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Bilingualer Sachfachunterricht wird in Deutschland bereits seit 1969 in Form fest etablierter Züge an Gymnasien angeboten. Insbesondere seit dem Jahrtausendwechsel erlebte diese Unterrichtsform einen regelrechten Boom und wurde in den meisten Bundesländern systematisch und flächendeckend ausgebaut (KMK, 2013: 3-5). Parallel zu diesen Entwicklungen entstand, überwiegend im Bereich der Fremdsprachendidaktik, eine rege Forschungstätigkeit, die zu zahlreichen Publikationen führte. Dennoch bedarf es nach wie vor an inhaltlich umfassenden und forschungsmethodisch adäquat durchgeführten Studien zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts (Rumlich, 2014a; Bonnet, 2012; Pérez-Cañado, 2012; Bruton, 2011; Costa & D’Angelo, 2011). Dies stellt das Ziel der vorliegenden Arbeit zu deutsch-englischem bilingualen Geschichtsunterricht dar. Hierfür fand in Anlehnung an Helmkes (2012) Angebots-Nutzungs-Modell eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Fremdsprachen- und Sachfachdidaktik sowie der empirischen Bildungsforschung statt. Mithilfe der Integration bisheriger Erkenntnisse, spezifischer Überlegungen und methodischer Vorgehensweisen der jeweiligen Wissenschaftsdomänen wurden die Effekte dieser Unterrichtsform auf die Entwicklung der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der bilingual unterrichteten Lerner unter Berücksichtigung verschiedenster Schüler- und Klassenmerkmale untersucht sowie die Wirksamkeit spezifischer methodisch-didaktischer Unterrichtsaspekte in Bezug auf die Schülerleistungen bestimmt. Dies erfolgte innerhalb der folgenden empirischen Teilstudien.
Teilstudie I.A untersuchte mögliche Unterschiede in den Lernausgangslagen zwischen 703 bilingual und 1103 einsprachig unterrichteten Achtklässlern zu Beginn des bilingualen Geschichtsunterrichts, die sich aufgrund schulischer Auswahlprozesse im Zusammenhang mit dem Besuch eines bilingualen Zugs ergeben haben könnten (Zydatiß, 2007: 70; Bredenbröker, 2000: 50). Solche unterschiedlichen Voraussetzungen müssen bei längsschnittlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit des bilingualen Unterrichts berücksichtigt werden, um dessen Effekte bestmöglich isolieren zu können. Hierfür wurden die Daten der bilingual unterrichteten Lerner mit den Daten von zwei Vergleichsgruppen verglichen: einsprachig unterrichtete Schülerinnen und Schüler aus den Parallelklassen der Bilingualklassen sowie aus Schulen ohne bilinguales Unterrichtsangebot. Die Analysen ergaben Vorteile zugunsten der bilingual Unterrichteten in ihrem sozioökonomischen Status, den verbalen kognitiven Grundfähigkeiten sowie in der Motivation und im Vorwissen in Englisch und in Geschichte. Bezüglich figuraler kognitiver Grundfähigkeiten zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern. Dasselbe traf auf kleinere Unterschiede zwischen den beiden einsprachig unterrichteten Vergleichsgruppen zu.
Teilstudie I.B befasste sich anknüpfend an die Befunde aus Teilstudie I.A mit möglichen Selektionseffekten bilingualer Züge und beantwortete die Frage, ob sich die erwarteten Leistungsvorteile bilingual unterrichteter Schülerinnen und Schüler in Englisch durch deren möglicherweise günstigeren Lernvoraussetzungen erklären lassen (Rumlich, 2013: 184; Bruton, 2011). Hierfür wurden die in Teilstudie I.A analysierten Aspekte sowie weitere Unterschiede zwischen den Schülergruppen bezüglich der Bildungsnähe des Elternhauses berücksichtigt. Die Analyse der Daten der 703 bilingual und 659 einsprachig unterrichteten Lerner aus Schulen mit bilingualem Zug ergab, dass sich die Vorteile der bilingual Unterrichteten in den Englischleistungen deutlich verringerten, was auf Selektionseffekte zu deren Gunsten verweist. Es bestanden aber dennoch weiterhin Vorteile in Höhe von mindestens eineinviertel Schuljahren fort.
