezogenen Skalen recht stabil, während sich die Durchschnitte der statistikbezogenen Skalen in allen vier Treatmentgruppen im Vergleich zur Baseline-Gruppe signifikant erhöhten. Die verschiedenen Treatments zogen keine signifikanten Unterschiede nach sich. Es scheint so, dass die Auseinandersetzung mit statistischen Inhalten in einer schülerzentrierten Arbeitsform die Verstärkung des Selbstkonzepts und des Interesses bezogen auf den Bereich Statistik bewirkte – unabhängig von unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten der Treatments. Insbesondere Schüler, die bereits zum Zeitpunkt des Vortests über relativ hohe Kompetenz im Bereich Statistik verfügten, konnten durch die Intervention in ihrem statistikbezogenen Selbstkonzept und tendenziell auch in ihrem Interesse gefördert werden. Dieses Ergebnis unterstreicht die wechselseitige Beziehung zwischen Leistungs- und motivationalen Variablen und somit die Bedeutung der Förderung beider Bereiche durch geeignete Materialien.
Durch die Untersuchung von statistikbezogener Kompetenz, Sichtweisen auf Variabilität und motivationalen Variablen im Verlauf einer Intervention nimmt die vorliegende Dissertation eine breite Perspektive an Lernervariablen im Bereich Statistik in den Blick. Mit dieser Herangehensweise wird der Tatsache Rechnung getragen, dass schulischer Unterricht nicht nur auf den Aufbau von Kompetenz abzielen sollte, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden, die wiederum Lernprozesse determiniert, von wesentlicher Bedeutung ist. Die vorliegenden Ergebnisse liefern über eine Verbreiterung der fachdidaktischen Basis hinaus eine evidenzbasierte Einschätzung, inwiefern die untersuchten Variablen durch die Auseinandersetzung mit schülerzentrierten Lernmaterialien, wie sie im Rahmen dieser Studie entwickelt wurden, gefördert werden können.
Ellbogen
(2017)
Der Hanser Verlag schreibt:
Zwischen Deutschland und Türkei – eine junge Frau auf der Suche nach Heimat. Ein warmherziger und wilder Debütroman von Fatma Aydemir
Sie ist siebzehn. Sie ist in Berlin geboren. Sie heißt Hazal Akgündüz. Eigentlich könnte aus ihr eine gewöhnliche Erwachsene werden. Nur dass ihre aus der Türkei eingewanderten Eltern sich in Deutschland fremd fühlen. Und dass Hazal auf ihrer Suche nach Heimat fatale Fehler begeht. Erst ist es nur ein geklauter Lippenstift. Dann stumpfe Gewalt. Als die Polizei hinter ihr her ist, flieht Hazal nach Istanbul, wo sie noch nie zuvor war. Warmherzig und wild erzählt Fatma Aydemir von den vielen Menschen, die zwischen den Kulturen und Nationen leben, und von ihrer Suche nach einem Platz in der Welt. Man will Hazal helfen, man will mit ihr durch die Nacht rennen, man will wissen, wie es mit ihr und mit uns allen weitergeht.
Wie wird aus einer ersten Idee ein konkretes Forschungsprojekt? Der vorliegende Band widmet sich im ersten Teil den theoretischen Grundlagen empirischen Forschens: Was unterscheidet qualitative und quantitative Forschung? Welcher Forschungsansatz ist für meine Fragestellung der richtige und was sind die Vor- und Nachteile verschiedener Untersuchungsdesigns? Im zweiten Teil werden praxisrelevante Hilfestellungen für die Organisation, Durchführung und Auswertung der Erhebung gegeben, wobei der gesamte Prozess von der Auswahl der Probanden über Datenschutzfragen, Softwareeinsatz bis hin zu statistischen Grundlagenkenntnissen berücksichtigt wird.
Was ist das richtige empirische Verfahren für mein Forschungsprojekt? Der vorliegende Band liefert eine einsteigerfrendliche, umfassende Einführung in die Erhebung und Auswertung empirischer Daten im Rahmen deutschdidaktischer Forschung.
