370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
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Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, wie Fachkräfte der Interdisziplinären Frühförderung in Baden-Württemberg die Anwendung bindungstheoretischer Kenntnisse einschätzen und wie bindungstheoretisches Wissen das Handeln in der Interdisziplinären Frühförderung beeinflusst. Es wurden zwei Forschungsfragen gestellt. 1. Was beeinflusst nach Einschätzung der Fachkräfte die Anwendung bindungstheoretischen Wissens in der Interdisziplinären Frühförderung?
Aus dieser Forschungsfrage resultieren die Hypothesen, dass je höher das Wissen und die Bedeutung bindungstheoretischer Kenntnisse eingeschätzt wird, desto höher auch die Anwendung eben dieser Kenntnisse angegeben wird. Zudem beziehen sich weitere Hypothesen auf die Unterscheidung von (heil-)pädagogischen und medizinischtherapeutischen Berufsgruppen. 2. Wie beeinflusst bindungstheoretisches Wissen das Handeln in der Interdisziplinären Frühförderung?
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde eine Studie nach dem Mixed-Methods Ansatz durchgeführt, in der quantitative und qualitative Methoden kombiniert wurden. Mittels einer Fragebogenerhebung wurden die Fachkräfte um Einschätzung zum Einfluss bindungstheoretischen Wissens gebeten.
Durch Interviewanalysen von Fachkräften der Interdisziplinären Frühförderung wurde untersucht, wie bindungstheoretisches Wissen das Handeln beeinflusst.
Im Ergebnis der Fragebogenerhebung zeigt sich, dass die Fachkräfte ihre Kenntnisse und die Bedeutung der Bindungstheorie großteils hoch einschätzen und der Meinung sind ihr Wissen häufig anzuwenden. In den qualitativen Ergebnissen zeigen sich hingegen mehr unspezifische bindungstheoretische Bezüge, wenn auch die Konzepte der Feinfühligkeit und der sicheren Basis und des sicheren Hafens als bedeutsam für den Kontext der Interdisziplinären Frühförderung eruiert werden konnten.
Die Ergebnisse zeigen eine Bedeutung und auch Anwendungsmöglichkeiten für den Bereich der Interdisziplinären Frühförderung, dass diese aber weiter theoretisch geschärft werden sollten, um ins praktische Handeln übertragen werden zu können.
Angesichts der pandemiebedingten Schulschließung in Deutschland im Frühjahr 2020 hatte COVID-19 offensichtlich negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Es gibt jedoch keine Hinweise auf die spezifischen Probleme von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf bei emotionalen und Verhaltensstörungen (E/BD) während oder nach dem Schullockdown. Somit schließt diese Studie die Lücke. In die Analyse wurde eine Stichprobe von 173 Studierenden aus ganz Deutschland eingeschlossen. Die Schülerinnen und Schüler wurden von ihren Lehrkräften in einer Online-Befragung über einen standardisierten Lehrerberichtsbogen hinsichtlich emotionaler und verhaltensbezogener Probleme und Kompetenzen sowie Inklusionswahrnehmungen bewertet. Mehrere Prädiktoren auf Schüler- und Lehrerebene wurden in einer schrittweisen Regressionsanalyse angewendet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Schulschließung E/BD nur geringfügig beeinträchtigte, mit kleinen Unterschieden zwischen den Studentengruppen. Die stärkste Vorhersagevariable war die psychosoziale Situation der Studierenden. Daher sollte die psychosoziale Situation der Schüler von Lehrern und Schulpsychologen überwacht werden, um während des Lockdowns ausreichend Unterstützung zu bieten.
Access to club sports is still not a given for children with ID. Parents and children report numerous structural and social barriers to accessing mainstream sports. Sports clubs, on the other hand, want to include this group of people, but often do not know how to do it. Using a community-based approach, children with intellectual disabilities (8–15 years) and their parents were given the opportunity to participate in an 8-week sports program in four mainstream clubs organized by a self-help organization for people with intellectual disabilities. Focus groups were conducted with all participants (parents, children, and club representatives) before and after the program and evaluated by means of a thematic analysis. The children rated participation very positively and only very occasionally reported that they had been excluded. The parents confirmed this experience, but were nevertheless more critical in their assessment. Outside the research context of this study, the sports clubs hardly provided good support, which can also be deduced from previous negative experiences of the parents. The sports clubs themselves received valuable information about what their failings were: sufficiently available and qualified staff, better access to sports facilities, and a wider range of inclusive groups are needed. On the other hand, there was hardly any prejudice on the part of the non-disabled club members towards the new members with ID, which was evaluated extremely positively, albeit surprisingly, by the sports clubs
Das Mentalisierungskonzept erfreut sich in klinischen Zusammenhängen zunehmender Popularität. Hierbei repräsentiert die Mentalisierungsfähigkeit – definiert als die Kapazität, Verhaltensweisen auf Basis von psychischen Zuständen wahrnehmen und bedenken zu können – einen wichtigen Aspekt psychischer Gesundheit. Dem theoretischen Entwicklungsmodell folgend ist die Ausprägung der Mentalisierungsfähigkeit maßgeblich von Beziehungserfahrungen in sensiblen Entwicklungsstadien abhängig. Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder Intelligenz wird hingegen eine untergeordnete Bedeutung zugesprochen. Inwieweit die Mentalisierungsfähigkeit und das Mentalisierungsinteresse als gesundheitsrelevante Aspekte mit den als „Big Five“ bekannten Persönlichkeitsdimensionen assoziiert sind, wurde bis heute unzureichend untersucht.
An Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung führen Schülerinnen und Schüler nur selten naturwissenschaftliche Experimente durch. Die Gründe dafür sind vielfältig: von fehlenden passgenauen Lernangeboten bis hin zur allgemeinen Skepsis bezüglich der erforderlichen Experimentierkompetenz seitens der Zielgruppe. Im Sinne eines inklusiven Ansatzes sollte jedoch das Ziel sein, allen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von ihren persönlichen Lernvoraussetzungen – die Möglichkeit zu eröffnen, an naturwissenschaftsbezogenen Bildungsangeboten partizipieren zu können. Im Rahmen des Beitrags wird ein Projekt vorgestellt, in dem über ein Jahr hinweg regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung experimentiert wurde. Die Auswertung des genutzten systematischen Beobachtungsbogens zeigt, dass diese Schülerschaft an naturwissenschaftlichen Experimenten partizipieren und ihre experimentelle Kompetenz stetig ausbauen kann.
In diesem Artikel wird ein theoretisch und empirisch fundiertes integriertes Rahmenmodell der Führungsrolle des Schulleiters für inklusive Bildung vorgestellt und diskutiert. Führung wird vielfach als Schlüsselfaktor für den Erfolg inklusiver Bildung diskutiert. Zu dieser Thematik bedarf es weiterer systematischer Forschungsanstrengungen, insbesondere im Kontext des deutschen Schulwesens. Diese Studie analysiert die Führungsrollen von Schulleitern in einem Bundesland. Es wurden Interviews mit fünfzehn Schulleitern von Schulen geführt, die mit der Umsetzung inklusiver Bildung beauftragt sind. Erkenntnisse aus der qualitativen Inhaltsanalyse zeichnen ein komplexes Bild, das in einem integrierten Rahmenmodell zusammengefasst wird. Dieses Modell befasst sich mit (1) dem mehrstufigen hierarchischen Charakter des Schulsystems und (2) der Rolle des sozialen Diskurses bei der Gestaltung der Perspektiven der Schulleiter. Dieses Modell integriert verschiedene theoretische Ansätze wie das Vier-Rahmen-Modell der Führungsorientierung, die Theorie der Rekontextualisierung und die Bildungssteuerung, um die Hauptführung und ihren Beitrag zur inklusiven Bildung zu beschreiben.
Mit der Bereitstellung eines Rasters zur Differenzierung individueller Lern- und Arbeitstätigkeiten wird der Praxis der beruflichen Ersteingliederung ein Analyseinstrument an die Hand gegeben. Den theoretischen Hintergrund für das Forschungsprojekt liefern tätigkeitstheoretische Zugänge. Mit dem gewählten Forschungsdesign wird eine Analyse des individuellen Tätigkeitssystems möglich, das Störungen erklären und die Verhältnisse zwischen Subjekt und Gemeinschaft beschreiben kann. Der gewählte Ansatz kann mit einem subjektwissenschaftlichen Interesse das Tätigkeitssystem hinsichtlich Störungen und Probleme analysieren. Dies stellt jedoch nicht den Abschluss, sondern den Beginn von Forschung dar. Die Anbieter von Unterstützungsleistung der beruflichen Rehabilitation sind Teil der kollektiven Tätigkeit, deren System erst analysiert werden müsste.