Teilstudie II untersuchte auf Basis von verschiedenen Zweitspracherwerbstheorien und kognitionspsychologischen Erkenntnissen (Adesope, Lavin, Thompson & Ungerleider, 2010; Gass & Mackey, 2007; Krashen & Terrell, 2000; Krashen, 1985; Cummins, 1979) die Kompetenzentwicklung von 30 bilingual unterrichteten Klassen (703 Lerner) in Englisch und Geschichte im Verlauf der 8. Klassenstufe und verglich diese mit der Kompetenzentwicklung von 45 einsprachig unterrichteten Schülergruppen (1103 Lerner). Hierbei wurden in Anknüpfung an die Befunde aus den Teilstudien I.A und I.B mögliche Unterschiede zwischen bilingual und einsprachig unterrichteten Klassen berücksichtigt, und zwar in den durchschnittlichen Vorkenntnisständen, klassenbezogenen Lernvoraussetzungen sowie in der Unterrichtsqualität in Englisch und Geschichte und in Lehrermerkmalen. Die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Gruppen verlief im Hörverstehen deutlich positiver als bei den einsprachig unterrichteten Klassen. Bilingual Unterrichtete verbesserten diese Englischkompetenz also merklich stärker. Die Entwicklung der allgemeinen englischen Sprachfähigkeit sowie die Aneignung von Sachwissen in Geschichte hingegen verliefen im Verlauf des Schuljahres vergleichbar zwischen den Schülergruppen.
Teilstudie III befasste sich in Anlehnung an Prinzipien und Theorien des Fremdsprachenerwerbs (Gass & Mackey, 2007; Krashen, 1985; Cummins, 1979; Butzkamm, 1973) mit der Wirksamkeit des Einsatzes von Mutter- und Fremdsprache hinsichtlich der Schülerkompetenzen im bilingualen Unterricht. Somit wurde untersucht, wie spezifische methodisch-didaktische Merkmale dieser Unterrichtsform die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Klassen bedingten unter gleichzeitiger Kontrolle von sozioökonomischem Status, Motivation und Vorkenntnisstand im Klassendurchschnitt. Die Auswertung der längsschnittlich erhobenen Daten von 30 bilingual unterrichteten achten Klassen (703 Lerner) und deren Lehrkräften ergab, dass ein verstärkter Englischinput durch die Lehrkraft mit günstigen Entwicklungen der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der Schülergruppen einherging. Dasselbe traf auf den planvollen Miteinbezug der Muttersprache, insbesondere bei der Einführung neuer Fachtermini, zu. Ein großer englischer Redeanteil seitens der Schülerinnen und Schüler hingegen ging mit negativeren Leistungsentwicklungen einher.
In der Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst und deren forschungsmethodisch bedingte Bedeutung aufgezeigt. Anschließend wurden Implikationen für die Schul- und Unterrichtspraxis abgeleitet sowie Forschungsperspektiven für zukünftige Untersuchungen zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts eröffnet.
In the last three decades many research studies focused on the topic of multiple representations and their role for learning mathematics. As a result, there is a broad consensus in the scientific community that dealing with multiple representations in the mathematics classroom is a highly relevant matter. However, research addressing the role of the teachers in this context is still scarce. Consequently, this dissertation study raises the question of how much teachers know about and acknowledge this key role of multiple representations for the mathematics classroom. To this end, not only different aspects of teachers' specific professional knowledge and their views were investigated, but also their noticing of changes of representations in instances of student-teacher interaction, which can be seen as a theme-specific noticing. Using a multi-layer model of professional knowledge, this study addresses in particular questions of how such specific aspects of professional knowledge are interrelated and what components of knowledge and views play a role for the teachers' theme-specific noticing.
These research interests were addressed in the scope of three substudies, each of them including two different subsamples (English pre-service teachers/German pre-service teachers, pre-service teachers/in-service teachers, respectively in-service teachers at academic track secondary schools/in-service teachers at secondary schools for lower attaining students), in order to explore the possible roles of cultural background, teaching experience, and school types.
