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Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine quantitative und qualitative Untersuchung des bilingualen deutsch-englischen Sachfachunterrichts (Geographie) unter den Auswirkungen des Einsatzes von Medien. Dazu werden die Einflüsse von digitalen Medien in Form von Interaktiven Whiteboards und analogen Medien in Form von Tageslichtprojektoren auf die unterrichtliche Interaktion verglichen. Im Mittelunkt des Erkenntnisinteresses stehen die Menge und die Qualität der mündlichen Äußerungen der Schülerinnen und Schüler unter dem Einfluss von Medien sowie die Menge, Qualität und Art der Verwendung der eingesetzten Medien und entsprechenden Materialien.
Die Grundlage für die Datenerhebung besteht aus der Videographie von zwei Unterrichtseinheiten aus jeweils acht Unterrichtsstunden an Realschulen in Baden-Württemberg als einer nicht-gymnasialen Schulform im Fach Geographie. Die Datenerhebung wurde mit Hilfe von in der explorativ-interpretativen Forschung und sozialen Forschung häufig verwendeten Forschungsinstrumenten durchgeführt: mit der Videographie, der teilnehmenden Beobachtung (Feldnotizen) und zusätzlich dem Verfahren der Triangulation.
Zum Abschluss werden aus den Erkenntnissen der vorliegenden Arbeit Implikationen für die Schul- und Unterrichtspraxis abgeleitet sowie Forschungsperspektiven zum bilingualen Sachfachunterricht mit digitalen Medien eröffnet.
This paper tries to answer the question whether the promising Content and Language Integrated Learning (CLIL) teaching method also has positive effects on the pragmatic competences of CLIL students compared to their peers in mainstream English as a Foreign Language (EFL) classrooms. To avoid deviances caused by other factors external to the teaching method, only students who have a similar language background were selected for the study by means of a questionnaire. Data on the articulations of requests, thanks, complaints, apologies, invitations, refusals and advice was collected during videotaped English role plays and role enactments. After the role plays/role enactments, students were interviewed about their performance and were given German Discourse Completion Tests (DCTs) to allow a comparison between respective articulations in their L1 and L2. Furthermore, teachers were questioned about the speech acts they used in CLIL and EFL classes and their judgements about the students’ possible activities.
Bilingualer Sachfachunterricht wird in Deutschland bereits seit 1969 in Form fest etablierter Züge an Gymnasien angeboten. Insbesondere seit dem Jahrtausendwechsel erlebte diese Unterrichtsform einen regelrechten Boom und wurde in den meisten Bundesländern systematisch und flächendeckend ausgebaut (KMK, 2013: 3-5). Parallel zu diesen Entwicklungen entstand, überwiegend im Bereich der Fremdsprachendidaktik, eine rege Forschungstätigkeit, die zu zahlreichen Publikationen führte. Dennoch bedarf es nach wie vor an inhaltlich umfassenden und forschungsmethodisch adäquat durchgeführten Studien zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts (Rumlich, 2014a; Bonnet, 2012; Pérez-Cañado, 2012; Bruton, 2011; Costa & D’Angelo, 2011). Dies stellt das Ziel der vorliegenden Arbeit zu deutsch-englischem bilingualen Geschichtsunterricht dar. Hierfür fand in Anlehnung an Helmkes (2012) Angebots-Nutzungs-Modell eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Fremdsprachen- und Sachfachdidaktik sowie der empirischen Bildungsforschung statt. Mithilfe der Integration bisheriger Erkenntnisse, spezifischer Überlegungen und methodischer Vorgehensweisen der jeweiligen Wissenschaftsdomänen wurden die Effekte dieser Unterrichtsform auf die Entwicklung der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der bilingual unterrichteten Lerner unter Berücksichtigung verschiedenster Schüler- und Klassenmerkmale untersucht sowie die Wirksamkeit spezifischer methodisch-didaktischer Unterrichtsaspekte in Bezug auf die Schülerleistungen bestimmt. Dies erfolgte innerhalb der folgenden empirischen Teilstudien.