Hierbei werden in 21 thematischen Kapiteln verschiedene Erhebungs- und Auswertungsverfahren vorgestellt und anschließend ein Einblick in die praktische Arbeit mit diesem Verfahren anhand eines aktuellen Forschungsprojekts geboten.
Ein Grundlagenwerk für Studierende und Promovierende.
Wie und woran wird in der Deutschdidaktik geforscht? Insbesondere Novizen fällt der Überblick über die Disziplin noch schwer. Der vorliegende Band bietet in 19 Beiträgen einen einsteigerfreundlichen Einblick in die verschiedenen Forschungsfelder der Deutschdidaktik und ihre empirische Fachkultur. Hierbei werden historische Entwicklungen und aktuelle Forschungstendenzen betrachtet, Beispiele vorgestellt, Desiderate benannt und Literaturempfehlungen gegeben.
Ein Grundlagenwerk für Studierende und Promovierende.
„Sollte ich mich impfen lassen?“, „Wie sollte ich mein Geld anlegen?“, „Wie wichtig sind
Vorsorgeuntersuchungen?“
Kompetenzen, Risiken einzuschätzen und auf Basis von Daten Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen, spielen heutzutage eine bedeutende Rolle. Befunde aus der kognitionspsychologischen Forschung belegen, dass statistische Informationen über Chancen und Risiken in der Medizin, der Umwelt oder Finanzwelt meistens nicht richtig interpretiert werden (Gigerenzer, 2013; Spiegelhalter, Pearson & Short, 2011). Dies liegt oft am Darstellungsformat dieser Informationen: Bei der Kommunikation von Risiken sollten statt Wahrscheinlichkeiten oder Prozentsätzen vermehrt intuitiv greifbare Häufigkeitsformate (natürliche Häufigkeiten) und ikonische Darstellungen (in Form von Piktogrammen) eingesetzt werden (Brase, 2008; Gigerenzer & Hoffrage, 1995; Schapira, Nattinger & McHorney,2001). In der vorliegenden Arbeit zeige ich auf, wie sich diese Darstellungsformate auch für die Grundschulstochastik eignen, um mit Kindern „Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit“ zu modellieren. Durch den zusätzlichen Einsatz enaktiver Informationsformate in Form bunter Steckwürfel ist es für sie ohne den Bruchzahl- und Prozentbegriff möglich, elementare, qualitative und quantitative Wahrscheinlichkeitsaussagen in risikobehafteten Situationen zu treffen. In einer Interventionsstudie wurden Belege dafür gefunden, dass
sich diese ersten elementaren Kompetenzen zu Risiko nachhaltig fördern lassen. Zur Intervention in Form einer vierstündigen Unterrichtseinheit gehörten: Vergleichen von Verhältnissen und elementaren Wahrscheinlichkeiten, Abwägen von Handlungsoptionen
anhand von Zufallsexperimenten und die Auseinandersetzung mit sich verändernden
Wahrscheinlichkeiten durch neue Information sowie die Auseinandersetzung mit Risikoreduktionen.
Verglichen wurden die Testleistungen der Schülerinnen und Schüler aus den Treatmentklassen mit den Testleistungen der Schülerinnen und Schüler aus Kontrollklassen. Es zeigte sich Vorwissen bezüglich der geförderten Inhalte in Form von mathematischen Intuitionen (Fischbein, Pampu & Minzat, 1970a) und ein signifikanter, nachhaltiger Lernzuwachs durch die Intervention. Die Förderung verschiedener elementarer
Kompetenzen und Konzepte zum Themenbereich „Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit“ anhand geeigneter Repräsentationen kann daher als erfolgreich bezeichnet
werden.
Das Modell der Partizipativen Aktionsforschung zeigte Erfolge in der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und in der Professionalisierung von Lehrkräften. Ausgehend von den Anforderungen der Chemielehramtsausbildung mit den Fokussen auf Heterogenität, Diversität, Diagnostik und Förderung im Chemieunterricht wurde das Modell der Partizipativen Fachdidaktischen Aktionsforschung adaptiert und für die universitäre Ebene weiterentwickelt. Bei dem adaptierten Modell steht die Bildung eines Einwicklungsteams im Fokus, das in einem kommunikativen Austausch eine universitäre Lehrveranstaltung der Chemiedidaktik weiterentwickelt. In diesem Artikel wird das weiterentwickelte Modell vorgestellt und an einem Beispiel beschrieben.