The different aspects of specific professional knowledge and views were assessed by means of a questionnaire instrument. For eliciting the teachers' theme-specific noticing, vignette-based questions were implemented. The data was analyzed mainly by quantitative methods, was however complemented by a qualitative in-depth analysis focusing on how the teachers' theme-specific noticing was informed by different components of their professional knowledge.
The results of this study suggest that the participants did not fully understand the key role of multiple representations for learning mathematics in the sense of their discipline-specific signicance and thus indicate specific needs for teacher education and professional development. Differences between the subsamples of teachers became apparent especially regarding the teachers' more situated professional knowledge and their noticing with respect to dealing with multiple representations. Furthermore, the findings of this study underpin the assumption that within the spectrum between teachers' situated and global professional knowledge and views regarding dealing with multiple representations, different components may be distinguished and suggest that in particular all of these components may play a role for teachers' theme-specific noticing.
„Sollte ich mich impfen lassen?“, „Wie sollte ich mein Geld anlegen?“, „Wie wichtig sind
Vorsorgeuntersuchungen?“
Kompetenzen, Risiken einzuschätzen und auf Basis von Daten Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen, spielen heutzutage eine bedeutende Rolle. Befunde aus der kognitionspsychologischen Forschung belegen, dass statistische Informationen über Chancen und Risiken in der Medizin, der Umwelt oder Finanzwelt meistens nicht richtig interpretiert werden (Gigerenzer, 2013; Spiegelhalter, Pearson & Short, 2011). Dies liegt oft am Darstellungsformat dieser Informationen: Bei der Kommunikation von Risiken sollten statt Wahrscheinlichkeiten oder Prozentsätzen vermehrt intuitiv greifbare Häufigkeitsformate (natürliche Häufigkeiten) und ikonische Darstellungen (in Form von Piktogrammen) eingesetzt werden (Brase, 2008; Gigerenzer & Hoffrage, 1995; Schapira, Nattinger & McHorney,2001). In der vorliegenden Arbeit zeige ich auf, wie sich diese Darstellungsformate auch für die Grundschulstochastik eignen, um mit Kindern „Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit“ zu modellieren. Durch den zusätzlichen Einsatz enaktiver Informationsformate in Form bunter Steckwürfel ist es für sie ohne den Bruchzahl- und Prozentbegriff möglich, elementare, qualitative und quantitative Wahrscheinlichkeitsaussagen in risikobehafteten Situationen zu treffen. In einer Interventionsstudie wurden Belege dafür gefunden, dass
sich diese ersten elementaren Kompetenzen zu Risiko nachhaltig fördern lassen. Zur Intervention in Form einer vierstündigen Unterrichtseinheit gehörten: Vergleichen von Verhältnissen und elementaren Wahrscheinlichkeiten, Abwägen von Handlungsoptionen
anhand von Zufallsexperimenten und die Auseinandersetzung mit sich verändernden
Wahrscheinlichkeiten durch neue Information sowie die Auseinandersetzung mit Risikoreduktionen.
Verglichen wurden die Testleistungen der Schülerinnen und Schüler aus den Treatmentklassen mit den Testleistungen der Schülerinnen und Schüler aus Kontrollklassen. Es zeigte sich Vorwissen bezüglich der geförderten Inhalte in Form von mathematischen Intuitionen (Fischbein, Pampu & Minzat, 1970a) und ein signifikanter, nachhaltiger Lernzuwachs durch die Intervention. Die Förderung verschiedener elementarer
Kompetenzen und Konzepte zum Themenbereich „Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit“ anhand geeigneter Repräsentationen kann daher als erfolgreich bezeichnet
werden.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit verschiedenen Fragestellungen, die sich aus physikdidaktischer Perspektive aus der Tatsache ergeben, dass das Internet von Jugendlichen für das Lernen im schulischen Kontext genutzt wird. Zum einen beschäftigt sich die Arbeit im Rahmen einer Vorstudie mit der Nutzung von Physik-Internetforen durch Schüler. Gleichzeitig untersucht die Vorstudie die Qualität fachlicher Aussagen in Physik-Internetforen. Dadurch soll exemplarisch das Ausmaß fehlerhafter Informationen in physikbezogenen Internetinhalten abgeschätzt werden. Da die Rezeption fehlerhafter Informationen zur Entstehung von Fehlvorstellungen führen kann, beschäftigt sich die Arbeit zum anderen mit dem Erkennen widersprüchlicher Aussagen zu einem Sachverhalt als eine für Schüler realisierbare Möglichkeit, Fehler in Internetinhalten zum Thema Physik zu entdecken. Zwei Studien, die die zentralen Forschungsanliegen dieser Arbeit darstellen, wurden zum Erkennen fachlicher Widersprüche in internetbasierten Physiktexten durchgeführt: In einer experimentellen Studie wurde untersucht, ob das Erkennen fachlicher Widersprüche von äußeren Merkmalen der Webseite abhängt. In einer Interventionsstudie wurde untersucht, wie sich das Erkennen fachlicher Widersprüche im Rahmen des Physikunterrichts fördern lässt.
Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen, dass Beiträge in Physik-Internetforen fachlich überwiegend richtig sind. Außerdem lassen sich Schüler, die Physik-Internetforen verwenden, in zwei Nutzertypen einteilen: In pragmatische Wenignutzer, die Hilfe bei den Hausaufgaben suchen, und in physikinteressierte Vielnutzer, die Hilfen geben. Die Interventionsstudie ergab, dass die Schüler der Treatmentgruppe fünf Wochen nach der Intervention signifikant mehr Widersprüche in einem internetbasierten Physiktext erkannten als die Schüler der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse der experimentellen Studie zeigen, dass die Erkennensleistung in Abhängigkeit von den äußeren Webseitenmerkmalen „Autor der Information“ und „Art der Webseite“ differiert.
Die vorliegende Arbeit untersucht die qualitativen und quantitativen Beeinträchtigungen kognitiven Leistungsvermögens bei geistiger Behinderung. Bezug wird hierbei auf aktuelle neurowissenschaftliche und entwicklungspsychologische Befunde genommen, um aufbauend hierauf ein integratives, dreigliedriges Modell jener kumulativ-negativen Entwicklung zu formulieren. Dieses berücksichtigt sowohl die neuroplastischen Entwicklungspotentiale samt deren vielfältigen Beeinträchtigungen im Kontext geistiger Behinderung, die hieraus resultierenden defizitären Gedächtnisfunktionen und die beeinträchtigte Organisation jener Lernprozess, die als metakognitives Leistungsprodukt den exekutiven Funktionen zugeordnet werden können.
Für die informierte Teilhabe an der Gesellschaft sind grundlegende Fähigkeiten des Verste-hens und Interpretierens von Daten unumgänglich. Insbesondere werden diese benötigt, um evidenzbasierte Entscheidungen im privaten und öffentlichen Leben treffen zu können. Ebenso spielen sie eine Rolle, um wichtige und komplexe soziale Themen wie Armut, Migration, Gesundheit, Kriminalität oder Bildung zu verstehen. Für die Entwicklung diesbezüglicher Fähigkeiten sind – wie für jegliche Lernprozesse – auch motivationale Komponenten wie Interesse und Selbstkonzept von großer Bedeutung. Trotz der Bedeutung datenbezogener Fähigkeiten im Alltag vieler Menschen gibt es kaum empirische Befunde dazu, welche allgemeinen Lernermerkmale mit diesen zusammenhängen bzw. sie bedingen. Ebenso fehlt es an empirischer Evidenz zur Wirksamkeit von Lernarrangements, die auf die Förderung von kognitiven und motivationalen Variablen im Bereich Statistik abzielen. An diesem Punkt setzt die vorliegende Dissertation mit drei Teilstudien an, die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Das erste Ziel der Dissertation besteht in der Erforschung von Zusammenhängen zwischen statistikbezogener Kompetenz und bestimmten Lerner- bzw. Kontextmerkmalen. Das zweite Ziel ist es, die Wirkung einer statistikspezifischen Intervention auf diese Kompetenz sowie auf Sichtweisen bezüglich Variabilität zu untersuchen. Die dritte Zielsetzung der Dissertation liegt in der Analyse von Effekten dieser Intervention auf bereichsspezifische motivationale Variablen. Mit diesen drei Zielsetzungen fokussiert die Dissertation auf einen Erkenntnisgewinn, der sowohl für die Unterrichtspraxis als auch für die fachdidaktische Theoriebildung von Bedeutung ist. Eine Besonderheit dieser Arbeit stellt die Berücksichtigung der gruppierten Datenstruktur in allen drei Teilstudien durch die Verwendung geeigneter Analyseverfahren dar.