Teilstudie I.A untersuchte mögliche Unterschiede in den Lernausgangslagen zwischen 703 bilingual und 1103 einsprachig unterrichteten Achtklässlern zu Beginn des bilingualen Geschichtsunterrichts, die sich aufgrund schulischer Auswahlprozesse im Zusammenhang mit dem Besuch eines bilingualen Zugs ergeben haben könnten (Zydatiß, 2007: 70; Bredenbröker, 2000: 50). Solche unterschiedlichen Voraussetzungen müssen bei längsschnittlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit des bilingualen Unterrichts berücksichtigt werden, um dessen Effekte bestmöglich isolieren zu können. Hierfür wurden die Daten der bilingual unterrichteten Lerner mit den Daten von zwei Vergleichsgruppen verglichen: einsprachig unterrichtete Schülerinnen und Schüler aus den Parallelklassen der Bilingualklassen sowie aus Schulen ohne bilinguales Unterrichtsangebot. Die Analysen ergaben Vorteile zugunsten der bilingual Unterrichteten in ihrem sozioökonomischen Status, den verbalen kognitiven Grundfähigkeiten sowie in der Motivation und im Vorwissen in Englisch und in Geschichte. Bezüglich figuraler kognitiver Grundfähigkeiten zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern. Dasselbe traf auf kleinere Unterschiede zwischen den beiden einsprachig unterrichteten Vergleichsgruppen zu.
Teilstudie I.B befasste sich anknüpfend an die Befunde aus Teilstudie I.A mit möglichen Selektionseffekten bilingualer Züge und beantwortete die Frage, ob sich die erwarteten Leistungsvorteile bilingual unterrichteter Schülerinnen und Schüler in Englisch durch deren möglicherweise günstigeren Lernvoraussetzungen erklären lassen (Rumlich, 2013: 184; Bruton, 2011). Hierfür wurden die in Teilstudie I.A analysierten Aspekte sowie weitere Unterschiede zwischen den Schülergruppen bezüglich der Bildungsnähe des Elternhauses berücksichtigt. Die Analyse der Daten der 703 bilingual und 659 einsprachig unterrichteten Lerner aus Schulen mit bilingualem Zug ergab, dass sich die Vorteile der bilingual Unterrichteten in den Englischleistungen deutlich verringerten, was auf Selektionseffekte zu deren Gunsten verweist. Es bestanden aber dennoch weiterhin Vorteile in Höhe von mindestens eineinviertel Schuljahren fort.
Teilstudie II untersuchte auf Basis von verschiedenen Zweitspracherwerbstheorien und kognitionspsychologischen Erkenntnissen (Adesope, Lavin, Thompson & Ungerleider, 2010; Gass & Mackey, 2007; Krashen & Terrell, 2000; Krashen, 1985; Cummins, 1979) die Kompetenzentwicklung von 30 bilingual unterrichteten Klassen (703 Lerner) in Englisch und Geschichte im Verlauf der 8. Klassenstufe und verglich diese mit der Kompetenzentwicklung von 45 einsprachig unterrichteten Schülergruppen (1103 Lerner). Hierbei wurden in Anknüpfung an die Befunde aus den Teilstudien I.A und I.B mögliche Unterschiede zwischen bilingual und einsprachig unterrichteten Klassen berücksichtigt, und zwar in den durchschnittlichen Vorkenntnisständen, klassenbezogenen Lernvoraussetzungen sowie in der Unterrichtsqualität in Englisch und Geschichte und in Lehrermerkmalen. Die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Gruppen verlief im Hörverstehen deutlich positiver als bei den einsprachig unterrichteten Klassen. Bilingual Unterrichtete verbesserten diese Englischkompetenz also merklich stärker. Die Entwicklung der allgemeinen englischen Sprachfähigkeit sowie die Aneignung von Sachwissen in Geschichte hingegen verliefen im Verlauf des Schuljahres vergleichbar zwischen den Schülergruppen.
Teilstudie III befasste sich in Anlehnung an Prinzipien und Theorien des Fremdsprachenerwerbs (Gass & Mackey, 2007; Krashen, 1985; Cummins, 1979; Butzkamm, 1973) mit der Wirksamkeit des Einsatzes von Mutter- und Fremdsprache hinsichtlich der Schülerkompetenzen im bilingualen Unterricht. Somit wurde untersucht, wie spezifische methodisch-didaktische Merkmale dieser Unterrichtsform die Leistungsentwicklung der bilingual unterrichteten Klassen bedingten unter gleichzeitiger Kontrolle von sozioökonomischem Status, Motivation und Vorkenntnisstand im Klassendurchschnitt. Die Auswertung der längsschnittlich erhobenen Daten von 30 bilingual unterrichteten achten Klassen (703 Lerner) und deren Lehrkräften ergab, dass ein verstärkter Englischinput durch die Lehrkraft mit günstigen Entwicklungen der Englisch- sowie Geschichtskompetenzen der Schülergruppen einherging. Dasselbe traf auf den planvollen Miteinbezug der Muttersprache, insbesondere bei der Einführung neuer Fachtermini, zu. Ein großer englischer Redeanteil seitens der Schülerinnen und Schüler hingegen ging mit negativeren Leistungsentwicklungen einher.