Entwicklung und Evaluation einer Lehrerfortbildung zur Unterrichtsplanung von Erarbeitungsphasen
(2019)
Die Dissertation stellt die Entwicklung und Evaluation einer zweistufigen Lehrerfortbildung für Mathematiklehrkräfte der Sekundarstufe I dar. Gegenstand der Fortbildung war die Unterrichtsplanung für Erarbeitungsphasen. Die Intervention zielte im Bereich des Professionswissens darauf ab, verständnisorientiertes Mathematiklernen durch geeignete Planungsüberlegungen initiieren zu können. Ein weiteres Ziel war, die mathematikunterrichtlichen Überzeugungen der beteiligten Lehrkräfte hin zu eher konstruktivistischen Überzeugungen weiterzuentwickeln.
Zentrale Ergebnisse auf der Entwicklungsebene sind ein funktionierendes Fortbildungsdesign, eine normative Konzeption von verständnisorientierter Unterrichtsplanung sowie ein neues Evaluationsinstrument für mathematikunterrichtliche Überzeugungen. Auf der Forschungsebene konnten Erkenntnisse über die Art und Weise der alltäglichen Unterrichtsplanung von Mathematiklehrkräften sowie über mögliche Lernverläufe und Lernhürden gewonnen werden. Darüber hinaus konnten erste Konsequenzen für die Lehrerbildung abgeleitet werden.
We investigated retrieval-induced forgetting of motor sequences in samples of Chinese participants. Retrieval-induced forgetting occurs when selective retrieval of a subset of information stored in memory causes forgetting for the non-retrieved rest. This phenomenon critically depends on the organised storage of separate categories of memory representations. In studies with participants from a Western culture (Germany), a categorization in left- and right-hand movements previously had been supported by letter stimuli based on a spatial mental representation of the Roman alphabet. The same assignment of letters from the beginning or end of the alphabet to motor sequences performed either with the left- or the right-hand did not entail retrieval-induced forgetting in the present study, however (Experiment 1). In Experiment 2, visual features of displaying to-be-learned sequences additionally supported a distinction into left and right. In Experiment 3, learning trials provided verbal category labels. The occurrence of retrieval-induced forgetting in the latter two experiments suggests language-dependent organisation of non-verbal items in memory.
Berufsorientierung stellt ChemielehrerInnen vor eine besondere Herausforderung, da vor allem Mädchen und junge Frauen geringere naturwissenschaftliche Karriereaspirationen zeigen. Derzeit mangelt es an wissenschaftlich fundierten Ansätzen, eine naturwissenschaftliche Identitätsbildung in der Berufsorientierung im Unterricht bei Mädchen und jungen Frauen aktiv zu unterstützen. Die vorliegende Studie untersucht nach dem Science-Capital-Ansatz, welche Gesprächsstrategien in der Berufsorientierung die naturwissenschaftliche Identitätsbildung von Mädchen und jungen Frauen fördern können. Im Rahmen des DiSenSU-Projekts zur Berufsorientierung in den Naturwissenschaften nahmen Mädchen und junge Frauen an einem Coachinggespräch über naturwissenschaftliche Identitäten und Karriereaspirationen teil. Für die vorliegende Studie wurden quantitative Daten zu Selbstkonzept und Karriereaspirationen sowie qualitative Daten aus den Coachinggesprächen analysiert. Untersucht wurde: (1) Welche Voraussetzungen bezüglich Selbstkonzept und Karriereaspirationen zeigen Mädchen und junge Frauen in der Reflexion über naturwissenschaftliche Berufe? (2) Welche Strategien der Gesprächsführung eignen sich, Science Capital zu fördern? Die Studie zeigt, wie Selbstkonzept und Karriereaspirationen als Anknüpfungspunkte im Coachinggespräch genutzt werden können und welche Gesprächsstrategien sich eignen, die naturwissenschaftliche Identitätsbildung bei Mädchen und jungen Frauen zu förden