In einem ersten Schritt (Teilstudie 1) wurde in 25 achten Realschulklassen durch Mehrebe-nenregressionen die Beziehung zwischen der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ und Leseverständnis sowie allgemeinen kognitiven Fähigkeiten untersucht. Zusätzlich wurden individuelle und klassenbezogene Eingangsvoraussetzungen der Lernenden als Kontrollvariablen einbezogen. Das Kompetenzkonstrukt stellte sich als relativ eigenständig von den eher allgemeinen Schülervariablen Leseverständnis und kognitiven Fähigkeiten heraus. Dieses Ergebnis legt einerseits nahe, dass das in der vorliegenden Studie verwendete Testinstrument geeignet ist, Kompetenz im Bereich Statistik inhaltsspezifisch zu messen. Andererseits deutet dies darauf hin, dass die textgestützte Anlage der Lernmaterialien der Intervention für Schüler mit schwächerem Leseverständnis beziehungsweise mit niedrigeren kognitiven Fähigkeiten nicht grundsätzlich ein Hindernis darstellen muss. Außerdem ergaben sich signifikante aber moderate Zusammenhänge mit den zusätzlich einbezogenen Kovariaten Mathematiknote und Geschlecht auf Individualebene sowie mit dem sozioökonomischen Status auf Klassenebene.
Teilstudie 2 nahm in den Blick, inwiefern die individuellen Eingangsvoraussetzungen Lese-verständnis, allgemeine kognitive Fähigkeiten, die Mathematiknote sowie das Geschlecht die Entwicklung der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ sowie die Sichtweisen der Lernenden auf zufallsbedingte Variabilität im Verlauf einer Intervention beeinflussten. Während vier Unterrichtsstunden bearbeiteten die Lernenden aus 25 achten Realschulklassen aufgeteilt in jeweils vier Treatmentgruppen speziell für diese Studie konzipierte Materialien. In ähnlicher Weise wie in Teilstudie 1 stellte sich das Leseverständnis trotz textgestützter Anlage der Lernmaterialien als wenig bedeutsam für die Kompetenzentwicklung heraus, so dass Lerner mit schwachem Leseverständnis in vergleichbarem Maße von der Intervention profitieren konnten wie ihre stärkeren Peers. Dagegen spielten die kognitiven Fähigkeiten sowie die Mathematiknote der Lernenden eine bedeutsamere Rolle für die Kompetenzentwicklung. Insgesamt verzeichneten die teilnehmenden Jungen einen höheren Kompetenzzuwachs als die Mädchen. Im Vergleich zu diesen individuellen Eingangsvoraussetzungen war die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Treatments der Intervention relativ unbedeutend für die Entwicklung von statistikbezogener Kompetenz. Insbesondere konnte keine Verbesserung durch die Anregung von spezifischen Reflexionen im Vergleich zu einem eher algorithmischen Basis-Training festgestellt werden. Dagegen führte die Zugehörigkeit zu einem dieser reflexionsorientierten Treatments dazu, dass die Lernenden nach erfolgter Intervention zufallsbedingte Variabilität im Vergleich zu den Lernenden des Basis-Trainings signifikant stärker berücksichtigten als zuvor. Während die verschiedenen Treatments also kaum zu Unterschieden in der Kompetenzentwicklung führten, hatten sie bedeutsame Unterschiede in den Sichtweisen auf Variabilität zur Folge.