In der Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst und deren forschungsmethodisch bedingte Bedeutung aufgezeigt. Anschließend wurden Implikationen für die Schul- und Unterrichtspraxis abgeleitet sowie Forschungsperspektiven für zukünftige Untersuchungen zur Wirksamkeit bilingualen Unterrichts eröffnet.
In the last three decades many research studies focused on the topic of multiple representations and their role for learning mathematics. As a result, there is a broad consensus in the scientific community that dealing with multiple representations in the mathematics classroom is a highly relevant matter. However, research addressing the role of the teachers in this context is still scarce. Consequently, this dissertation study raises the question of how much teachers know about and acknowledge this key role of multiple representations for the mathematics classroom. To this end, not only different aspects of teachers' specific professional knowledge and their views were investigated, but also their noticing of changes of representations in instances of student-teacher interaction, which can be seen as a theme-specific noticing. Using a multi-layer model of professional knowledge, this study addresses in particular questions of how such specific aspects of professional knowledge are interrelated and what components of knowledge and views play a role for the teachers' theme-specific noticing.
These research interests were addressed in the scope of three substudies, each of them including two different subsamples (English pre-service teachers/German pre-service teachers, pre-service teachers/in-service teachers, respectively in-service teachers at academic track secondary schools/in-service teachers at secondary schools for lower attaining students), in order to explore the possible roles of cultural background, teaching experience, and school types.
The different aspects of specific professional knowledge and views were assessed by means of a questionnaire instrument. For eliciting the teachers' theme-specific noticing, vignette-based questions were implemented. The data was analyzed mainly by quantitative methods, was however complemented by a qualitative in-depth analysis focusing on how the teachers' theme-specific noticing was informed by different components of their professional knowledge.
The results of this study suggest that the participants did not fully understand the key role of multiple representations for learning mathematics in the sense of their discipline-specific signicance and thus indicate specific needs for teacher education and professional development. Differences between the subsamples of teachers became apparent especially regarding the teachers' more situated professional knowledge and their noticing with respect to dealing with multiple representations. Furthermore, the findings of this study underpin the assumption that within the spectrum between teachers' situated and global professional knowledge and views regarding dealing with multiple representations, different components may be distinguished and suggest that in particular all of these components may play a role for teachers' theme-specific noticing.
Fragestellungen zur Konzeptualisierung und Messung professionsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften stellen ein hochaktuelles Thema in der mathematikdidaktischen Forschung dar (z.B. Kunter et al., 2013; Kaiser et al., 2015). Trotz unterschiedlicher Ansätze in diesem Bereich besteht weitgehend Konsens darüber, dass Kompetenzen die persönlichen Voraussetzungen zur erfolgreichen Bewältigung berufsspezifischer situationaler Anforderungen beschreiben (Baumert & Kunter, 2013) und prinzipiell erlernbar und vermittelbar sind (Weinert, 2001b). Es gibt jedoch keine „Kompetenz“ per se, da die Beschreibung einer solchen stets einen relevanten berufsspezifischen Kontext voraussetzt (Hartig, 2008). Der Ausgangspunkt zur Beschreibung und Definition einer professionsbezogenen Kompetenz für Lehrkräfte sind folglich die beruflichen Anforderungen, die Lehrkräfte erfüllen müssen, um in Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern die Lerngelegenheiten bereitzustellen, die verständnisvolle Lernprozesse ermöglichen (Lindmeier, 2011; Koeppen et al., 2008; Baumert & Kunter, 2013). Für Mathematiklehrkräfte wurde der Umgang mit vielfältigen Darstellungen als eine solche zentrale Anforderung beschrieben (Hill, Schilling & Ball, 2004; Ball, Thames & Phelps, 2008). Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass hierbei die Wechsel zwischen unterschiedlichen Darstellungsformen komplexe kognitive Prozesse erfordern und oftmals für viele Schülerinnen und Schüler zu einer Lernhürde werden (z.B. Ainsworth, Bibby & Wood, 1998; Duval, 2006; Ainsworth, 2006). Lehrkräfte benötigen daher spezifisches Wissen in diesem Bereich, um die Lernenden bei Darstellungswechseln unterstützen zu können (Duval, 2006; Mitchell, Charalambous & Hill, 2014; Dreher & Kuntze, 2015a, b). Lehrkräfte müssen jedoch auch in der Lage sein, Unterrichtssituationen zum Umgang mit Darstellungen zu analysieren, also Beobachtungen in Unterrichtsituationen mit diesem Wissen zu verknüpfen, um potentiell schwierige Darstellungswechsel erkennen zu können (Friesen, Dreher & Kuntze, 2015; Friesen & Kuntze, 2016). Es besteht weitgehend Konsens darüber, dass diese Analyse von Unterrichtssituationen eine wesentliche Voraussetzung dafür darstellt, dass Lehrkräfte überhaupt passende Lernangebote und Hilfestellungen zur Verfügung stellen können (z.B. Sherin, Jacobs & Philipps, 2011; Schoenfeld, 2011; Santagata & Yeh, 2016). Dennoch bleibt in aktuellen Konzeptualisierungen professionsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften das Analysieren von Unterrichtssituationen im Hinblick auf potentiell hinderliche Darstellungswechsel weitgehend unberücksichtigt (z.B. Baumert & Kunter, 2013; Kaiser et al., 2015). Im Rahmen dieser Studie wird daher ein solches fachdidaktisches Analysieren von Unterrichtssituationen als wichtige professionsbezogene Kompetenz von Mathematiklehrkräften beschrieben. Da es bislang kaum empirische Studien gibt, in denen eine solche Kompetenz untersucht wurde, soll somit auch ein Beitrag zur Messung fachdidaktischer Analysekompetenz geleistet werden.
Um Kompetenzen von Lehrkräften unterrichtsnah zu erfassen, gelten vignettenbasierte Erhebungen als besonders geeignet (Kaiser et al., 2015; Blömeke, Gustafs-son & Shavelson, 2015). Entsprechend wurde im Rahmen dieser Studie ein vignettenbasiertes Testinstrument mit sechs Unterrichtssituationen aus dem Bereich Bruchrechnung (Klasse 6) entwickelt, in welchen der Umgang mit Darstellungswechseln eine zentrale Rolle spielt. Bislang gibt es wenige Untersuchungen dazu, welche Rolle unterschiedliche Vignettenformate für die Auseinandersetzung mit Unterrichtsvignetten (z.B. für die wahrgenommene Authentizität) und die Analyse zum Umgang mit vielfältigen Darstellungen spielt, dasselbe gilt für unterschiedliche Frageformate. Da die spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Vignet-tenformate und Frageformate bei der Kompetenzmessung jedoch durchaus eine Auswirkung auf die Schwierigkeit der Items haben können (Hartig, 2008), sind Untersuchungen hierzu im Rahmen dieser Studie von besonderem Interesse. Um dem beschriebenen Forschungsinteresse nachzugehen, wurde jede der sechs Un-terrichtssituationen im Testinstrument in drei Formaten (Text, Comic, Video) umgesetzt und offene sowie geschlossene Frageformate zur Analyse des Umgangs mit Darstellungen in den Unterrichtssituationen vorgelegt. Das beschriebene Testinstrument bearbeiteten N = 298 Lehramtsstudierende, Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter sowie praktizierende Lehrkräfte. Die erhaltenen Daten wurden mit Raschmodellen analysiert, um die Qualität der vorgenommenen Kompetenzmessung zu prüfen (Bond & Fox, 2015).