Die Dissertation „Grammatik in Texten im Deutschunterricht (Deutsch als Zweitsprache und Deutsch als Fremdsprache) – ein internationaler Vergleich Deutschland – Kroatien“ stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Gebrauch morphosyntaktischer Mittel zwischen den DaF-Schülern in Kroatien, die Deutsch als Fremdsprache lernen, und den DaZ-Schülern in Deutschland, die Deutsch als Zweitsprache lernen. Das Ziel der empirischen Untersuchung ist es, aufgrund einer Textanalyse herauszufinden, wie die kroatischen DaF-Schüler die morphosyntaktischen Mittel umsetzen und welche Aneignungsschritte sie dabei durchlaufen. Ein relevanter Punkt in der empirischen Untersuchung war es auch zu zeigen, welche Bereiche schneller und welche langsamer von den Schülern in ihren schriftlichen Produktionen umsetzen. Im darauffolgenden Schritt wurden die Daten der kroatischen Schüler mit den Daten aus dem FISA-Projekt (vgl. Junk-Deppenmeier 2016) verglichen, um Parallelen zwischen Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache zu ziehen. Die empirische Studie war eine Längsschnittstudie, die in den Jahren 2013/2014 an kroatischen Schulen durchgeführt wurde. Die Datenanalyse erfolgte auf der Grundlage von verschiedenen Analyserastern, die dafür erstellt wurden, und der Profilanalyse nach Grießhaber (2010).
Die Ergebnisse der Dissertation bestätigen, dass der Zweitspracherwerb in Phasen abläuft (Ludger et al. 2017). Bei den kroatischen DaF-Schülern werden individuelle Unterschiede in der Geschwindigkeit und der Phasenabfolge festgestellt. Dies bestätigt auch die These aus dem DiGS-Projekt (Diehl et al. 2000), dass der Fremdspracherwerb nicht der schulischen Progression entspricht. Es werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Fremdsprach- und Zweitspracherwerb festgestellt. Den Ergebnissen zufolge beherrschen die deutschen DaZ-Schüler die deutsche Sprache besser als die kroatischen DaF-Schüler, durchlaufen aber ähnliche Aneignungsschritte wie die kroatischen DaF-Schüler.
Die Dissertation ist sowohl für Studierende im Lehramt Deutsch /Deutsch als Zweitsprache/ Deutsch als Fremdsprache, als auch für Lehrende in diesen Bereichen interessant.
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine qualitative Untersuchung des bilingualen deutsch-englischen Geschichtsunterrichts, welcher in seiner Wirksamkeit mit dem monolingualen Geschichtsunterrichts verglichen wird. Im Mittelunkt des Erkenntnisinteresses stehen die mündlichen Schüleräußerungen, deren beobachtbaren Formen die Möglichkeiten der Lerner zur Teilnahme am historischen Diskurs untersuchen. Es werden jeweils zwei Kohorten untersucht, welche in derselben Schule, Klassenstufe, von derselben Lehrkraft und mit denselben Materialen unterrichtet werden. Die Materialen unterschieden sich nur durch die Verwendung der Sprachen Deutsch oder Englisch. Als Forschungsinstrumente dienen Videografien, Interviews und Fragebögen.
Redoxreaktionen auf Goldsiebdruckelektroden (SPE) können elektrochemisch mit zyklischer Voltammetrie (Cyclovoltammetrie, CV) und spektroskopisch mit der optischen und der Ramanspektroskopie gemessen werden. Die Kombination aus CV und optischer oder Raman Spektroskopie, die sog. Absorpto- oder Ramanvoltammetrie, bietet neben elektrochemischen Informationen über Redoxreaktionen an Elektroden auch Informationen über die Änderung der optischen und Schwingungseigenschaften der beteiligten Stoffe. Der didaktische Hintergrund der Arbeit ist die Hypothese, dass die Kombination der beiden unterschiedlichen Gebiete der physikalischen Chemie dazu beitragen kann, Elektrodenreaktionen besser zu verstehen. Die Ramanspektroskopie ist eine leistungsfähige Technik zum Nachweis von sehr geringen Konzentrationen des Analyten auf Elektroden (im Bereich von Picomol), wenn diese durch elektrochemische Maßnahmen oder durch Verwendung von entsprechenden Nanoteilchen modifiziert werden. Eine einfache elektrochemische in-situ Modifikation führt zum oberflächenverstärkten Ramaneffekt (EC-SERS). Damit können chemische Reaktionen anhand der Änderung von Schwingungszuständen charakterisiert werden, ohne die manchmal langwierige Herstellung von Metall-Nanopartikeln als Substrat für SERS.