Neben der Entwicklung kognitiver Variablen stellt auch die Förderung motivationaler Variablen ein wichtiges Ziel schulischen Lehr-Lernhandelns dar. Durch Teilstudie 3 wurde der Fokus dieser Dissertation entsprechend erweitert und der Einfluss der Intervention auf das bereichsspezifische Selbstkonzept und Interesse analysiert. Dabei diente eine Baseline-Gruppe aus vier zusätzlichen Klassen als Referenzpunkt über den zeitlichen Verlauf der Intervention. Die Schüler dieser Baseline-Gruppe absolvierten lediglich in analogen Zeitabständen die Tests, nahmen aber an Stelle der Intervention an ihrem regulären Mathematik-Unterricht teil. Zunächst wurde durch konfirmatorische Faktorenanalysen abgesichert, dass die verwendeten Skalen zur Erhebung von Selbstkonzept und Interesse bezogen auf Mathematik und Statistik empirisch trennbare Faktoren darstellten. Zudem legte es der Vergleich jeweils einer allgemeinen und einer aufgabenspezifischen Skala bezüglich des statistikbezogenen Selbstkonzepts und Interesses nahe, dass die Lernenden den Begriff Statistik mit dem Umgang mit Tabellen, Diagrammen und Kennwerten assoziierten. Im Verlauf der statistikbezogenen Intervention blieben die Durchschnittswerte der mathematikbezogenen Skalen recht stabil, während sich die Durchschnitte der statistikbezogenen Skalen in allen vier Treatmentgruppen im Vergleich zur Baseline-Gruppe signifikant erhöhten. Die verschiedenen Treatments zogen keine signifikanten Unterschiede nach sich. Es scheint so, dass die Auseinandersetzung mit statistischen Inhalten in einer schülerzentrierten Arbeitsform die Verstärkung des Selbstkonzepts und des Interesses bezogen auf den Bereich Statistik bewirkte – unabhängig von unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten der Treatments. Insbesondere Schüler, die bereits zum Zeitpunkt des Vortests über relativ hohe Kompetenz im Bereich Statistik verfügten, konnten durch die Intervention in ihrem statistikbezogenen Selbstkonzept und tendenziell auch in ihrem Interesse gefördert werden. Dieses Ergebnis unterstreicht die wechselseitige Beziehung zwischen Leistungs- und motivationalen Variablen und somit die Bedeutung der Förderung beider Bereiche durch geeignete Materialien.
Durch die Untersuchung von statistikbezogener Kompetenz, Sichtweisen auf Variabilität und motivationalen Variablen im Verlauf einer Intervention nimmt die vorliegende Dissertation eine breite Perspektive an Lernervariablen im Bereich Statistik in den Blick. Mit dieser Herangehensweise wird der Tatsache Rechnung getragen, dass schulischer Unterricht nicht nur auf den Aufbau von Kompetenz abzielen sollte, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden, die wiederum Lernprozesse determiniert, von wesentlicher Bedeutung ist. Die vorliegenden Ergebnisse liefern über eine Verbreiterung der fachdidaktischen Basis hinaus eine evidenzbasierte Einschätzung, inwiefern die untersuchten Variablen durch die Auseinandersetzung mit schülerzentrierten Lernmaterialien, wie sie im Rahmen dieser Studie entwickelt wurden, gefördert werden können.
„Der bilinguale Unterricht breitet sich europaweit immer stärker aus (vgl. Eurydice, 2006). Empirisch weitestgehend gesichert ist, dass sich diese Unterrichtsform positiv auf die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden auswirkt (vgl. Dallinger et al., zur Veröffentlichung eingereichtes Manuskript (b); Köller et al., 2012; Nold et al., 2008). Wenig erforscht sind hingegen die Auswirkungen auf den sachfachlichen Kompetenzzuwachs (vgl. Hollm et al., 2013b: 8; Bonnet & Dalton-Puffer, 2013: 273), obwohl der ein gleichbedeutendes Ziel darstellt (vgl. Eurydice, 2006: 7). Weiterhin fehlen Studien, die die Effekte des bilingualen Unterrichts an anderen Schularten als dem Gymnasium in den Blick nehmen (vgl. Küppers & Trautmann, 2013: 291f.). Dabei ist eine zunehmende Implementierung dieser Unterrichtsform v. a. an Realschulen zu beobachten (vgl. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, o. J.a). Ziel der Arbeit war es deshalb herauszufinden, wie sich der bilinguale naturwissenschaftliche Unterricht an Realschulen auf die sachfachlichen Kompetenzen (Wissenszuwachs und motivationale Orientierungen; vgl. Weinert, 2001: 27f.) der Lernenden an Realschulen auswirkt. Dabei wurde die potentiell moderierende Wirkung des Geschlechts sowie der sprachlichen und sachfachlichen Kompetenzen untersucht.