In der Arbeit wird – scheinbar isoliert – die Funktion eines einzelnen Organs untersucht. Diese Fokussierung des Untersuchungsgegenstandes führt jedoch nicht zu einer mechanistischen Betrachtungsweise sondern führt zu einer Vielzahl sonderpädagogisch relevanter Fragestellungen, z.B. der Gewährleistung der physischen Homöostase durch Nahrungsverarbeitung, dem Erleben und der Tastwahrnehmung, und nicht zuletzt dem Anteil an der spachlichen Artikulation. Im Rahmen körperlicher Behinderungen kann die Zunge Abweichungen und Störungen ihrer Bewegungsmöglichkeiten aufweisen, die im Weiteren beschrieben und auf ihre Folgen hin betrachtet werden sollen. Schädigungen am Zungenkörper selbst, wie z.B. Teil- oder Totalverlust nach Tumoroperation oder im Zusammenhang mit infektiösen, medikamentösen und auf anderen Erkrankungen beruhenden Veränderungen (Herpes simplex, Schwellungen, Aphten, u.a.m.) bleiben in dieser Arbeit unberücksichtigt. Um die Bedeutung und die Förderung der Bewegungsmöglichkeiten der Zunge nachvollziehbar zu machen, werden der anatomisch-physiologische Aufbau, die Bewegungsentwicklung und auch psycho-emotionale Aspekte der Zunge beschrieben. Darüber hinaus wird – exemplarisch – die Förderung zweier Kinder mit unterschiedlicher Behinderung und dadurch eingeschränkter Zungenfunktion vorgestellt. Die grundlegenden Bewegungsmöglichkeiten der Zunge auszuschöpfen, und die Bedeutung für die eigene Lebensgestaltung in Zusammenhang mit den möglichen Zungenfunktionen zu erwerben, soll behinderten Kindern in einem dialogischen, pädagogisch-therapeutischen Vorgehen durch eine gezielte Förderung (im Gegensatz zu einer allgemeinen Entwicklungsförderung) ermöglicht werden. Dazu werden verschiedene Modelle und Konzepte zur Förderung grundlegender Zungenbewegungen vorgestellt und ihre Umsetzung und Anwendbarkeit im Zusammenhang mit den gegebenen motorischen aber auch kognitiven Einschränkungen diskutiert. Auf die Darstellung von Konzepten zur Förderung der konkreten und differenzierten Sprachlautbildung wird in dieser Arbeit verzichtet. Es wird kritisch beleuchtet, inwiefern therapeutische Konzepte mehrfach behinderten Kindern ermöglichen, einen Sinnzusammenhang zum eigenen Erleben (ihrer selbst und ihrer Umwelt, bzw. ihrer selbst in Zusammenhang mit ihrer Umwelt) und einen Bezug zur Selbstwirksamkeit der eigenen körperlichen Fähigkeiten herzustellen. Außerdem wird hinterfragt werden, inwiefern es durch diese Konzepte gelingt, eine selbsttätige, wirksame Stillung von Grundbedürfnissen zu ermöglichen. . Im Rahmen dieser Arbeit wird die Zunge nahezu künstlich isoliert betrachtet und dadurch aus ihrem Kontext herausgehoben. Es sollte stets im Bewusstsein bleiben, dass die Zunge zwangsläufig mit all ihren Aufgaben und Fähigkeiten Teil des aufs engste abgestimmten und in Wechselwirkung stehenden orofazialen Systems ist. Dabei soll die detaillierte Betrachtung der Zunge ermöglichen, bestimmte Phänomene bewusster wahrzunehmen und Schlüsselansätze der Förderung zu verdeutlichen.
Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, gehört zu den häufigsten Störungen des Kindes- und Jugendalters. Sie ist durch Kernsymptome wie Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität gekennzeichnet (vgl. Schweifer 2009, S. 184). „Weiter sind für die Störung Unregelmäßigkeiten in der Anpassungsfähigkeit, Verzögerungen in der intellektuellen Entwicklung, akademische Leistungseinbußen, Probleme mit der sprachlichen und motorischen Entwicklung, Motivationsschwierigkeiten, fehlende Regulation von Emotionen und das gehäufte Auftreten von Unfällen typisch.“ (Schweifer 2009, S. 184). Diese Verhaltensweisen werden von Lehrern im Unterrichtskontext als störend betrachtet und „als eines ihrer herausragenden Unterrichtsprobleme genannt.“ (Lauth/Mackowiak 2004, S.158). Trotz großer medialer Popularität von ADHS und rasant anwachsender internationaler Literatur gibt es bisher wenige Studien zu ADHS in Bezug auf den Schulalltag und die beteiligten Berufsgruppen wie beispielsweise Klassenlehrer, Beratungslehrer, Schulärzte und Schulpsychologen (vgl. Schweifer 2009, S. 184). sonders hervor, da sie diejenigen sind, die in unmittelbaren Kontakt zu den Kindern stehen. Die zentrale Frage der vorliegenden Studie lautet entsprechend: Welche allgemeinen und ADHS-spezifischen Handlungsmuster im Rahmen einer Professionalisierung des Lehrerberufes erweisen sich als besonders erfolgreich in der pädagogischen Praxis bei Schülern mit ADHS?
Der Arbeit liegt die Begleitung eines 13-jährigen Jungen im Schulalltag der Schule für Körperbehinderte zugrunde. Seine expressive Lautsprache ist aufgrund einer cerebralen Bewegungsstörung stark eingeschränkt. Er hat deshalb eine komplexe elektronische Kommunikationshilfe, den Tobii. In Einzelsituationen kann der Junge gut mit dem Tobii umgehen, im Unterricht nutzt er seine Kommunikationshilfe allerdings nicht. Der Begriff der cerebralen Bewegungsstörung und deren Begleiterscheinungen wird einleitend geklärt, eine Darstellung von Kommunikationssituationen schließt sich an. Dazu werden verschiedene Kommunikationsmodelle vorgestellt und dabei die Besonderheiten bei Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen hervorgehoben. Unterstützte Kommunikation und deren Auswirkungen auf die Kommunikation zwischen dem Kommunizierenden und seinen Kommunikationspartnern werden dargestellt. Da der Junge seinen Tobii über Augensteuerung bedient, werden auch technische Aspekte der Anpassung und Voraussetzungen einer erfolgreichen Nutzung erläutert. Vorstellung des Partizipationsmodells sowie eine anschließend damit durchgeführte Untersuchung konkretisieren das Ausgeführte.