Die Ergebnisse belegen eine gute Auseinandersetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Vignetten in allen drei Formaten (Text, Comic, Video), wodurch eine wichtige Voraussetzung für die Analyse der vorgelegten Unterrichtssituation gegeben war. Es zeigte sich, dass fachdidaktische Analysekompetenz zum Umgang mit Darstellungen unabhängig von den eingesetzten Vignetten-formaten (Text, Comic, Video) als eindimensionales Konstrukt modelliert werden kann. Während die drei unterschiedlichen Vignettenformate keinen systemati-schen Einfluss auf die Analyse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Umgang mit Darstellungen zeigten, wurde nachgewiesen, dass die Items aus den geschlossenen Formaten systematisch leichter zu beantworten waren. Die Analyseergebnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen auf eine eher niedrige Ausprägung fachdidaktischer Analysekompetenz zum Umgang mit vielfältigen Darstellungen schließen, da potentiell problematische Darstellungswechsel in den Unterrichts-vignetten häufig nicht erkannt wurden. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass die drei Vignettenformate Text, Comic und Video vergleichbar zur Erhebung fachdidaktischer Analysekompetenz zum Umgang mit vielfältigen Darstellungen geeignet sind.
Die Dissertation befasst sich mit dem bislang wenig erforschten Themenfeld der Nutzbarmachung von Bilderbüchern zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Elementarbereich.
Angesichts der sich zuspitzenden, prekären Weltlage der Menschheit (Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Welthunger, Energiekrise, globale Ungerechtigkeit etc.) einerseits und den intensiven Maßnahmen zur Ausweitung des Bekanntheitsgrades des BNE-Konzepts, z.B. im Zuge der BNE-Weltdekade (2005 bis 2014) und dem nachfolgendem UNESCO-Weltaktionsprogramm (ESD for 2030) andererseits ist es verwunderlich, dass in den elementarpädagogischen Handlungskonzepten zur BNE das substanzielle Bildungspotenzial von qualitativ hochwertigen Bilderbüchern zu Themen der Nachhaltigkeit in den zurückliegenden Jahren nur eine sehr randständige Beachtung gefunden hat.
Daher wurde in Teil A der Forschungsarbeit der Frage nachgegangen, inwiefern Bilderbücher zu Themen einer nachhaltigen Entwicklung (kurz: Bilderbücher zur BNE) in Fachrezensionen und Empfehlungskatalogen für frühpädagogische Fachkräfte aufgenommen und welche konkreten Inhalte zur Nachhaltigkeit in den rezensierten Bilderbüchern aufgegriffen wurden. Das Analysesample dieser Rezensionsstudie umfasste alle Bilderbuchtitel aus vier maßgeblichen, deutschsprachigen Publikations- bzw. Rezensionsorganen von 2005 bis 2018 (z.B. 1001 Buch, Nominierungslisten zum Deutschen Jugendliteraturpreis). Insgesamt konnten aus 4771 Rezensionen zu kinder- und jugendliterarischen Werken 1245 Rezensionen zu Bilderbüchern identifiziert werden. Diese wurden hinsichtlich inhaltlicher Bezüge zur BNE überprüft, wobei insgesamt 3.7 % der Bilderbücher im Sinne der angelegten Kriterien einen hinreichenden BNE-Bezug aufwiesen. Die mehrdimensional-komparative Feinanalyse von 60 nachhaltigkeitsspezifischen Bilderbüchern ergab, dass aus einem per Indexanalyse neu konstruiertem Themenspektrum von 105 BNE-Indexbegriffen 70.5 % der Themen nie oder nur selten in dieses ermittelte Bilderbuchkorpus aufgenommen wurden (z.B. Treibhauseffekt, Fossile Brennstoffe, Fair Trade) und signalisiert eine markante Ausblendung relevanter Nachhaltigkeitsthemen in den Bilderbüchern für Kinder bis zum Einschulungsalter. Im Kontrast hierzu konnte für eine geringe Zahl an Themen ein häufiger bis sehr häufiger Einbezug im Bilderbuch-Korpus eruiert werden (z.B. Umwelt- und Naturschutz, Artensterben, Lebensstil).
Da die anwendungsorientierte Forschungsarbeit auf die praktische Nutzbarmachung von Bilderbüchern zur BNE für die elementarpädagogische Arbeit der Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen abzielte, wurde in einer Pilotstudie ein neues Analyse- und Beurteilungsverfahren für Bilderbücher zur BNE (kurz: ABV Alpha-Version) entwickelt und in der praktischen Anwendung auf Bilderbücher zur BNE erprobt. Auf der Basis der hieraus ermittelten Interrater-Übereinstimmungen bei der Einstufung der Bücher hinsichtlich vier Empfehlungskategorien wurde eine optimierte und mit Blick auf die Praxisakzeptanz vereinfachte Beta-Version des ABVs entwickelt, welche im Sinnes eines Praxistests einer breiteren empirische Erprobung unterzogen wurde (Teil B der Forschungsarbeit). Hierzu wurden in Baden-Württemberg und Bayern insgesamt 28 Kindertageseinrichtungen zur Mitarbeit gewonnen, wobei 71 Fachkräfte in Tandems die Anwendung des ABVs (Beta-Version) erprobten. Dieses ABV besteht im Kern aus einem vierstufigem, konditional gestaffelten Analyseverfahren unter Einbezug eines Themenfächers und zwölf BNE-Kriterien, an dessen Ende eine transparente, intersubjektiv nachvollziehbare Empfehlungseinstufung des jeweiligen Bilderbuches erfolgt.