(…I)n interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen pädagogischen Psychologen und Vertretern der Fachdidaktiken Englisch und Naturwissenschaften (wurde) ein längsschnittlich angelegtes randomisiertes kontrolliertes Feldexperiment entwickelt und durchgeführt. Dabei wurden 30 Realschulklassen der Klassenstufe 6 (N = 722) randomisiert der deutsch- bzw. englischsprachigen Bedingung zugeteilt. Die Unterrichtsintervention bestand aus einer moderat-konstruktivistischen Unterrichtseinheit zum Thema „Schwimmen und Sinken“ (vgl. Möller, 2005), die sich über fünf Doppelstunden erstreckte. Alle Klassen wurden von derselben Lehrkraft unterrichtet und im Vorfeld der Studie, im Anschluss an jede der unterrichteten Doppelstunden, direkt nach der Intervention und sechs Wochen später befragt.
(Es …) zeigte sich zunächst, dass die bilingual unterrichteten Lernenden direkt nach der Unterrichtsintervention im sachfachlichen Wissenstest signifikant niedrigere Werte erzielten als die monolinguale Vergleichsgruppe. Dieser Effekt verringerte sich zwar durch die Aufnahme verschiedener Kontrollvariablen ins Modell (…), er blieb aber weiterhin signifikant (Studie 1). (…)
Außerdem konnte in der vorliegenden Studie kein signifikanter Unterschied zwischen den Unterrichtsbedingungen in der Behaltensleistung vom Post- zum Follow-up-Test identifiziert werden. Eine qualitativ bessere Informationsverarbeitung, die Untersuchungen sowohl bei zweisprachig aufwachsenden Kindern in natürlicher Umgebung (vgl. Bialystok & Martin, 2004; Bialystok, 1999) als auch bei Schülerinnen und Schülern, die am bilingualen Unterricht teilnehmen (vgl. Heine, 2010b; Wannagat, 2013; Koch, 2005), bereits nachgewiesen haben, kann aus den vorliegenden Ergebnissen nicht abgeleitet werden. (…)
Mit Hinblick auf wichtige motivationale Konstrukte (Kompetenzerleben, Angst, intrinsische Motivation und kognitive Mitarbeit) verdeutlichen die Analysen, dass es mit der realisierten Unterrichtsintervention sowohl im monolingualen als auch im bilingualen Unterricht gelang, die Lernenden auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau zu motivieren. Dennoch zeigten sich in Bezug auf das Kompetenzerleben und die empfundene Angst – wie zuvor schon beim Wissenszuwachs – signifikante Vorteile zugunsten der monolingual unterrichteten Versuchsgruppe. Auch diese Effekte wurden nach der Aufnahme von Kontrollvariablen (…) geringer, blieben jedoch statistisch bedeutsam. Für die abhängigen Variablen intrinsische Motivation und kognitive Mitarbeit konnten keine statistisch bedeutsamen Befunde ermittelt werden. Tendenziell zeigten sich aber auch hier Nachteile für die bilingualen Lernenden (Studie 3). (…)
Was die moderierende Wirkung des Geschlechts betrifft, so konnten weder für den Wissenszuwachs noch für die Motivationsentwicklung statistisch bedeutsame Effekte identifiziert werden (Studien 2 und 3). (…) Die Hoffnung, wonach es mit dem bilingualen naturwissenschaftlichen Unterricht (…) gelingen könnte, Mädchen an die Naturwissenschaften heranzuführen (vgl. Schenk, 2004: 285), kann also nicht bestätigt werden.