Gamification and game-based learning have been established as powerful tools in education. Location-based games (geogames) have been established following mainly a ‘seek-and-find’ game-mechanic, challenging mechanics like simulations are rarely used. We describe an approach for creating an educational location-based game (geogame). The central design problem consists in integrating an ecological simulation into the location-based game flow. We show how to combine these two game mechanics by simplifying complex simulations while maintaining their validity. In an empirical study we evaluate our geogame with secondary school students (N = 329). Our quasi-experimental pre-post-test design focuses on the game-related enjoyment provided by a simplified simulation task within a geogame compared to a more complex desktop simulation and to a geogame without simulation. The results show that the players of the Geogame spend much less time on interacting with the simulation than on other tasks. Nevertheless, the simulation within the geogame contributes positively to the game playing experience. Player enjoyment is even found to be slightly higher in the simulation geogame than in the indoor simulation. A critical threshold of time for using simulations within location-based game mechanics is discussed and related design-pattern for geogames are presented to support educators and game developers in the co-design of challenging location-based games. This study contributes to locate ecological simulations in areas where they actually take place. Complex topics and competencies in education become “real” for players in an outdoor experience.
Schüler*innen bearbeiten bereits ab der ersten Klasse eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben, die täglich an sie gestellt werden. Doch was geschieht während der Aufgabenbearbeitung? Wie gehen Schüler*innen mit Lese- und Schreibaufgaben um und welche Eigenlogiken bringen sie im Bearbeitungsprozess hervor, die jenseits der fachdidaktischen Intention der Lehrperson liegen können?
Die vorliegende Studie untersucht mittels eines rekonstruktiven und interpretativen Forschungsansatzes, wie Schüler*innen im sprachlichen Anfangsunterricht kooperativ Lese- und Schreibaufgaben bearbeiten. Ganz im Sinne der Interpretativen Unterrichtsforschung sind dazu die Situierung der Aufgabenkontexte und die Interaktionsformen bei der Bearbeitung von Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wird die Aufgabenbearbeitung als komplexe Ko-Konstruktion verstanden, die sich im Zusammenspiel von Aufgabenformat, Materialität der Aufgabe, Lehrer*innenhandeln und Schüler*inneninteraktion vollzieht. Da inbesondere praxistheoretische Untersuchungen darauf hinweisen, dass sich Schüler*innen im Unterricht eigene Aufgaben stellen, die Aufgaben der Lehrkräfte umdeuten, anderes tun, als ursprünglich intendiert war und eigene Deutungen in der Interaktion verhandeln, untersucht die vorliegende Arbeit die Interaktion während der Aufgabenbearbeitung hinsichtlich der sozialen, der arbeitsorganisatorischen und der fachlich-inhaltlichen Ebene.
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die prozesshaften Vollzüge der Aufgabenbearbeitung zu rekonstruieren. Das Gesamtkorpus von 25 Videoaufnahmen wurde zu einem Analysekorpus von 14 Videoaufnahmen reduziert. Mittels des interaktionsanalytischen Vorgehens im Forschungsprozess legt die Arbeit Ergebnisse bezogen auf zwei Gesichtspunkte vor: Zum einen werden Einzelfälle der Bearbeitung hinsichtlich der Präsenz der jeweiligen Interaktionsebene kontrastiert. Zum anderen werden aufgabenspezifische Muster der Bearbeitung von Lese- und Schreibaufgaben rekonstruiert. Die Ergebnisse weisen Prozessmerkmale sowie aufgaben- und schriftbezogene Handlungen von Erstklässler*innen aus.
Die Prozessbeschreibungen ermöglichen eine Annäherung an die Komplexität und Vielschichtigkeit von Aufgabenbearbeitungen und bieten Anknüpfungsmöglichkeiten für die Gestaltung von Lese- und Schreibaufgaben im sprachlichen Anfangsunterricht.