Ein weiterer Baustein der empirischen Praktikabilitätsstudie bestand in der Erprobung neuer didaktischer Ansätze für Bilderbücher zur BNE. Hierzu wurden Ansätze zum Philosophieren mit Kindern (PmK) und das Konzept des Sustained Shared Thinking (SST) dezidiert auf die Arbeit mit Bilderbüchern zur BNE bezogen und methodisch-didaktische Umsetzungen für die nachhaltigkeitsfokussierte Bilderbuchbetrachtung mit Kindern konzipiert. Die Fachkräfte erprobten jeweils einen der beiden didaktischen Zugänge und reflektierten ihre Erfahrungen mittels Video-Stimulated-Recall.
Als Format der Praktikabilitätsstudie wurde im Kontext der Coronavirus-Pandemie 2020 / 2021 eine modular aufgebaute Online-Fortbildung im Umfang von etwa 30 Zeitstunden gewählt, in welcher den Teilnehmenden nach der Einführung in die theoretischen Grundlagen von BNE und narratoästhetischer Bilderbuchanalyse die Anwendung der Instrumente und didaktischen Konzepte vermittelt wurde (mittels Demonstrationsmaterial und Praxismanual).
Die Praktikabilitätsstudie lieferte durchwegs hochsignifikante Ergebnisse in den sechs ausdifferenzierten Praktikabilitätskriterien des Verfahrens (Verständlichkeit, Praxisrelevanz, Effektivität, Handhabung, Unterstützungspotenzial und Adaptivität), welche die Praktikabilität des Verfahrens untermauern. Die Primärversion des entwickelten Empfehlungskataloges für Bilderbücher zu BNE wurde im Zuge der Einschätzungen der Fachkräfte angepasst, wobei statistische Maße der Beurteilerübereinstimmung sowie Reliabilitätsmaße als Kriterien verwendet wurden. Als Resultat steht den elementarpädagogischen Fachkräften ein 360 Seiten umfassender, validierter Katalog für Bilderbücher zur BNE zur Verfügung, welcher nach verschiedenen Kategorien (Altersgruppe, BNE-Schwerpunkt, Themen) die Suche nach geeigneten Bilderbüchern zur BNE unterstützen und die Bildungsarbeit zur Nachhaltigkeit in den Kindertageseinrichtungen befördern kann. Zugleich unterstützt er die Ausdifferenzierung der Fach- und Methodenkompetenzen der Fachkräfte hinsichtlich einer mehrdimensional-komparativen Bilderbuchanalyse und -beurteilung. Mit dem erprobten ABV und den didaktischen Konzepten können die Fachkräfte künftig auf empirisch überprüfte, praxisaffine Verfahren zugreifen, deren Umsetzung sie z.B. in Inhouse-Fortbildungen in das Gesamtteam transferieren und für BNE-bezogene Impulse zur Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen können.
Beide Teile der Forschungsarbeit schließen mit Methoden- und Ergebnisdiskussionen und darauf bezogenen Folgerungen ab. In Teil B werden zudem Konsequenzen für die Aus- und Fortbildung der frühpädagogischen Fachkräfte und der Lehrkräfte an den Ausbildungsschulen dargelegt. Weiterführende Forschungsfragen und Desiderata, z.B. zur entwicklungs- und rezeptionspsychologischen Forschung, sowie auf Veränderungen im Bilderbuchangebot im Kontext der medienwirksamen Fridays for Future - Bewegung seit Herbst 2019 wird abschließend hingewiesen.