Auch die sprachlichen Kompetenzen moderierten den sachfachlichen Lernzuwachs und die Motivationsentwicklung im bilingualen Unterricht weniger als erwartet. Lediglich Lernende mit einem hohen Englischselbstkonzept erzielten in beiden Unterrichtsbedingungen vergleichbare Wissenszuwächse. Gleiches galt für Lernende mit einer hohen Englischleistung und einem hohen Englischselbstkonzept bezüglich des Kompetenzerlebens (Studien 2 und 3). Anders als bei Cummins (1979b), Marsh et al. (2000) und Farrell (2011) war es in der vorliegenden Studie nicht so sehr die objektive Englischleistung der Lernenden, sondern vielmehr das Englischselbstkonzept, also das Vertrauen in die eigenen Englischfähigkeiten, das sich positiv auf die Kompetenzentwicklung im bilingualen Unterricht auswirkte.
Bezüglich der Moderation der Ergebnisse durch die sachfachlichen Kompetenzen zeigt die vorliegende Arbeit, dass sich bei Jungen ein hohes physikalisches Vorwissen im bilingualen Unterricht signifikant schlechter auf den Wissenszuwachs auswirkt als im monolingualen Setting. Gleiches gilt für die Wirkung eines hohen naturwissenschaftlichen Interesses bei Lernenden, die über ein ausgeprägtes thematisches oder physikalisches Vorwissen verfügen. Wie schon bei Abendroth-Timmer (2007) zeigte sich außerdem, dass sachfachorientierte Lernende Einbußen bezüglich der Motivation erfahren. Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Selbstkonzept oder einem hohen Interesse in den Naturwissenschaften arbeiteten im bilingualen Unterricht signifikant weniger kognitiv mit (Studien 2 und 3).“
Auszug aus der Dissertation, S. 151ff.
Die Interdisziplinäre Frühförderung sieht sich insbesondere seit der Jahrtausendwende mit
diversen Veränderungen konfrontiert. Aus diesem Grunde ist eine explorativ angelegte Studie zu dem Stand, den neueren Entwicklungen und den Zukunftsaussichten in diesem Arbeitsfeld durchgeführt worden, deren Kern eine Fragebogenerhebung darstellt.
Dabei sind die Einschätzungen der Fachkräfte in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein zu Themen wie Arbeitsbelastungen, positive und negative Wirkfaktoren, „Essentials“ der Arbeit oder auch Anerkennung auf breiter Basis ermittelt worden.
Zudem beinhaltet diese Arbeit einen ausführlichen theoretischen Teil. Thematisiert werden darin u. a. rechtliche wie politische Hintergründe, die Terminologie oder auch Ziele und Arbeitsprinzipien. Eine aktualisierte Kategorisierung der Teilsysteme der Interdisziplinären Frühförderung erfolgt ebenfalls.
Auch wenn der Datensatz nicht ganz aktuell ist, sind viele ermittelte Erkenntnisse dieser bisher größten deutschsprachigen Studie in diesem Arbeitsfeld (Stand: 2017) auch in der heutigen Diskussion relevant.
Forschungsarbeiten zeigen, dass negative gruppenbasierte Einstellungen zu diskriminierendem Verhalten und zu sozialen Distanzen führen können, die unter anderem systematisch mit Ungleichheiten im Zugang zu Bildung und in Bildungsprozessen verbunden sein können. Das zentrale Anliegen dieser Arbeit ist es daher, die schulischen Möglichkeiten zu überprüfen, um eine Lernumgebung zu schaffen, in der Fähigkeiten und Fertigkeiten optimal entwickelt werden können. Dazu werden im ersten Manuskript Forschungsergebnisse zu Bildungsbenachteiligungen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusammengefasst und Theorien der Einstellungsänderung sowie Evaluationsbefunde von einstellungsfokussierten Interventionen vorgestellt. Um die Effekte von Interventionsstudien zu quantifizieren, wurde auf der Grundlage expliziter Kriterien eine Metaanalyse von Interventionen durchgeführt, die in den letzten zwei Dekaden mit dem Ziel einer Einstellungsänderung bei Schülerinnen und Schülern in Schulen durchgeführt wurden (zweites Manuskript). Die Ergebnisse zeigen, dass in der Schule durch gut konzipierte und theoretisch fundierte Programme eine Einstellungsänderung bewirkt werden kann. Auf der Grundlage dieser Befunde wurde eine Intervention mit Erstklässlern entwickelt, in der die metaanalytisch nachgewiesenen günstigen Bedingungen umgesetzt und überprüft wurden (drittes Manuskript).