Persönliche Empfehlungen und Mund-zu-Mund-Kommunikation sind zentral in der Informationsbeschaffung und im Entscheidungsprozess für den Besuch einer Kultureinrichtung. Immer mehr öffentlich getragene Theater möchten diese Ressource ihres bestehenden Publikums effektiver nutzen und rufen Projekte ins Leben, bei denen begeisterte und engagierte Theatergänger*innen in ihrem sozialen Umfeld Interesse, Vertrauen und Lust für Theater aufbauen sollen. Angesichts eines schrumpfenden, alternden und überwiegend homogenen Publikums von Theatern erhoffen sie sich damit bisherige Nichtbesucher*innen zu gewinnen, strukturelle Zugangsbarrieren abzubauen und konstruktives Feedback zum Theater von den Teilnehmenden zu erhalten. Johannes Maria Gerlitz geht der Frage nach, inwiefern die Theaterbetriebe dieses Audience Development-Instrument der sogenannten Theatermittler*innen in der Praxis wirklich strategisch einsetzen und ob es ihnen damit gelingt, Besucher*innen zu gewinnen und zu binden. Mit der Evaluationsmethode des CIPP-Modells zeigt er die Rahmenbedingungen, strategischen Herangehensweisen, Durchführungspraktiken und Wirkungen bei vier projektdurchführenden Theatern auf, die er in der Spielzeit 2020/21 begleitet hat. Zudem ermittelt er erforderliche Kompetenzen der Mittler*innen sowie Gelingensbedingungen der kommunikativen Interaktion zwischen Mittler*innen und anvisierten neuen Besucher*innen.
In westlichen, nordamerikanischen und asiatischen Kulturen gelten die vorunterrichtlichen Schülervorstellungen zu physikalischen Konzepten als gut erforscht. Die Ergebnisse der Studien deuten darauf hin, dass sich die vorunterrichtlichen Schülervorstellungen in diesen Kulturen sehr ähnlich sind (z. B. Scott et al., 2007). Die Frage nach möglichen kulturellen vorunterrichtlichen Unterschieden ist damit nicht abschließend entschieden, weil es bisher kaum Studien zu vorunterrichtlichen Schülervorstellungen in anderen als westlichen, nordamerikanischen und asiatischen Kulturen gibt. Die vorliegende Studie befasst sich deshalb mit vorunterrichtlichen Schülervorstellungen zu Wärme, Temperatur und Energie in Sub-Sahara-Afrika, genauer in Mosambik (Südost-Afrika). Mündliche und schriftliche Befragungen mosambikanischer Schülerinnen und Schüler in zwei Regionen in Mosambik in Klassenstufe 7 im Jahr 2017 zeigen im Vergleich mit Daten aus Deutschland als Vertreter der westlichen Kultur, dass die vorunterrichtlichen Schülervorstellungen zu Wärme, Temperatur und Energie bei mosambikanischen Schülerinnen und Schülern einerseits viele Ähnlichkeiten mit denen westlicher Schülerinnen und Schüler aufweisen, andererseits aber auch deutliche Unterschiede nachweisbar sind, die vermutlich in Unterschieden in der Alltagskultur und der Sprache begründet sind.
Entwicklung und Evaluation einer Lehrerfortbildung zur Unterrichtsplanung von Erarbeitungsphasen
(2019)
Die Dissertation stellt die Entwicklung und Evaluation einer zweistufigen Lehrerfortbildung für Mathematiklehrkräfte der Sekundarstufe I dar. Gegenstand der Fortbildung war die Unterrichtsplanung für Erarbeitungsphasen. Die Intervention zielte im Bereich des Professionswissens darauf ab, verständnisorientiertes Mathematiklernen durch geeignete Planungsüberlegungen initiieren zu können. Ein weiteres Ziel war, die mathematikunterrichtlichen Überzeugungen der beteiligten Lehrkräfte hin zu eher konstruktivistischen Überzeugungen weiterzuentwickeln.
Zentrale Ergebnisse auf der Entwicklungsebene sind ein funktionierendes Fortbildungsdesign, eine normative Konzeption von verständnisorientierter Unterrichtsplanung sowie ein neues Evaluationsinstrument für mathematikunterrichtliche Überzeugungen. Auf der Forschungsebene konnten Erkenntnisse über die Art und Weise der alltäglichen Unterrichtsplanung von Mathematiklehrkräften sowie über mögliche Lernverläufe und Lernhürden gewonnen werden. Darüber hinaus konnten erste Konsequenzen für die Lehrerbildung abgeleitet werden.